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Melissa öffnete die Augen und lauschte dem sanften Rauschen des Windes, der durch das Fenster wehte. Sie hatte den gesamten Tag verschlafen und fühlte sich erstaunlich erfrischt und erholt. Ihr Körper war voller Energie und ihr Knöchel schien sich beruhigt zu haben. Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt und der Himmel begann sich tiefblau zu färben.
Kurz beschlich sie ein schlechtes Gewissen. Sollte sie ihrem Vater eine Nachricht zukommen lassen, dass es ihr gut ging? Er musste ihr Verschwinden mittlerweile bemerkt haben. Wie lange mochte es dauern, bis er begann sich Sorgen zu machen? Ob das überhaupt jemals der Fall wäre? Sie war sich nicht sicher.

Die Gedanken an ihren Vater schnürten ihr die Kehle zu. Schnell versuchte sie, sie zur Seite zu schieben. Selbst wenn sie sich hätte melden wollen, sie hatte nicht einmal ein Handy dabei.
Sie richtete sich langsam auf. Ihr Magen knurrte leise und sie beschloss, sich etwas zu Essen zu suchen. Als sie aufstand, bemerkte sie, dass ihr Fuß überraschend problemlos funktionierte. Sie war erleichtert, denn sie hatte befürchtet, dass ihre Verletzung sie mehr einschränken könnte.

Von unten drangen ausgelassene Stimmen und ein fröhliches Kinderlachen an ihr Ohr. Melissa beschloss, sich schnell frisch zu machen und nachzuschauen, wer sich dort unten aufhielt. Zu ihrer eigenen Überraschung freute sie sich auf die Begegnung mit den Menschen in diesem Haus. Es war, als ob sie in eine andere Welt eingetaucht wäre, eine Welt mit Menschen, denen ihr Wohlergehen am Herzen lag. Alleine das erschien ihr bereits wie Magie. Sie hoffte inständig, dass sie nicht noch einen Haken an der Sache entdecken würde.

Als Melissa im Wohnraum eintrat, fand sie Adam und Marlon vor, die am großen Esstisch saßen und ihrer Aufmerksamkeit einem Laptop widmeten, während sie sich über etwas unterhielten. Sie grüßten, nickten ihr freundlich zu und boten ihr an, sich zu ihnen zu setzen. Durch die großzügige Fensterfront sah sie Amia fröhlich im Garten schaukeln, die letzten Lichtstrahlen des Tages auskostend. Tara war nirgends zu erblicken.

Melissa setzte sich zu den jungen Männern und ließ sich das Objekt ihres Interesses vorführen. Auf dem Laptop erkannte sie ein Foto von zwei Ottern, die neugierig in die Richtung des Betrachters sahen.

Verwundert blickte Melissa die beiden an. »Ihr seht euch Tierfotos im Internet an?«

»Nicht ganz,« schmunzelte Adam, »wir begutachten unsere Jagdbeute von letzter Woche.«

»Ihr habt die armen Otter geschossen?« Erschütterung schwang in Melissas Stimme mit.

»Ja«, antwortete Adam, »aber nur mit der Kamera. Den Tieren ist nichts geschehen. Sie haben es nicht einmal bemerkt«

»Oh.« Melissas Wangen fühlten sich plötzlich wärmer an. »Die Fotos sind von euch?« Melissa betrachtete die Bilder jetzt mit größerem Interesse. Auf einem weiteren befand sich ein Otter mit einem Fisch im Maul und noch ein anderes zeigte sogar ein Jungtier. »Die sind verdammt gut. Wie macht ihr dass, das die Tiere euch nicht bemerken? Ihr müssst ziemlich nahe herangekommen sein.«

»Danke,« nahm Adam das Kompliment an, »wir sind eben verdammt leise und bewegen uns möglichst wenig. Das ist alles.«

»Adam ist ein ziemlich guter Fotograf«, fügte Marlon hinzu. »Er hat schon etliche seiner Bilder an Magazine und ähnliches verkaufen können. Er wird irgendwann ein berühmter Naturfotograf sein.«

Melissa verwunderte es, wie entspannt Marlon war. Er machte tatsächlich einen deutlich besseren Eindruck als noch am Morgen. Aber das konnte man von ihr vermutlich auch behaupten. Die beiden Jungs schienen jedenfalls völlig in ihrem Element zu sein.

»Mit irgendwas muss ich schließlich Geld verdienen, um uns durchzubringen.« Adam zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Und da das Ausbildungsgehalt eher ein Almosen ist, bleibt mir leider nichts anderes übrig, als richtig gute Bilder zu schießen und dabei meine wertvolle Zeit in der Natur zu vergeuden.« Er klang ziemlich zufrieden über diese Vergeudung.

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireOù les histoires vivent. Découvrez maintenant