Kapitel 23

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"Shirin?" Ich nehme seine Stimme wahr, bin jedoch zu schlaftrunken, um meine Augen zu öffnen. "Shirin, wollten Sie frühstücken?" Miran streicht meine Locken aus meinem Gesicht. Ich murre, drehe mich dann aber auf den Rücken und strecke mich. Mir ist noch etwas warm, aber ich fühle mich definitiv besser als gestern. Als ich dann meine Augen öffne, steigt meine Temperatur. Wie vertraut es wirkt, dass er sich zu mir hinuntergebeugt hat und mich besorgt ansieht. "Schaffen Sie es aufzustehen?" "Wenn es nur Kaffee und Eiweiß gibt, dann stehe ich nicht auf." Seine Mundwinkel zucken amüsiert. Oh Gott, mein Bauch kribbelt. "Keine Sorge. Ich will Sie nicht noch weiter schwächen. Sie können sich im Bad gegenüber meines Schlafzimmers auffrischen." Die tolle Seife mit ihrem wunderbaren Duft motiviert mich, langsam aufzustehen. Mich holt dabei ein leichter Schwindel ein, weshalb ich angestrengt meine Augenbrauen hochziehe und träge blinzele. Miran hält schon stützend seine Hände bereit. "Geht es?" Ich nicke. Zwar sehe ich mehr schwarze und graue Punkte als sein hübsches Gesicht, aber es sollte gleich schon wieder gehen. Trotzdem halte ich mich lieber an seinen Händen fest und lasse mir aufhelfen ... oh Mann, ich sehe ihn immer noch nicht.

"Shirin?" "Ich glaube, ich kippe um", murmele ich. Sogar ziemlich sicher, denn ich sehe immer weniger und höre ihn kaum noch. Ich bemerke nur, wie ich mich gegen seine Brust fallen lasse und er mich festhält. Mein Kopf fällt in den Nacken, bis ich durch kaltes Wasser wieder ins Hier und Jetzt gezogen werde. Puh! Das hatte ich nötig. Ich starre meinen Chef mit aufgerissenen Augen an. Wie schnell hat er mich ans Waschbecken transportiert und ... oh ... er hat sich an meine Hinterseite gepresst ... ich muss öfter in Ohnmacht fallen. "Geht es wieder?" Ich hoffe, es geht nie wieder. Miran hat mich zwischen dem Waschbecken und sich eingeklemmt. Ich spüre seine Brust an meinem Rücken und oh Mann, ich kann nicht anders, als mich gegen sie fallen zu lassen. "Sie sind aber flott", murmele ich. "Bei Ohnmacht sollte man immer schnell handeln." Ich hoffe, Sie drücken sich nicht an all Ihre Mitarbeiter. "Ich bleibe für den Fall, dass Sie beim Zähneputzen doch zusammenbrechen." Das finde ich sehr gut. Außerordentlich gut. Er überreicht mir die Zahnbürste und ist sogar so lieb und gibt stellvertretend für mich Zahnpasta auf die Bürste. Selbst das Tätigen des Wasserhahns übernimmt er für mich.

Ich bin gerade dabei, mich zum Wasserstrahl vorzubeugen, als mich seine Hände an meinem Nacken überraschen. Ich halte eine Sekunde inne. Er hält meine Haare für mich fest. Durch seine Berührung fröstele ich. Meine Kopfhaut prickelt seinetwegen. Wenn er doch nur mein Herz abtasten könnte, um zu wissen, wie stark ich reagiere. Eigentlich mag ich es nicht, wenn Arbeitskollegen meine Haare berühren, aber bei ihm fühlt es sich zu schön an, um abzulehnen. Im Gegenteil: Ich möchte es sogar. Er beweist mir jedes Mal, wie wohltuend seine Berührungen doch sind. Am liebsten würde ich noch Stunden vor dem Waschbecken stehen. "Wir können wieder zurück." "Gut." Miran hält mir noch das Handtuch zum Abtrocknen hin, bevor er mich in die Küche bringt. Immer noch dicht an mich gedrückt. Immer noch mit seinen Händen an meinen Oberarmen. Das Frühstück überrascht mich. Guacamole! Und der Saft ... er sieht aus wie mein Orangen-Zitronen-Saft. "Seien Sie bitte nicht allzu streng. Das sind meine ersten Versuche für den Saft und die Guacamole." Ich schmolle gerührt. "Ich bin gespannt", erwidere ich leise. Das Frühstück sieht wunderbar aus. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, als ich die geschnittenen Gurken sehe.

Miran rückt noch den Stuhl für mich zurecht, ehe er sich gegenüber mir niederlässt. "Wollen Sie Tee?" "Gern." Es steht ihm ausgezeichnet, Tee einzugießen. Er selbst bleibt bei seinem typischen Kaffee. "Sind Sie in der Nacht noch einmal aufgestanden?" Ich verneine es, würde am liebsten in Grund und Boden sinken, als mir mein Grapschen wieder in den Sinn kommt. Er hat wirklich sehr straffe und stramme Oberschenkel, das muss ich ihm lassen. "Nein. Wann sind Sie in Ihr Schlafzimmer gegangen?" "Gar nicht, Shirin. Ich bin bei Ihnen geblieben." Oh ... das ist außerordentlich nett. Das ist ... es bringt mein Herz zum Rasen. Ich senke verlegen den Blick auf die dampfende Tasse. Er ist bei mir geblieben. Er ist mir nicht von der Seite gewichen. Das ist außerordentlich ... liebevoll. Gott, meine Hände zittern schon von den ganzen Emotionen. Ich stelle daher vorsichtshalber die Tasse auf den Tisch. Er ist bei mir geblieben, ich kann es nicht fassen! "Hoffentlich war es gemütlich, im Sitzen zu schlafen." Miran schnalzt daraufhin mit seiner Zunge und führt sich seine Tasse zu seinen Lippen.

Tollpatschige LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt