Kapitel 30 - Verschiedene Welten

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Arthur

Widerwillig stieg ich in die U-Bahn, mit der ich am schnellsten das kleine Cafe namens 'Merci' erreichte, in dem Annabelle und ich uns für 18:00 Uhr verabredet hatten. Mir war wirklich schleierhaft, wie ich mich bei dem Treffen mit der stocksteifen Adelstochter auf die Planung für den 'Halloween-Ball' konzentrieren sollte, da ich nur an Felicia denken konnte. Seitdem sie am Vortag wütend und verletzt die Flucht ergriffen hatte, hatte ich nichts mehr von ihr gehört und bei jedem Klingeln meines Handys hegte ich die Hoffnung, dass es mein kleiner sexy Dämon sein könnte, doch immer wieder wurde ich enttäuscht.

Völlig in Fragen und Ängsten versunken, erreichte ich das Cafe und trat ein. Desinteressiert ließ ich meinen Blick über die kleinen runden Tische mit den Lederstühlen schweifen und entdeckte in der Mitte des, nach Gebäck und Kaffee duftenden Raumes, Annabelle, die sich zu irgendetwas Notizen machte. Ich blickte auf meine Rolex, es war zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit ... Seit wann war sie denn bitte schon hier? Eine Tasse stand auf dem dunklen Tisch und ihr olivfarbener Mantel hing über ihrem Stuhl. Ich seufzte und ging auf ihren Platz zu, denn je schneller ich mich dieser Angelegenheit widmete, desto schneller konnte ich wieder gehen und eventuell noch eine Runde auf meiner Ducati drehen.

,,Hallo'', sagte ich und begann, die Knöpfe meines schwarzen Mantels zu öffnen.

Erst nach einigen Sekunden sah die Gräfin von Pfeil von ihrer Arbeit auf und verzog ihr knochiges Gesicht abrupt zu einer entsetzten Fratze.

,,Arthur!'', sagte sie schockiert, ''Wie siehst du denn aus? Hast du dich etwa geprügelt?''

Die Adelstochter schaute so dumm aus der Wäsche, dass ich beinahe lachen musste.

,,Ich wurde überfallen'', behauptete ich dasselbe, was ich auch meinen Eltern und meinen Geschwistern erzählt hatte und nahm ihr gegenüber Platz.

Mit offenem Mund starrte Annabelle mich an. ,,Und das da?'' Pikiert deutete sie auf meine Augenbraue. ,,Sag bloß, das ist eine Narbe ...''

,,Was soll es sonst sein?'', meinte ich genervt, was die Gräfin empört nach Luft schnappen ließ.

,,Arthur, bitte sei nicht so unhöflich!''

,,Dann stell nicht solche unnötigen Fragen!'', herrschte ich sie an.

,,Oh, ich verstehe ... Dich ärgert dein Aussehen. Das kann ich nachvollziehen. Als angehender Anwalt kommt so ein Auftreten natürlich nicht gut an.''

Konnte es denn wirklich sein, dass diese Zusammenkunft schon nach drei Minuten nicht mehr zu ertragen war? Erschöpft raufte ich mir das Haar. ,,Am besten fangen wir einfach mit der Ballplanung an.''

,,Soll mir recht sein'', entgegnete die Brünette und schob mir einen Zettel zu. ,,Hier. Ich habe schon mal ein paar Eckdaten und Ideen zusammengefasst."

Mit hochgezogenen Augenbrauen überflog ich das Blatt.

Balltag: 31.10.

Beginn: 20:00 Uhr

Deko: Kürbisse, Kastanien, Äpfel, Zweige, Laubblätter ...

Weiter kam ich nicht, denn Geflüster und Gekicher lenkten mich ab. Da waren drei Mädels zwei Tische weiter, die heimlich Fotos von Annabelle und mir machten und auch die Cafe-Mitarbeiter tuschelten. Ich schnaufte. Das würde auf jeden Fall Klatsch und Tratsch im Internet geben und wahrscheinlich auch in der Zeitung, denn wenn normale Leute uns schon erkannten, dann war die Presse auch nicht weit. Es war eine Sache, dem deutschen Hochadel anzugehören, aber nochmal eine andere, wenn man der Sohn eines Frankfurter Spitzenanwalts war. Und auch Annabelles Eltern waren große Nummern, denn sie gehörten zu den erfolgreichsten Bankmanagern der Stadt. Dazu kam mein Gesicht ... Wahrlich ein gefundenes Fressen für die Publicity.

Direwolves - Nichts über den Club!Where stories live. Discover now