Kapitel 31 - Eine gute Idee und eine noch größere Überraschung

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Felicia

Das Verschwinden meines Bruders hatte meinen Vater wirklich entsetzt. Zwar behielt er noch immer die Ruhe und versuchte professionell seine emotionslose Fassade aufrechtzuerhalten, doch erkannte ich eine Niedergeschlagenheit in seinen Augen, die ich sonst nur zu sehen bekam, wenn es um meine Mutter ging. Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Warum musste unsere Familie so zerbrechen? Erst meine Mutter, dann mein Bruder ... Alle gingen auf ihre ganz eigene Art und Weise. Und alles führte auf den Club zurück ... Wie konnte man etwas so sehr lieben, dass einem so viel Unglück und Trauer bereitete?

Seufzend saß ich am Bürotisch meines Vaters und versuchte alle negativen Gedanken zur Seite zu schieben, denn ich hatte ein paar wichtige Dinge zu erledigen. Ich sollte unsere drei Hangarounds kontaktieren und ihnen mitteilen, dass sie vorzeitig zu Prospects aufsteigen würden, da wir dringend unsere entstandenen Lücken schließen und den Club mit neuen treuen Gefährten stärken mussten. Außerdem war die anstehende Kuttentaufe unseres Noch-Prospects, des dicken Jannis, zu organisieren. Also griff ich nach einem der vielen Weg-Werf-Handys, die mein Vater in seiner Schreibtischschublade sammelte und wählte die Nummer des ersten Hangarounds, einen Kerl namens Ralf Mudowski. Er hatte seinen eigenen Getränkemarkt am Rande unseres Industriegebiets und gab uns seit Jahren einen ordentlichen Mengenrabatt für den hochprozentigen Alkohol, den wir in unserer Bar, dem Kojote, verkauften und innerhalb unseres Clubs selbst konsumierten. Es tutete mehrere Male, bevor Ralf ran ging.

,,Mudowski'', meldete er sich kurz angebunden.

,,Hallo Ralf, hier ist dein neuer Secretary'', sagte ich geschäftlich und spielte mit meinem Kugelschreiber.

Es herrschte Stille.

,,Mudowski? Bist du noch da? Oder hat es dir die Sprache verschlagen?'', fragte ich erheitert.

,,Spreche ich gerade mit den Direwolves?'', fragte er mich überfordert, mit einem Hauch von Nervosität in seiner Stimme.

,,Mit wem sonst?'', fragte ich verärgert. ,,Ich habe gute Neuigkeiten, deine Hangaround-Zeit ist vorbei. Du kannst dich jetzt Prospect nennen. Wann hast du Zeit vorbei zu kommen, um die Details zu klären?''

Wieder Stille.

Genervt schnaufte ich ins Handy.

,,Was ist dein Problem, Mudowski? Kannst du nicht mit Frauen sprechen, oder was?!''

,,Nein ... Das ist es nicht'', erwiderte Ralf unsicher, ''Es ist nur ... Ich wurde bereits zum Prospect ernannt ... Gestern.''

Verdutzt runzelte ich die Stirn. ,,Gestern? Von wem?''

,,Nicht von eurem Club ...'', meinte Mudowski kleinlaut.

Eine böse Vorahnung schlich sich wie ein lästiger Virus in meinen Körper.

,,Von welchem dann?'', fragte ich, die Hand fest um meinen Kugelschreiber gekrallt.

,,Von den Ghosthunters'', murmelte er verlegen.

,,Den Ghosthunters? Was ist das denn bitte für ein beschissener Name?!'' Ich lachte bitter. ,,Was hat Frankie dir dafür geboten, dich seinem lächerlichen Möchtegern-Club anzuschließen?''

,,Nur ein Jahr Prospect-Zeit und die Geschäftsleitung seiner neuen Bar'', antwortete Mudowski ehrlich.

,,Na klar, um dich als unseren Getränkelieferant auszuschalten und selbst noch billiger den Suff zu beziehen, nicht wahr?'', fluchte ich wütend.

Kein Ton.

,,War Frankie persönlich bei dir?'', wollte ich wissen, die Augen zu schlitzen verengt.

Mudowski räusperte sich. ,,Nein ...''

Direwolves - Nichts über den Club!Where stories live. Discover now