Kapitel 45 - Seltsames Ereignis

121 16 55
                                    

Felicia

Nachdem Arthur verschwunden war, brauchte ich erst einmal etwas Zeit, um mich zu beruhigen. Doch so lange gab mir mein Vater nicht, denn er befahl Rippe, Kate und mir nochmal Schießübungen zu geben, damit wir für den kommenden Abend einigermaßen gewappnet sein würden. Meine beste Freundin redete seit dem Treffen am Tisch den ganzen restlichen Tag kein Wort mehr mit mir, konzentrierte sich stur und verbittert auf die Schießübungen und sah mir nicht in die Augen, was mir zusätzlich zu der Sache mit Arthur großen Kummer bereitete. Doch mit meinem Vater war es nicht besser ... Zwar hatte ich meinen Posten als Vice-President nicht verloren, doch ließ er mich spüren, wie sehr ich ihn mit meiner Liebelei zu einem blaublütigen Anwaltssohn enttäuscht hatte.

Ehrlich gesagt hätte ich mir sogar gewünscht, in der Club-Hierarchie degradiert worden zu sein, denn ich wusste, dass mich nun, nach dem Geheimnis um Arthurs Identität, keiner der Member mehr ernst nehmen würde. Außerdem ... Sollten der President und sein Vice-President nicht zusammenarbeiten, an einem Strang ziehen und stets versuchen, einer Meinung zu sein?Stattdessen wurde ich bei dem viel zu gefährlichen Racheplan gnadenlos überstimmt. Nur Didi und Jannis hatten gegen dieses Unterfangen die Hand gehoben, während Ohnezahn und mein Vater sich enthielten.

Als es zu Dämmern begann, versammelten wir uns erneut am Tisch und gingen Schritt für Schritt unser Vorgehen in wenigen Stunden durch. Während Ohnezahn eine ziemlich detaillierte Skizze von dem Aufbau des Ghosthunter-Territoriums anfertigte, kümmerten Rippe und Karli sich um die Aufbereitung der Waffen, die anschließend von Kate und Jannis in zwei Fahrzeugen untergebracht wurden. Anhand der Skizze wurde dann alles weitere besprochen. Zum Beispiel, dass Rippe und Fritzi als Scharfschützen im Verborgenen bleiben sollten, während Ulfi, Karli, mein Vater und ich in das Gebiet der Ghosthunters eindringen und Frankie und seine Leute ausfindig machen würden. Kate hatte getobt wie verrückt, dass sie mit Didi hinter dem Steuer der Wagen sitzen und uns ein rasches Entkommen gewährleisten sollte. Erst nachdem Karli ihr mit Tränen in den Augen versichert hatte, dass sie Anteil an Frankies Tod haben würde, gab sie sich widerwillig geschlagen, denn sie verstand, dass ihr Vater nicht bereit war, noch jemanden zu verlieren. Ohnezahn, Jannis und Holzfuß sollten zurückbleiben und unser Industriegebiet bewachen, wobei sich sogar Kates gebrochene Mutter Leni bereit erklärte, mit ihrer Glock unser Zuhause zu verteidigen, solange wir dafür sorgen würden, dass Frankie und sein Anhang genauso einen qualvollen Tod erlitten, wie ihre geliebte Tochter es getan hatte.

Und dann, als die Nacht anbrach, ging es los. Das Territorium der Ghosthunters befand sich im Taunus, ganz in der Nähe von Hennis Häuschen, mitten in der Idylle. Frankie hatte ein vor einigen Jahren geschlossenes und seitdem unbenutztes Wirtshaus, in ein Clubhaus umgebaut, mit Keller und Parkplätzen, umgeben von Wald, sodass wir den Schutz der hohen Bäume und der dichten Sträucher als Vorteil hatten.

Kate und Didi parkten ein ganzes Stück weiter weg vom Gebiet und schalteten die Motoren ab, damit die Scheinwerfer in der Umgebung kein Aufsehen erregten. Anschließend stiegen wir übrigen aus und schlichen im Dunkeln, mit überkreuzten Händen, in denen wir jeweils eine Taschenlampe und unsere Waffe hielten, durch dichtes Gestrüpp.

Nach einer Weile Marsch, hielt mein Vater inne, holte die Skizze hervor und sah sie sich im Licht der Taschenlampe nochmal an.

,,Wir müssten gleich da sein ... Jetzt alle hintereinander, wie besprochen. Rippe und Fritzi, versteckt euch in einigen Metern Abstand in den Sträuchern und gibt uns Deckung.''

Die beiden Member nickten und schon bildeten wir eine Schlange, mein Vater schritt am Anfang und Didi am Ende.

,,Da ist es'', raunte mein Vater wenige Minuten später, als ein altes, baufälliges Häuschen im Licht einer einsamen Straßenlaterne zu erkennen war. ,,Aber irgendetwas stimmt nicht'', murmelte er, ''der Parkplatz ist leer ... Kein einziger Wagen ist zu sehen ...''

Direwolves - Nichts über den Club!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt