Kapitel 15 - Das Treffen der Blaublütigen

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Arthur

Noch nie hatte mir eines unserer Adelstreffen so die Kehle zugeschnürt. Die vielen Menschen in unserem Salon auf Schloss Münzenberg glichen einem riesigen Ameisenhaufen. Das Stimmengewirr, das von den hohen Wänden und der Decke schallend zurückfiel, bereitete mir Kopfschmerzen und alle Anwesenden schienen so steif, als hätten sie einen Besen verschluckt, den sie selbst nie in die Hände nahmen.

Die Luft, die von überteuerten und viel zu dick aufgetragenen Parfums verpestet wurde, gelang kaum in meine Lungen, weshalb ich angestrengt meine viel zu fest sitzende Fliege lockerte und aus meinem Jacket schlüpfte. Ich war froh, dass mein Vater die Gäste empfangen und das Bankett eröffnet hatte, denn ich fühlte mich dazu absolut nicht in der Lage.

Was war nur los mit mir? Sonst hatten mir diese Treffen doch auch nie was ausgemacht ... Im Gegenteil, ich hatte es stets genossen mich mit den vielen angesehenen Leuten über wirtschaftliche, politische oder strafrechtliche Dinge zu unterhalten und nun wünschte ich mir, so schnell wie möglich flüchten und auf meine Ducati steigen zu können, um diesem Menschenauflauf zu entkommen.

,,Komm mein Sohn, als Gastgeber dieses Treffens sitzen wir heute in der Mitte des Salons, zusammen mit der Familie von Pfeil'', sagte mein Vater plötzlich, der neben mir aufgetaucht und mir seine Hand auf die Schulter gelegt hatte.

Ungläubig zog ich meine Augenbrauen hoch. Mit der Familie von Pfeil?

Das konnte doch nicht wahr sein ...

Noch genervter als zuvor, folgte ich meinem Vater zu einem der vielen edlen gedeckten, runden und in weiß gehaltenen Tische, an dem schon alle Platz genommen und nur noch auf meinen Vater und mich gewartet hatten.

,,Arthur!'', trällerte Brigitta von Pfeil und erhob sich von ihrem Stuhl, um mich mit zwei Küssen zu begrüßen. ,,Wie schön dich zu sehen! Heute ist wirklich ein ganz besonderes Treffen, denn sieh nur, wer uns mit ihrer Gesellschaft bereichert!'' Entzückt streckte die Gräfin ihre mit Goldringen bestückte Hand aus, um mir ihre Tochter Annabelle zu präsentieren, die einfach das Ebenbild ihrer Mutter war. Sie besaßen dasselbe brünette Haar, dieselben strengen Gesichtszüge mit den kleinen grünen Augen und auch die gleiche Körperstatur, denn beide waren groß und knochig. Sehnsüchtig dachte ich an Felicias kleine schlanke Gestalt mit den verboten attraktiven Kurven und den eisblauen Augen, in denen stets ein Schneesturm zu toben schien.

Ich räusperte mich. Da hatte ich wegen dieses kleinen sexy Dämons doch fast die Etikette vergessen.

,,Es ist mir eine Freude dich wiederzusehen, Annabelle'', sagte ich höflich, lächelte charmant und nickte vornehm. Eigentlich hätte ich nach ihrer Hand greifen und ihr einen galanten Handkuss geben müssen, doch das war mir zuwider. Dass meine Eltern mich später deswegen maßregeln würden, war mir in diesem Moment egal.

,,Die Freude ist ganz meinerseits, Arthur'', lächelte Annabelle, obwohl ihr anzusehen war, dass es sie ärgerte, dass ich ihr nicht den Respekt entgegengebracht hatte, den sie glaubte, verdient zu haben. Auch die Frau Gräfin schaute plötzlich pikiert drein, weshalb mein Vater rasch versuchte, die unangenehme Situation zu überspielen.

,,Na Friedrich, seid ihr mit dem Rolls Royce gekommen?'', fragte mein Vater mit einem höchst interessierten Lächeln im Gesicht, während er nach der zu einer weißen Rose gefalteten Stoffserviette auf seinem Teller griff und sie auf seinem Schoß platzierte.

,,Ohja, das sind wir'', erwiderte der Graf von Pfeil strahlend, was ihn sofort von meinem mangelnden Maß an Respekt ablenkte, wenn es ihn überhaupt so sehr gestört hatte, wie seine beiden Damen. ,,Wir können gerne später eine Runde drehen, wenn es dir beliebt'', sprach der Graf weiter und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, weil die Kellner kamen um uns den ersten Gang zu servieren, Carpaccio mit fein gehobeltem Parmesan, Olivenöl und frische Trüffel.

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