Kapitel 35 - Unter Freunden

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Arthur

Es machte mir beinahe genauso viel Spaß, an meiner Ducati zu schrauben, wie auf ihr zu heizen. Von Anfang führte ich die regelmäßigen Wartungen, die Pflege und auch die hin und wieder anstehenden Reparaturen an meiner Supersport selbst durch. Diesmal war es an der Zeit, die Bremsbeläge zu wechseln und die Bremsflüssigkeit auszutauschen, schließlich war ich mittlerweile nicht nur für meine Sicherheit, sondern auch für Felicias zuständig. Beim Gedanken an meinen gefallenen Engel, durchströmte mich ein wahres Glücksgefühl. Ich konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen und hatte mir für unsere kommende Verabredung etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Strahlend wie ein Honigkuchenpferd, suchte ich all mein benötigtes Werkzeug zusammen, wie den Bremskolbenrücksteller, den Drehmomentschlüssel, Ratsche, Schraubenzieher, Zange und so weiter und ging an die Arbeit. Gerade hatte ich einen Haufen alte Lappen um meine Ducati verteilt und den Tank abgedeckt, damit das Öl den Lack nicht angreifen konnte, da tauchte plötzlich Alexander in der Garage auf.

,,Ich dachte schon, du wärst unterwegs'', sagte er, verschränkte seine Arme vor der Brust und bedachte mich mit einem Lächeln. Er hatte noch nie verstanden, warum ich so auf Motorräder stand und konnte diese Leidenschaft rund um mein Hobby einfach nicht teilen, weshalb er mich auch noch nie auf eine Spritztour begleitet hatte.

,,Heute nicht. Ich muss die Bremsbeläge austauschen, bevor ich wieder auf mein Baby steig. Die sind ziemlich abgefahren ... Aber hey, wenn du nun sowieso hier bist, kannst du mir auch helfen!''

Überrumpelt zog Alexander seine Augenbrauen zusammen. ,,Dir helfen? Ich glaube nicht, dass ich ...''

,,Stell dich nicht so an!'', unterbrach ich meinen besten Freund genervt, ''Du sollst nur einen Blick auf das Bremsflüssigkeitsreservoir haben und darauf achten, dass nichts aus- und überläuft'', erklärte ich, während ich die Schrauben des Bremssattels löste.

Alexander seufzte überfordert, kniete sich aber dennoch vor meine rot-schwarze 'Mördermaschine', wie Felicia immer so schön sagte und bedachte den Bremsflüssigkeitsreservoir, der noch gar nicht geöffnet war, so konzentriert, dass ich schmunzeln musste. Rasch begann ich die Bremsbeläge zu entfernen. ,,Hier, sieh dir das an ... Die Spurrinnen sind nicht mehr zu erkennen ... Es war höchste Zeit sie auszutauschen.''

Alexander nickte und beobachtete, wie ich als nächstes den Bremssattel und die Bremskolben von innen mit einer alten Zahnbürste und speziellen Bremsenreiniger säuberte.

,,Wieso bist du handwerklich eigentlich so geschickt?'', fragte Alexander plötzlich. ,,Von wem hast du das?''

Ich zuckte mit den Schultern und stellte die Kolben wieder zurück, wozu ich die alten Beläge nochmal einbauen musste. ,,Okay, nun ist das Bremsflüssigkeitsreservoir geöffnet. Jetzt musst du aufpassen!''

,,Jetzt erst?'', rief Alexander verwirrt, was mich laut auflachen ließ.

,,Ja, jetzt erst.''

,,Hättest du mir ja mal früher sagen können ...''

,,Ich dachte so viel technisches Verständnis hast du'', ärgerte ich ihn, während ich den Kolben wieder in seine eigentliche Position brachte und die neuen Bremsbeläge einbaute.

,,Kann ja nicht jeder in allem Möglichen so ein Genie sein wie du'', erwiderte Alexander beleidigt.

,,Hm, ich denke, das handwerkliche Geschick habe ich von meiner Mutter'', sagte ich nachdenklich. ,,Operationen durchzuführen erfordert schließlich auch solch eine Fingerfertigkeit ...''

,,Stimmt'', erwiderte Alexander. ,,Also hättest du statt in die Fußstapfen deines Vaters, auch in die deiner Mutter treten können ...''

,,Womöglich'', entgegnete ich und lachte, ''Oder ich wäre Mechatroniker geworden.''

Direwolves - Nichts über den Club!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt