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Scharf durchfuhr es ihn, als er am Türgriff seines Autos zog. Der Parkplatz war weit genug vom Gästehaus entfernt. Niemand würde etwas bemerken. Niemand konnte etwas bemerken. Tiefes Bedauern stieg in ihm auf. Wieder eine Entscheidung, die er nicht hätte treffen sollen, und wieder hatte er nicht anders gekonnt. Wie konnte ihm alles so entgleiten? Er hatte nur Frieden und Sicherheit für alle gewollt. Und wieder erreichte er das Gegenteil.

Gequält stöhnte er auf und sank auf den Fahrersitz. Er sollte nicht hier sein, doch für eine Rückkehr war es zu spät. Fahrig wischte er sich über das heiße Gesicht.

Tara würde ab hier übernehmen. Sie hatte es ihm versprochen. Er vertraute ihr.

Und Melissa ... sie könnte im Gästehaus wohnen, solange es ihr beliebte. Er hatte bereits alles mit Maurice besprochen. Wir gerne hätte er sein Versprechen eingelöst und wäre für immer an Melissas Seite geblieben. Doch sie war seine Schwachstelle, es war zu offensichtlich. Eine Gefahr für die anderen. Eine Gefahr, die ihm den Verstand raubte.

Sie würde ihn verfluchen, ihn vielleicht sogar hassen. Aber letzten Endes war sie stark. Er vertraute darauf. Er musste darauf vertrauen.

Natürlich hatte er es sich anders gewünscht. Er hatte versucht, die Augen vor der Gefahr zu verschließen, die immer an seiner Seite gewesen war, selbst in Momenten, in denen er sie nicht sah, weil er sie nicht sehen wollte. Niemals hätte er sich auf Melissa einlassen dürfen. Doch die letzten Tage mit ihr, die wenigen Wochen, die er sie kannte – für nichts hätte er diese Zeit eintauschen wollen. Niemand konnte ihm diese Erfahrung nehmen. Er würde es jedesmal genauso machen.

Er ließ seinen Kopf kraftlos gegen das Lenkrad sinken. Sie alle würden durch die Hölle gehen, nur wegen ihm.

Schon wieder.

Wie gerne würde er bei ihnen bleiben.

Hoffentlich kamen sie schnell über ihn hinweg.


Als der Motor startete, lauschte er noch einmal intensiv in die Nacht hinein. Doch kein Geräusch regte sich in Richtung des Gästehauses. Alle schliefen ahnungslos, ohne sein Verschwinden zu bemerken. Nur leises Knirschen des Kieses unter den Reifen war zu vernehmen. Niemand, der den Wagen aufhielt.

Er dachte an den Kuss, den er der schlafenden Melissa auf die Stirn gehaucht hatte, als er das Zimmer verlassen hatte.

Der letzte Kuss.

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireWhere stories live. Discover now