Kapitel 27 - Falsche Nummer

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Arthur

Die Nacht mit Felicia war einfach perfekt gewesen. Wie konnte sie behaupten, dass es sich nur um Sex gehandelt hatte? Ich hatte doch die Emotionen und die Leidenschaft zwischen uns gespürt! Und wie konnte sie mir unterstellen, dass ich sie bei solch einem schwerwiegenden Thema, wie dem Tod ihrer Mutter, anlügen würde?

Es brach mir das Herz, als ich an Felicias geschockten Gesichtsausdruck, die über ihre Wangen kullernden Tränen und ihre vor Aufregung bebende Stimme dachte und ich fragte mich, ob ich das Geheimnis über ihre Mutter wohl lieber hätte für mich behalten sollen ... Doch hatte die schöne Blondine nicht das Recht darauf, es zu erfahren? Sie musste schließlich endlich einsehen, dass ihr Club nicht gut für sie war! Ich wollte sie doch nur beschützen ...

Frustriert legte ich mich auf mein Bett. Mein Kissenbezug roch noch nach Felicias süß-würzigen Duft, der mich an eine Mischung aus Vanille und Zimt erinnerte. Gerade schweiften meine Gedanken zurück zu dem grandiosen Sex, als es plötzlich an meiner Wohnungstür klingelte. Verdammt. Warum ausgerechnet in diesem Moment? Es war Freitagmorgen ... Wer konnte das sein? Mein Herz begann schneller zu schlagen. War das vielleicht mein kleiner sexy Dämon? Hatte sie etwa erkannt, dass ich die Wahrheit sprach? Von purer Hoffnung ergriffen, sprang ich aus meinem Bett, stürmte zur Wohnungstür und öffnete sie aufgeregt. Ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen, als ich plötzlich in Alexanders Gesicht mit der kugelrunden Brille auf der Nase blickte. Mit großen geschockten Augen sah er mich an, denn er hatte mich seit dem Vorfall mit den Direwolves nicht mehr gesehen.

,,Mensch Arthur! Was ist denn mit dir passiert?!'', fragte er fassungslos, während ich ihn eintreten ließ.

,,Ich wurde überfallen'', sagte ich schulterzuckend und beobachtete, wie sein Blick erst über meine auf dem Boden liegenden Klamotten und dann über die halbvolle Weinflasche auf dem Küchentresen glitt. Amüsiert, aber auch verwirrt, runzelte Alexander die Stirn.

,,Sag mal, hattest du etwa Damenbesuch?''

Ein wenig verlegen fuhr ich mir durch mein zerzaustes Haar, als mein bester Freund plötzlich scharf die Luft einzog.

,,Nein! Bitte sag mir nicht, dass du dieses Bikermädchen datest und deshalb so aussiehst ...''

Ertappt sah ich ihn an. Wir waren angehende Volljuristen, Dinge zu kombinieren war nun mal unser Spezialgebiet.

,,Sag mal, bist du denn völlig verrückt?'', fragte er verständnislos und zog die Augenbrauen hinter seiner rahmenlosen Brille ungläubig zusammen. ,,Hast du wirklich Prügel von diesem asozialen Bikerclub bezogen und die Kleine trotzdem hier gehabt?''

Ich seufzte nickend. ,,Ja, habe ich.''

Kopfschüttelnd raufte Alexander sich sein braunes Haar. ,,Gott Arthur ... Ist das dein ernst? Hast du mal in den Spiegel gesehen? Du siehst aus, als hätte dich ein verdammter  Zug überrollt! Das kann diese Kleine doch nicht wert sein!''

Gereizt ballte ich meine Hände zu Fäusten. ,,Doch, das ist sie.''

Der Mund meines besten Freundes klappte auf. ,,Aber Arthur ... Warum? Weil sie gut im Bett ist? Das sind andere Frauen doch auch! Notfalls gehst du einfach ins Bordell, die sind genauso ...''

,,Halt deinen Mund!'', platzte es da zornig aus mir heraus, bevor Alexander etwas sagen konnte, was mich gänzlich aus der Haut fahren ließ. ,,Du kennst Felicia überhaupt nicht, weshalb du dir deine nächsten Worte gut überlegen solltest!''

Mit weit aufgerissenen Augen und fest zusammengepressten Lippen sah Alexander mich an, denn so hatte er mich noch nie erlebt und ehrlich gesagt, hatte ich selbst mich auch noch nie so erlebt. Es war seltsam ... Wenn es um Felicia ging, brannten bei mir die Sicherungen durch. Ich hatte einfach das Gefühl, sie vor allem und jedem beschützen und ihre Ehre verteidigen zu müssen. Und wenn mein Freund etwas negatives über sie andeutete, fühlte es sich so an, als würde er mich persönlich damit angreifen. Dennoch überkam mich ein schlechtes Gewissen, als ich Alexanders überrumpelte Miene erblickte. Schließlich wusste ich, dass er sich nur Sorgen machte.

Direwolves - Nichts über den Club!Where stories live. Discover now