Kapitel 16 Olli

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Kapitel 16 Olli

Wenn Olli eins konnte, dann war das verdrängen um jeden Preis

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Wenn Olli eins konnte, dann war das verdrängen um jeden Preis. Er versuchte alles, um Ben und vor allem sich selbst von dem Abend im Silverlight abzulenken. Ben schien zu merken, dass er seinen sonst manchmal sehr zweideutigen Humor völlig jugendfrei hielt. Sogar regelrecht zusammenzuckte, wenn das Thema Sex aufkam. Ihm war klar, dass Ben sich sonst was ausmalte. Doch die Wahrheit? Ja, die Wahrheit... Was war denn die Wahrheit?

Jeden Abend, wenn sein bester Freund ins Bett gegangen war und er in seinem Zimmer lag, versagte sein Ablenkungsmanöver ein bisschen mehr. Er wollte sich nicht mit dem auseinandersetzen, was im Darkroom passiert war. Er wollte sich nicht an dieses Gefühl erinnern. Und doch kam es ihm immer wieder in den Sinn. Dieses dunkle Stöhnen, das wie ein Blitz in seinen Schwanz gefahren war. Der Anblick der beiden Männer...

Lange hatte er sich gefragt, was er erwartet hatte, wenn es um Gaysex ging. Irgendwie hatte er immer ein anderes Bild im Kopf gehabt, und doch wieder nicht. Er hatte Ben nie fragt. Die Zärtlichkeit, mit der die beiden vorgegangen waren... Immer wieder hatte er sich gefragt, was er erwartet hatte und es kam ihm immer ein eher rabiateres Verhalten in den Sinn. Etwas, das er nicht wirklich greifen konnte. Etwas, für das er sich bei näherer Betrachtung regelrecht schämte.

Und dann kam ihm wieder sein eigenes Ego in die Quere, das ihm verbot, genauer darüber nachzudenken. Er war nicht schwul! Die zahlreichen Frauen, die er bereits flachgelegt hatte, waren da ja wohl Beweis genug für. Die Ladys waren immer zufrieden gewesen. Ein Schwanz hatte ihn noch nie angemacht. Ja, er hatte unter der Dusche beim Sport mal bei dem ein oder anderen einen näheren Vergleich beim Hinsehen angestellt. Aber das war doch völlig normal! Oder?

Seufzend wischte er sich durch das Gesicht und schüttelte über die Gedanken, die sich immer wieder kreisend wiederholten, den Kopf. Das konnte so nicht weitergehen. Er brauchte Abstand!
Abstand vom Silverlight, Abstand von all dem hier. Er brauchte eine Veränderung und das am besten gestern.

Als er am nächsten Montag in der Werkstatt saß und die Mails durchging, glaubte er das erste Mal an so etwas wie Schicksal. Unter all den Spams und Bestellungen, war ein Last-Minute-Aufruf eines renommierten Anbieter für einen Kurs zur Optimierung der Personalführung, der in zwei Tagen starten würde. „Perfekt!", murmelnd, griff er zum Telefon und buchte sich für den Kurs direkt ein. Eine Woche Schweiz. Das würde vielleicht seine Gedanken zurück in die richtigen Bahnen lenken. Seine Angestellten würden die Woche ohne ihn wahrscheinlich ohnehin besser klarkommen, als ihm lieb war. Jetzt musste er nur die Bestellungen bis übermorgen noch irgendwie fertig bekommen.

„Und du hattest keine Zeit, mir vorher Bescheid zu sagen?" „Nicht wirklich", schmunzelte Olli entschuldigend, als er den entgeisterten Blick seines Freundes sah, als er ihn am Abend darüber in Kenntnis setzte, dass er dann übermorgen für eine Woche nicht da sein würde. „Du wirst ein paar Tage ohne mich schon überleben." „Darum geht es doch gar nicht." Olli legte den Kopf schief und lächelte seufzend.

„Sieh es mal so, sieben Tage, in denen ich dir nicht die Tour versauen kann." Oder anders, sieben Tage, in denen er nicht sehen musste, wie Ben eventuell einen anderen Kerl küsste. Und in der Sekunde, wo der Gedanke sich in seinem Kopf formte, fuhr es ihm eiskalt die Wirbelsäule herunter. Wo, zum Teufel, kam jetzt bitte das her?

Bittersweet HeartbreakWhere stories live. Discover now