Kapitel 18 Olli Teil1

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Kapitel 18 Olli Teil1

Kapitel 18 Olli Teil1

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Sieben Tage... Sieben Tage in der Schweiz in einem ziemlich angenehmen Hotel mit sehr leckerem Essen und eigentlich ganz netten Kursteilnehmern, von denen lediglich zwei Frauen waren. Wobei eine der beiden am Anfang einen ziemlich kalten Eindruck vermittelte. Erst drei Tage später wurde den anwesenden Männern klar, dass es ein Problem ihrer Zeit war, dass Zoe sich so gab. Die Tatsache, dass eine Frau als Chefin einer Baufirma offensichtlich entweder grundsätzlich zu weiblich oder zu grobschlächtig angesehen wurde. Und egal was sie auch tat, sie musste sich den Respekt ihrer Kollegen doppelt so hart verdienen, wie es ein männlicher Chef hätte tun müssen.

Olli fand das Ganze einfach nur grotesk. Vielleicht lag dies daran, dass in seinem Unternehmen schon immer mehr Frauen als Männer tätig gewesen waren. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er sich selbst nie wirklich als Überchef sah. Seine angestellten Damen waren um einiges älter als er und machten ihren Job oft genug schon wesentlich länger, als er überhaupt auf der Welt war.

Ein Thema, das er eines Abends mit Ben diskutierte, den er allabendlich anrief. Sehr zum Amüsement eines Kursteilnehmers, mit dem er sich relativ gut verstanden hatte. Es kam die Frage auf, ob Ben sein Liebhaber sei, worauf Olli regelrecht zusammenzuckte und sein Gegenüber fast fauchend gefragt hatte, was ihn das anginge. Die beiden sprachen danach den Rest der Woche kein Wort mehr miteinander und Olli hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen.

Alles in allem verlief das Seminar ganz nett. Olli schaffte es sich abzulenken und zumindest halbwegs einen klaren Kopf zu behalten. So dachte er zumindest. Denn als das Wochenende näher rückte und damit Bens Verabredung mit diesem Vincent in Sicht kam, verstand der Goldschmied immer weniger, was dieser Gedanke da in ihm auslöste. Er wollte, dass Ben sich amüsierte. Er gönnte ihm, dass er endlich jemanden fand, der ihn glücklich machte.

Aber... ja, aber. Da war es wieder, dieses Aber, das er sich nicht erklären konnte. Nicht nur, dass er sich Vorwürfe machte, dass er Ben alleine in den Club gehen ließ. Wer wusste schon, ob das Arschloch von letztens wieder auftauchen würde. Nein! Jetzt überlegte er auch noch, ob Ben mit diesem Vincent nicht doch eventuell einen Fehler machte.

„Man könnte meinen, der Typ wäre dein Sohn", gluckste Zoe, als sie an einem Abend zusammen an der Bar saßen und ein Bier tranken. „Wir sind in etwa gleich alt." Schmunzelnd zuckte Olli die Schultern. „Also eher nicht." „Kleiner Bruder?" „Bester Freund." „Aha..." Warum nur hatte Olli das Gefühl, ihr Blick drang ihm bis in die Seele? Sie betrachtete ihn lange, lächelte dann milde und schüttelte mit einem leisen Kichern den Kopf.

„Weiß er es?" Völlig konstatiert starrte er die junge Frau vor sich an und fragte, was genau sie meinen würde, worauf diese mit einem fast schon mitfühlenden Lachen den Kopf schüttelte. „Keine Ahnung. Aber ich schätze, du kommst schon noch drauf." „Wir sind kein Paar. Ich bin hetero und damit ziemlich glücklich!" „Hm, hm. Na, dann ist ja alles ok. Warum plötzlich so aggressiv?" Die ruhige, völlig gelassene Art, mit der sie ihn ansah, triggerte Ollis Nerven. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich zu rechtfertigen und klarzustellen, dass Ben und er wirklich kein Paar waren.

Doch dann schmunzelte Zoe wieder bloß und zuckte mit den Schultern. „Geht mich eh nichts an. Aber ich finde es ganz süß, wie du damit umgehst. Ich meine, welcher Kerl kommt sonst schon damit klar, dass sein bester Freund auf Männer steht?" „Was ist denn daran jetzt so ungewöhnlich?" Wirklich irritiert drehte er sich zu der jungen Frau vor sich um, worauf diese mit den Fingerspitzen gedankenverloren über den Rand des Bierglases fuhr und so einen leichten Summton erzeugte. „Sag du es mir. Mein Ex hat es nicht verkraftet, dass ich ihn wegen einer Frau verlassen habe. Und wir waren praktisch schon seit dem Sandkasten zusammen."

Sprachlos und ehrlich entgeistert starrte Olli die Blondine vor sich an und zog dann eine Augenbraue hoch, als ihr Blick ernster und ziemlich hart wurde. „Kommt jetzt der Spruch: Offensichtlich hat's sein Schwanz dir nicht ordentlich besorgt, oder fällt dir was Originelleres ein?" „Eigentlich wollte ich dich eher fragen, wie du herausgefunden hast, dass... naja. Dass du..." „Dass ich bi bin?" Warum zuckte er bei dem Wort zusammen, als hätte sie ihn getreten? Olli konnte sich den Drang, das Glas in einem Zug zu leeren nicht erklären, doch als Zoe zu erzählen begann, wurden die Striche auf seinem Deckel immer mehr...

Bittersweet HeartbreakWhere stories live. Discover now