Kapitel 29 - Die Bombe platzt

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Felicia

Es war soweit. Einen Tag nach dem Morgen mit Arthur, der Rückkehr meines Clubs aus dem Taunus und dem aufwühlenden Gespräch mit Karli, bereitete ich mich für unser tägliches Membertreffen am Tisch vor. Dem Treffen, bei dem ich meinen Club zur Rede stellen und eine Abstimmung für den Handel mit Minderjährigen einfordern wollte. Ich begann zu verstehen, dass ich mich in einem klebrigen Spinnennetz aus Lügen und Geheimnissen verfangen hatte. Und nun hieß es, das achtbeinige Monster, das diese Weben gesponnen hatte, zu vernichten. Und das bedeutete, Frankie ohne mit der Wimper zu zucken, einen Dolch in den Rücken zu jagen und ihn vor aller Augen jämmerlich krepieren zu lassen.

Ich entschied mich, ganz unüblich für mich, für ein schlichtes Auftreten, denn ich hatte vor, mit meinen Worten zu überzeugen und nicht mein Aussehen für mich sprechen zu lassen. Zu oft lenkte mein Äußeres von meiner Meinung oder meinen Taten ab und das wollte ich nicht mehr. Ich wollte ernst genommen und respektiert werden. Also kleidete ich mich in eine schwarze Jeans und in ein schwarzes langärmliges Sweatshirt, worüber ich selbstverständlich meine Kutte trug. Meine Haare band ich zu einem Pferdeschwanz zusammen, während ich auf das Make-up verzichtete. Kaum hatte ich mein Zimmer verlassen, traf ich auf Packs, der gerade aus dem Badezimmer kam.

,,Hey Secretary ...'', kritisch beäugte er mich, ''Du siehst irgendwie anders aus ... So ...''

,,Angezogen?'', fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

,,Ja ... Und so blass ...''

Genervt verdrehte ich die Augen und lief einfach weiter Richtung Wohnungstür.

,,Hey! Willst du nicht warten?''

,,Nö'', antwortete ich und verließ ohne weiteres das Haus. Es war ein kühler Herbsttag, doch vor Aufregung war mir ganz heiß und mit jedem Schritt, dem ich mich unserem Clubhaus näherte, wurde ich nervöser. Die Prospects standen wie üblich vor dem Eingang, als ich an ihnen vorbei ins Innere der Räumlichkeit marschierte. Mein Vater war bereits da. In ein Gespräch mit Frankie verwickelt, saß er am Kopf des Tischs, während sein Vicepresident wie immer links neben ihm Platz genommen hatte. An der rechten Seite meines Vaters war mein Bruder, der mir einen desinteressierten Blick zuwarf. Neben ihm saß stets Packs, die restlichen Member verfügten über keinen festen Platz.

,,Guten Morgen, Secretary!'', grüßte mich Holzfuß gut gelaunt, der in diesem Moment mit Ohnezahn und Fritzi hereinspaziert kam.

,,Guten Morgen'', erwiderte ich emotionslos und ließ mich am Tisch nieder. Kurz darauf kamen auch Rippe, Björn, Ulfi und Packs, der mich böse ansah, weil ich nicht auf ihn gewartet hatte. Als letztes betraten Didi und Karli das Clubhaus. Vorsichtig huschten meine Augen zu dem Treasurer, der mir kaum merklich zunickte. Dann endlich, als alle saßen, beendete mein Vater das Gespräch mit seinem Vicepresident und blickte zufrieden, weil alle anwesend waren, in die Runde.

,,Guten Morgen, Wölfe'', sagte er ruhig und betrachtete sein Rudel. ,,Nachdem wir es gestern nicht geschafft haben, hier alle zusammenzukommen, freue ich mich umso mehr, dass es heute wieder ein normaler Tag zu werden scheint. Der Konflikt mit Henni und den Devils ist beseitigt, sodass wir uns heute unseren üblichen Angelegenheiten widmen können.''

Wütend biss ich bei diesem Schauspiel die Zähne zusammen. Der ganze gottverdammte Club führte mich an der Nase herum. Karlis Augen wanderten unruhig zu mir herüber, denn er wusste, dass gleich alles auf dem Kopf stehen würde.

,,In diesem Sinne, gibt es etwas Wichtiges eurerseits, oder soll ich gleich zu den heutigen Aufgaben übergehen?''

Und los ging's! ,,Ich möchte etwas ansprechen'', ertönte laut und fest meine Stimme, sodass ich innerhalb weniger Sekunden die Aufmerksamkeit des gesamten Clubs besaß. Neugierig zog mein Vater seine Augenbrauen in die Höhe. ,,Dann sprich'', forderte er mich auf und lehnte sich gespannt auf seinen Stuhl zurück.

Direwolves - Nichts über den Club!Where stories live. Discover now