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Nicolas erinnerte sich an den gesamten Abend. Er ging zu einer Strandparty, nichts sonderlich Unterhaltsames, aber sie würde ihren Zweck erfüllen. Ihm war nach leichter Gesellschaft. Und eine Strandparty war im Grunde ein Garant dafür. Eigentlich hätte er so nah an ihrem Wohnort gar nicht auf die Jagd gehen sollen. Aber wo ein Angebot ist, da kommt man schon mal auf blöde Ideen.

Die anderen hatten Recht, er war leichtsinnig gewesen.

Und dabei fing es so vielversprechend an. Direkt am Anfang bemühte sich eine nichtssagende Blondine um ihn. Diese Dinger waren so leicht um den Finger zu wickeln. Kompliment hier, ein geheimnisvolles Lächeln da und ein wenig den Unnahbaren mimen, schon standen sie Schlange. Blondie war eine kleine Möchtegern-Rebellin. Leicht zu beeindrucken, aber das hätte sie natürlich niemals zugegeben. Ein bisschen zu kurzer Rock, zu rote Lippen und zu sehr darauf bedacht von ihren Mitmenschen bewundert zu werden. Für Nicolas Zwecke perfekt. Und sie machte es ihm wirklich leicht. Viel zu schnell folgte sie ihm in den Wald, um ›unter sich‹ zu sein. Jetzt war ihm auch klar, warum. Er könnte sich selbst ohrfeigen.

Blondies warmer Mund bereitete ihm rasch Appetit auf mehr, als nur ein paar Schlucke Blut. Zufällig erreichten sie eine Hütte am Fuß eines Hanges mit einem Lagerfeuerplatz davor. Sie entzündeten sofort das Feuer, herrlich romantisch. Und das Holz lag bereits parat. Wie praktisch.
Es dauerte nicht lange, bis sie, engumschlungen, neben dem Feuer zum Sitzen kamen, schließlich zum Liegen. Nicolas hatte zwar Durst, aber ein bisschen Körperkontakt schlug er dann doch nicht aus. Er erinnerte sich noch gut an die angenehme Wärme des Feuers, und erst recht an die ihres Körpers. Und an ihren suchenden Händen auf seiner Haut. Unter seinem Hemd ...

Nicolas stieß ein scharfes Zischen bei der Vorstellung aus, dass Marlon ihn auf seinem übersinnlichen Beobachtungsposten dabei beobachtet hatte, der kleine Spanner. Zumindest zuckte Marlon bei diesem Geräusch schuldbewusst zusammen. Oder er hatte schlicht Angst vor Nicolas. Vermutlich beides.

»Vielleicht würdest du uns wenigstens erörtern, was dann schiefgelaufen ist? Das ist nämlich keinem von uns so richtig klar geworden«, sagte Tara.
»Woher soll ich das wissen?« Nicolas knurrte vor sich hin.
Tara nickte nachdenklich.

Jetzt wurde er doch gezwungen, noch einmal alles in seine Erinnerung zurückzurufen. Die Frau mit dem zu roten Mund, ihre Hände auf seinem Rücken, seiner Brust. Seine Hände, wie sie unter ihren Rock glitten. Sie hatte ihn verdammt geschickt abgelenkt, sonst hätte ihn der Schlag auf den Hinterkopf nicht so unvorbereitet getroffen. Aber das spielte keine Rolle. So primitiv war er nicht auszuknocken.

Nicolas war vor allem sauer. Was sollte das? Er entdeckte einen Mann mit einer schweren Schaufel hinter sich, der ihn perplex anstarrte und offensichtlich erwartete, dass er bewusstlos umfiel, wie es sich für einen ehrbaren Mann nach einem solchen Schlag gehört hätte. Dazu war er jedoch nicht geneigt. Sein süßes kleines Spielzeug war leider wenig überrascht von dem Angriff. Was Nicolas zu der Überzeugung führte, dass es sich um ein abgekartetes Spiel handelte.

Nicolas brauchte genau eine Sekunde, um von ›Miss Sexy‹ auf ›Jagdzeit‹ umzuschalten. Im Bruchteil einer Sekunde entwaffnete er den Mann und starrte ihm aus nächster Nähe ins Gesicht. Abwartend. Bis der Mann loslief und den Hang panisch hinaufkletterte. Nicolas gewährte ihm einige Meter Vorsprung, bevor er ihm in einer einzigen fließenden Bewegung nachsetzte. Sein gesamter Körper war auf Jagdmodus. Er packte den Mann beim Oberarm und in den Haaren, zog dessen Kopf zurück und versenkte seine Eckzähne in seiner Hauptschlagader. Hier hatte sich jemand freiwillig zum Abendessen gemeldet. Der Mann keuchte kurz auf, dann verstummte er. Dafür schrie die Kurzröckige jetzt um so lauter, hysterisch.

Normalerweise hätte Nicolas Blondie den Vorzug als seine Mahlzeit gegeben. Verdient hätte sie es, so wie sie ihn in den Wald gelockt hatte, um sich mit ihrem kleinkriminellen Freund über ihn herzumachen - nur für ein bisschen Kleingeld.
Nun, sie hatten beide ihre wahren Absichten verheimlicht. Damit wären sie quitt gewesen. Eigentlich.

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt