Kapitel 51- Kuttentaufe

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Felicia

Vier Wochen hatte ich seit dem Vorfall auf dem alten Bauernhof keinen Fuß mehr in das Industriegebiet gesetzt. Vier Wochen, in denen ich niemanden mehr gesehen hatte. Vier Wochen, in denen Arthur uns mit sehr viel Mühe und mit der Hilfe seiner Mutter, eine kleine niedliche Zwei-Zimmer-Wohnung in der Frankfurter Altstadt besorgt hatte. Sein Vater konnte ihm nicht so schnell verzeihen, dass er dem 'Zirkel' den Rücken gekehrt hatte, um mit mir zusammen zu sein, weshalb es keine Option für meinen Rennfahrer und mich gewesen war, in seiner Dachgeschosswohnung zu leben. Wir brauchten einen gemeinsamen Neuanfang und weil eine Mutter ihrem Kind ein Leben lang seine bedingungslose Liebe schenkte, egal was passierte, unterstützte die Gräfin von Münzenberg ihren Sohn und begann mich an der Seite ihres Jungen zu akzeptieren.

Es war kurz vor Weihnachten und Kate hatte Arthur wissen lassen, dass eine große Kuttentaufe im Clubhaus stattfinden sollte, eine Kuttentaufe, bei der vier neue Member am Tisch aufgenommen werden sollten. Arthur hatte meiner besten Freundin nicht zugesagt zu kommen, weil ich mir sehr lange nicht sicher war, ob ich bereit sein würde, einen Ausflug von meinem neuen, sich wahnsinnig gut anfühlenden Leben, in mein altes zu unternehmen, doch am Tag der besagten Feier wurde mir klar, dass ich mit Arthur an meiner Seite, alles schaffen konnte.

Die freudigen Stimmen des Clubs waren schon an der Straße laut zu hören. Ich schluckte nervös, als ich langsam die Autotür hinter mir schloss.

,,Wir können immer noch umkehren'', sagte Arthur fürsorglich und küsste meine Hand. Aufgewühlt sah ich ihn an und nahm einen tiefen Atemzug. ,,Nein ... Irgendwann muss dieser Tag kommen und ... ich bin bereit.''

Mein Rennfahrer nickte, küsste mich noch einmal liebevoll und dann gingen wir los. Alle standen draußen und hatten sich lachend, um die vier neuen Clubmitglieder versammelt, zu denen Jannis, Kate, Dolly und kein anderer als der große, grimmige Amir gehörten, was mich überrascht zu Arthur blicken ließ.

,,Wusstest du davon?'', fragte ich ungläubig, aber auch amüsiert.

,,Ja, Kate hat es mir gesagt'', schmunzelte er. ,,Ich wollte, dass es eine lustige Überraschung für dich sein würde, falls du dich dazu entscheidest, der Feierlichkeit beizuwohnen.''

Ich kicherte.

,,Das ist es definitiv geworden.''

,,Das freut mich'', erwiderte mein Rennfahrer.

Nun erkannte ich auch Schiebermütze und seinen Freund Michael unter den Mitgliedern, die lauthals zu jubeln begannen, als mein Vater begann 'Ace of Spades' abzuspielen und sich mit Karli zwei große Bierfässer schnappte, um die angehenden Member damit vollzusauen, da es im Winter mit den Schlammpfützen eher schwierig war. Wie eine Rockband begannen die vier gemeinsam auf ihren imaginären Luftgitarren zu spielen. Dolly eher süß und schüchtern, Kate mit tränenden Augen, weil sie so sehr lachen musste, Jannis voll Hingabe indem er sich auf die Knie fallen und seinen Kopf in den Nacken sinken ließ und dabei seinen runden Bauch weit dem Publikum entgegen streckte. Doch die amüsanteste Darbietung stelle Amir, denn erst zupfte er mit schnellen, herrischen Bewegungen auf seiner Luftgitarre herum und schaute dabei noch finsterer als sonst drein und dann nahm er sein unsichtbares Instrument und begann es vor aller Augen kurz und klein zu schlagen. Alle klatschten begeistert und grölten, die Bierflaschen typisch in die Luft streckend.

Nach dieser spektakulären Show zog der MC ins Innere des Clubhauses, wo als nächstes das Direwolf-Patch auf der Kutte aufgenäht und das Direwolf-Tattoo gestochen werden sollte. Doch als Arthur und ich das Clubhaus betraten und die ersten Member uns entdeckten, erfüllte ein andächtiges Gemurmel, gefolgt von fröhlichen Zurufen den Raum. Feste Arthurs Hand drückend, liefen wir auf die vier beinahe Member zu, wo wir Jannis die Hand schüttelten. Dolly umarmte ich fest, der bei unserem Wiedersehen sofort Tränen in die Augen schossen, genauso wie ihrer Schwester.

Direwolves - Nichts über den Club!Where stories live. Discover now