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Nach einer knappen halben Stunde erreichten sie einen kleinen Hafen, dessen Wasser in winzigen Wellen hin- und herschaukelte und dabei die Sonne reflektierte, als würde es glitzern. Kreischende Möwen umkreisten die schwankenden Boote und der Küstenwind schmeckte salzig auf ihren Lippen. Der Hafen war umgeben von kleinen Geschäften und emsigen Treiben. Sie stellten ihre Räder ab und Lia zog Melissa zu einem der Läden.

Beim Betreten fiel ihr Blick sofort auf die Unmenge an kuriosen Gegenständen, die in liebevoll arrangierten Regalen und Vitrinen aufgebaut waren, alte Bücher und Schreibgeräten bis hin zu Vintage-Schmuck und Porzellan. Doch es waren die subtilen maritimen Akzente, die das besondere Flair des Ladens ausmachten: Muschelschmuck, kunstvoll gefertigte Segelboote und ein meisterhaft geknüpfter Seemannsknoten, der als Dekoration an der Ladentheke hing. Ein antiker Holztischen präsentierte sogar ein vergilbtes Seekartenbuch, dessen Seiten von vergangenen Abenteuern und unentdeckten Küsten erzählten.

Die Atmosphäre war warm und gemütlich, und der Duft von altem Holz und Zimt lag in der Luft. Im hinteren Teil des Ladens befand sich ein Café mit ein paar Tischen und Stühlen, an denen man sich niederlassen konnte.

Sie nahmen Platz und Melissa fühlte sich regelrecht verzaubert, wie in eine andere Welt versetzt. – Was, angesichts ihrer Situation, eine gewisse Ironie in sich barg.

Lia saß ihr gegenüber, der lange Pferdeschwanz des quirligen Mädchens hüpfte munter in der Gegend herum.

»Seit wann bist du mit Marlon zusammen?«

»Seit ein paar Monaten schon. Wir haben uns an einer Bushaltestelle kennengelernt. Kaum zu glauben, nicht? Wir haben uns auf Anhieb verstanden.«

»Tara hat erwähnt, du würdest Marlon helfen mit seinen – Fähigkeiten.« Es kam Melissa noch immer seltsam vor, so selbstverständlich von Magie zu reden. Und das nach allem, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte.

»Ja, es hat sich herausgestellt, dass wir ein gutes Team sind, was die Zauberei angeht. Marlon fällt es schwer, sich zu konzentrieren, wenn er mit seinen Kräften arbeitet. Eines Tages hatte er meine Hände genommen, und die Energien durch mich durchlaufen lassen. Er wollte mir ermöglichen, diese selbst einmal zu erleben. Es war unglaublich, diese Kräfte zum ersten Mal zu spüren. Schnell stellten wir fest, dass es ihm mehr Kontrolle über seine Zauber gab, wenn er meine Hände hielt. Er sagte, er spüre meinen festen Willen, was der Zauber wirken soll. Der fehlt ihm, er ist dann zu unsicher, und die Energien suchen sich eigene Wege. Aber ich wisse immer genau, was ich will, und das lenkt alles in die geplante Richtung.«

»Das ist erstaunlich. Dann bist du sozusagen die Assistentin eines Zauberers. Aber eines Echten.«

Lias Mund zuckte kurz, dann fuhr sie fort: »Ja, so kann man das sagen. Wir üben fast täglich zusammen und Marlon ist in der Zeit viel besser geworden. Die Zauberkräfte hat er von seiner Großmutter geerbt. Josephina. Am Anfang hatte er die Energie kaum unter Kontrolle und Josi versuchte verzweifelt, ihm ein paar Sachen beizubringen. Deswegen wohnt er bei ihr. Marlon hielt sich leider nicht für sehr talentiert und die Energien machten meistens, was sie wollten. Aber ein paar Sachen klappten tatsächlich schon. Wobei er es bevorzugte beim Üben stets eine feste Decke in der Nähe zu haben, mit der man gegebenenfalls einige Flammen ersticken konnte.« Lia konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

»Aber als wir anfingen, zusammen zu üben, schaffte er es bald, leichte Gegenstände schweben zu lassen, also sehr leichte und er konnte den Fliegen an der Wand befehlen, das Zimmer zu verlassen. Praktisch, aber noch nicht so beeindruckend. Später übten wir mit Mäusen und Katzen. Und die Katzen sind nicht in Flammen aufgegangen. Er wurde dann tatsächlich besser. Er konnte irgendwann kleine Gegenstände erscheinen lassen und größere schweben. Er erfuhr von der Nachbarskatze, dass es drei Gärten weiter ein Mäusenest gab, und konnte sehen, wo sich jemand aufhielt, der nicht weiter als ein paar Autominuten weg war und was er gerade tat. So fand er auch heraus, dass sein Zahnarzt eine Affaire hatte, was wir eigentlich nicht wissen wollten. Aber das wir es wissen konnten, war einfach der Wahnsinn.«

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireKde žijí příběhy. Začni objevovat