Kapitel 37

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Ich muss zugeben, dass mir London nicht guttut. Aber nur aus dem Grund, weil ich nicht aufhören kann, Geld auszugeben. Hier sind so viele schöne Lippenstifte in den Geschäften, die in Deutschland meistens nur online erhältlich sind und ich muss nicht hoffen, dass der Ton wirklich dem Abbild entspricht, sondern kann es direkt ausprobieren und ach! Es ist herrlich. Ich war auch wieder in dem Hair-Shop und der nette Ladenbesitzer hat mich sogar wiedererkannt! Als seine Frau dazukam und ich ihnen mitteilen musste, dass ich gar nicht schwanger war, waren sie traurig, haben aber danach umso mehr gelacht, als ich zugegeben habe, dass ich bloß zu viel gegessen habe. Ein Glück war Miran noch nicht dabei, weil er nach einem Parkplatz gesucht hat, denn ich hätte mich in seiner Anwesenheit sicherlich auf Englisch verhaspelt. Sobald wir zusammen sind, lasse ich ihm das sprechen. Es hört sich ohnehin besser an, wenn er mit seiner samtig rauen Stimme wie ein Brite spricht. Ansonsten habe ich die Stadt wirklich gern, vor allem abends, wenn mich Miran an die schönsten Orte führt. Heute muss ich aber dringend in die Stadt, denn zwei meiner BHs haben den Geist aufgegeben und piksen mich mit ihren Bügeln.

"Können wir heute in die Stadt?", murmele ich entspannt gegen seine Brust. Wir haben gerade gefrühstückt, liegen aber wieder in unserem Bett - Miran ohne T-Shirt auf meinen Wunsch. "Wir machen alles, was du dir wünschst. In was hast du dich dieses Mal verliebt?" Ich schmunzele. Ich habe zwei wunderschöne Schneekugeln gefunden. Sie waren beide im Schaufenster eines Antiquitätenshops. "Ich brauche BHs. Zwei von mir können in den Müll." Aber das kann warten, denn seine langen Finger verwöhnen gerade wunderbar meine Kopfhaut. "Bist du jemals auf einem kleineren Boot gefahren?" "Nein, aber ich kann schwimmen." Ich spüre, dass er innehält, bevor er tief ausatmet. "Würdest du dich auf ein Boot trauen?" "Kaufst du eins?" "Möchtest du eins?" Ich ziehe verdutzt meinen Kopf zurück. "Du bist kaufsüchtig." "Kann sein, aber das beantwortet meine Frage nicht." "Wenn ich deine Frage beantworte, kaufst du dann ein Boot?" "Darüber können wir dann diskutieren. Man kann die Sehenswürdigkeiten Londons mit einem Uber-Boot perfekt und entspannt besichtigen." Oh! Das hört sich interessant an. "Bin dabei." Ich lächele erfreut, schnappe mir einen Kuss, ehe ich aufstehe und mich anziehe.

"Möchtest du dir nur Unterwäsche kaufen oder auch ein Kleid?" "Wenn ich ein schönes Kleid finde, in das ich mich sofort verliebe, dann auch ein Kleid." Ich habe mich schon daran gewöhnt, dass Miran mir alles kauft und jegliche Arbeit abnimmt. Wenn ich ehrlich bin, tut es mir wirklich gut, einmal nicht selbst denken und handeln zu müssen. "Nimm vorsichtshalber eine dünne Jacke mit, falls es dir auf dem Boot zu kalt wird." Stimmt! Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. "Ich möchte unbedingt wieder zu Hill and Pergola", schmolle ich. Es gibt keinen Ort, der mich so verzaubert hat wie dieser. "Was immer du dir wünschst, Shirin." Ich spüre seine Anwesenheit erst jetzt hinter mir. "Ich habe auch eine Überraschung für dich." Ich drehe mich überrascht zu ihm. "Schon wieder?" Aber ich habe schon so viele tolle Sachen geschenkt bekommen. Ich muss wirklich seine Karte sperren lassen. Miran lächelt nur zufrieden. "Du wirst dich freuen." "Aber Miran, du hast mir innerhalb von drei Tagen so viel gekauft." "Es waren zwei Tage. Der dritte ist erst heute." Ist doch dasselbe. "Komm. Ich zeige dir die Überraschung." Ist sie etwa im Haus? Ich lasse mich von Miran die Treppe hinunterführen. Wie es den Anschein hat, gehen wir doch raus ... oh mein Gott! Meine Pflanzen!

Ich kreische und springe in seine Arme. Er hat meine Pflanzen einreisen lassen! "Miran!", kreische ich. Oh Gott, ich habe mir solche Sorgen um sie gemacht! "Wie soll ich zusehen, wie du täglich besorgt um deine Pflanzen bist?" "Ich liebe dich!" Mein Kopf reißt sich zurück, um meine Lippen auf seine zu pressen. Mein Herz rast vor Freude. Früher wollte man mir nicht einmal ein Getränk mitbringen und jetzt habe ich eine Person an meiner Seite, die sogar meine Pflanzen in ein anderes Land transportiert. "Braucht man eigentlich Pässe für Pflanzen?" Miran lächelt mich sanft an, als er meine Locken wegstreicht. "Sie wurden von einem Kurierfahrer nach London gebracht. Ich hatte bei einem Flug keine Garantie, dass sie sicher transportiert werden." Und wie viel Mühe er sich dabei gegeben hat! Ich schmolle. All meine und auch seine Pflanzen sind hier. Da ist sogar Rahul und auch Miran. Ich zeige auf meine Monstera deliciosa. "Er heißt Miran." Ein Blick zu meinem Miran sagt mir, dass es ihn sichtlich amüsiert. "Ein handverlesener Name, Shirin." Ich nicke stolz. Meine Brust bebt vor Freude bei all den schönen Pflanzen! Ich schleppe sie alle nacheinander mit Miran ins Wohnzimmer, wechsele immer wieder die Positionen, sodass eine Stunde vergeht. Jetzt bin ich aber bereit fürs Shoppen!

Tollpatschige LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt