Kapitel 38 - Saisonende Teil 1

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Arthur

Die Motoren knurrten hungrig und die Menge kreischte, als hätten die Abgase unserer Maschinen jeden einzelnen Besucher am Start in einen wilden Rauschzustand versetzt. Das war das letzte Rennen für dieses Jahr und es sollte auch das letzte in meinem Leben werden, denn Felicia hatte recht ... Es war nicht richtig, dass ich mich gegen ihren Club und für meine Karriere als Anwalt im Strafrecht entschied, aber dennoch an diesen illegalen Motorradrennen teilnahm. Das war eine unvertretbare Doppelmoral, die es schleunigst abzulegen galt. Aber diesen einen Sieg wollte ich noch haben. Ein letztes Mal wollte ich als roter Baron durch die Dunkelheit jagen und alle anderen Fahrer in den Schatten stellen, bevor in der nächsten Saison ein neuer Champion in der Underground-Szene emporsteigen würde.

Wir waren dieselben Teilnehmer wie beim letzten Mal. The Green Madness, AlphaX, Black Rabbit, Spiderhead, Midnight Dash und die beiden neuen, deren Namen ich mittlerweile kannte, Dark-Shadow auf seiner pechschwarzen Honda Fireblade und Master Yellow auf der quietschgelben Yamaha. Unser Start befand sich diesmal am Ortseingang von Neu-Isenburg, einer Kleinstadt in unmittelbarer Nähe vom Frankfurter Flughafen. Unser Ziel sollte der nördliche Stadtteil Darmstadts sein, der auch als Johannesviertel bekannt ist. Wir standen in zwei Viererreihen und spielten ungeduldig mit dem Gas, was die Leute nur noch mehr aufheizte.

Der Streit mit Felicia saß mir tief in den Knochen. Sie hatte recht mit ihrer Aussage, dass wir in zwei völlig verschiedenen Welten lebten, doch tat es mir weh, dass sie nicht bereit war, für uns zu kämpfen.

Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass mein gefallener Engel am Ziel auf mich warten würde, doch glaubte ich enttäuscht zu werden. Nicht nur wegen unseres Streits, sondern auch, weil ihr Vater uns klar zu verstehen gegeben hatte, dass es zu gefährlich für Felicia sei, ihr Zuhause zu verlassen. Und selbstverständlich wollte ich unter keinen Umständen, dass meinem kleinen sexy Dämon etwas passierte.

Die Startfahnen wurden in die Luft gestreckt. Endlich ging es los. Doch fühlte ich mich auf einmal gar nicht mehr danach, dieses Rennen zu gewinnen, denn was war schon ein Sieg, wenn ich ihn nicht mit Felicia zusammen genießen konnte? Aber trotz allem war da dieses klitzekleine Fünkchen Hoffnung, dass mein gefallener Engel womöglich doch am Ziel stehen und meinem Eintreffen entgegenfiebern würde. Und dieses Fünkchen Hoffnung reichte, um meine Ducati laut aufbrüllen zu lassen und mich mit quietschenden Reifen und dichten Rauchschwaden von der wild tobenden Meute zu verabschieden.


Felicia

Es hatte mich wirklich verletzt, dass Arthur trotz des relativ harmonischen Aufeinandertreffens mit meinem Vater absolut abgeneigt war, Teil meines Clubs zu werden. Natürlich verstand ich, dass er ein ganz anderes Leben führte, wie ich es kannte und er nicht seine sichere Zukunft für einen verrufenen Bikerclub aufs Spiel setzen wollte, doch gab mir dies das Gefühl, etwas minderwertiges für ihn zu sein und das schmerzte mich ungemein.

Nichtsdestotrotz stand es für mich außer Frage, seinem letzten Race des Jahres beizuwohnen. Es war eine unheimliche Tortur gewesen, meinen Vater davon zu überzeugen, Kate und mich zu dem Rennen gehen zu lassen. Wir versprachen, unsere Waffen mitzunehmen, samt Pfefferspray und Taschenmesser, versicherten ihm, nüchtern zu bleiben und sofort wieder nach Hause zu kommen, sobald Arthur das Ziel erreicht haben würde. Doch erst als ich vorschlug, uns einen Member als sicheren Geleitschutz mitzuschicken, ließ der alte Wolf sich widerwillig breitschlagen.

So kam es, dass Kate, Rippe und ich uns um zweiundzwanzig Uhr am Rande einer stillgelegten Baustelle an der Grenze des nördlichen Stadtteil Darmstadts befanden. Die Gegend war dunkel und verlassen, nur das Leuchten der aufgestellten Leinwand und der vielen Fahrzeugscheinwerfer erhellte die Umgebung. Wie gebannt starrten Kate und ich inmitten der aufgedrehten Zuschauermenge auf die Leinwand, während Rippe den Auftrag meines Vaters sehr ernst nahm und konzentriert unser Umfeld im Auge behielt, um uns vor möglichen Bedrohungen zu schützen. Einige Fan-Girls erkannten mich, als die Person, die bisher als Einzige von dem berühmten roten Baron auf seiner Ducati mitgenommen wurde, weshalb sie mich mit bösen Blicken bedachten und zu lästern begannen, doch das war mir egal. Ich freute mich schon darauf, wenn mein Rennfahrer das Ziel erreichen und mich vor aller Augen an seine ledernen Oberkörper ziehen würde.

Direwolves - Nichts über den Club!Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin