Direwolves - Nichts über den Club!

Kapitel 13 - Die halbe Wahrheit

Arthur

Am Sonntagmorgen fiel mir die Decke auf den Kopf und drohte mich zu erdrücken. Immer wieder hatte ich Felicias blasses Gesicht und ihre starren Augen vor mir, als sie dazu genötigt wurde, die Gräueltat ihres Club-Mitglieds schweigsam mitanzusehen. Hinzu kamen ihre bitteren Worte, die in Dauerschleife meinen Verstand heimsuchten und mich beinahe in den Wahnsinn trieben ...

,,Ich steh nicht auf dich und das ändert kein schwarzes T-Shirt und auch kein guter Musikgeschmack.''

Völlig unter Strom saß ich auf meinem riesigen Boxspringbett, die Ellenbogen auf meine Oberschenkel gestemmt und die Hände frustriert gegen meine Schläfen gepresst.

Noch nie in meinem Leben war ich in einer Situation gewesen, in der ich das Gefühl hatte, nichts ausrichten zu können. Ich konnte Felicia nicht helfen, nicht für sie da sein, weil sie es nicht wollte. Weil sie mich nicht wollte. Diese Erkenntnis fraß sich unangenehm durch meinen Magen und nahm mir gleichzeitig die Fähigkeit, klar zu denken. Und es gab nur eins, was mir jetzt noch helfen konnte, und das war meine Ducati!

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Das Wetter war perfekt für eine Auszeit auf meiner Supersport. Der Himmel war blau, die Sonne stark und die Temperaturen nicht zu hoch, aber immer noch sommerlich. Die Entscheidung, auf meine Ducati zu steigen, war definitiv die beste, die ich treffen konnte. Den bebenden Motor unter mir zu spüren und die Geschwindigkeit, die meinen Körper zum Kribbeln brachte, waren eine hervorragende Ablenkung. Ich wusste, dass sich nichts verändert haben würde, wenn ich nach diesem Ausflug wieder mein Zuhause im Westend betrat, doch nur für eine kurze Zeit das ganze Chaos der letzten Wochen hinter mir zu lassen, stimmte mich für einen klitzekleinen, kaum greifbaren Moment glücklich.

Ich liebte die Strecke durch den dicht mit Laub- und Nadelwäldern bewachsenen Taunus. Die vielen Kurven, die sich wie eine gigantische Schlange durch das kräftige Grün zogen und die ruhige, idyllische Umgebung. Das einzige Problem? Mit über 200 Sachen diese berühmte Motorradstrecke entlang zu heizen, bedeutete, dass ich viel zu schnell wieder auf der Autobahn Richtung Frankfurt landete. Natürlich hätte ich diesen Trip verlängern, meine Auszeit weiter ausdehnen können, doch hatte sich für den Nachmittag Alexander angekündigt und ich wollte meinen besten Freund ungern warten lassen, nachdem ich am vorherigen Abend einfach von jetzt auf gleich das Mainfest verlassen hatte.

Das Gespräch mit Alexander war schon lange überfällig ... Er war mein bester Freund und in letzter Zeit hatte ich wirklich viele Geheimnisse vor ihm, was gar nicht zu mir passte ...

Gerade zog ich mit 220 km/h an einem schicken schwarzen M5 vorbei, da fiel mein Blick auf einen dunklen Fleck vor mir, der sich, je näher ich ihm kam, immer mehr in einen klassischen Chopper verwandelte.

Erst dachte ich mir nichts dabei, schließlich war ich an diesem Mittag schon unzähligen Bikes begegnet, doch dann erkannte ich wehende blonde Locken, die mein Herz beinahe genauso schnell zum Rasen brachten, wie meine Maschine, auf der ich dahin flog.

Konnte das denn wirklich sein?

Auf einmal war mir viel zu heiß in meinem Racing-Anzug ...

Ich ging vom Gas, denn es waren nur noch wenige Meter, bis zu der in einer schwarzen Lederjacke gekleideten Blondine, die hinter einem großen Typen auf einer klassischen Harley Davidson saß.

Der Halbschalenhelm der jungen Frau schnellte in meine Richtung und mein rasendes Herz drohte zu explodieren, als ich in Felicias wunderschöne und zugleich gemeingefährliche Wolfsaugen blickte. Ungläubig sah sie mich an, ihre herzförmigen Lippen leicht geöffnet. Es war, als verlor ich mich in diesem atemberaubend hübschen Gesicht, mit der süßen Stupsnase, bis plötzlich der Fahrer der Harley mich wütend und mit zusammengebissenen Zähnen musterte. Ein Stich bohrte sich in meine Brust, als ich das brutale Arschloch der vergangenen Nacht erkannte, der sie so besitzergreifend und gegen ihren Willen vom Fest gezerrt hatte.