Kapitel 4

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Ich merke, dass nicht alle Gäste mitgekommen waren. Es stehen nur zehn weitere Vampire im Zimmer. Unterdessen leider auch Miguel, der mir immer noch Angst macht, aber das ist ja an diesem Abend nichts Neues, dass ich mich vor jemandem fürchte. Es öffnet sich eine weitere Tür und ein junger Mann betritt den Raum. An seiner Seite geht eine junge Frau in einem bodenlangen dunkelroten Kleid, wessen Hand er zärtlich hält. Maximilian und Diana. Ich wusste, dass die Frau ungefähr so alt wie ich ist. Also etwa 17. Im ruhigen Schritt kommen sie auf das Bett zu. Auf einmal wird mir klar, dass alle anderen Vampire im Kerzenkreis stehen. Und ich auch. Woran nehme ich gerade teil? Wieso ausgerechnet ich? Diana setzt sich auf das Bett, wobei sie Maximilian nicht aus den Augen lässt. Dieser umrundet ein Mal geschmeidig das Bett und als er wieder am nähersten an Diana steht, taucht in seiner Hand ein Messer auf. Er schlitzt sein linkes Handgelenk auf, taucht seinen linken Zeigefinger in das Blut und zeichnet damit der Frau vor ihm ein mir unbekanntes Zeichen auf die Stirn. Er gibt ihr das Messer. Diana macht es ihm nach, nur mit ihrem Blut und auf seiner Stirn. Sie legt das Messer in die Mitte des Bettes. Der Vampir macht einen Halbkreis um das Bett, aber diesmal in die andere Richtung, und setzt sich auf das gegenüberliegende Ende des Bettes. So verharren sie, sich gegenseitig den Rücken zugewandt. Während die beiden sich mit ihrem eigenen Blut ein weiteres Zeichen auf den linken Handrücken zeichnen, sagen die im Kreis Stehende etwas in einer mir unbekannten Sprache auf. Auch aus meinem Mund kommen diese Worte, doch ich kann sie trotzdessen nicht verstehen. Ja... ich spiele hier sehr wohl eine Rolle. Plötzlich gehen alle Kerzen aus und der Schwur wird in völliger Dunkelheit weitergesprochen. Ich kann nur ahnen, dass sich bei Maximilian und Diana etwas abspielt. Schon bald brennen die Kerzen von alleine wieder. Miximilian sitzt wie vorher auf seinem Platz. Diana jedoch liegt auf dem Bett, bleich wie Kreide. Maximilian steht auf, nimmt das Messer mit beiden Händen und küsst das kalte Metall. Dann legt er es kurz auf Dianas Lippen und wieder auf das Bett. Die Vampire und ich verstummen, treten zwei Schritte zurück. Die zweite Tür wird wieder geöffnet und Maximilian trägt Diana auf den Armen aus dem Zimmer. Verblüfft starre ich vor mich hin. Was war hier gerade geschehen? Ein Ritual hat stattgefunden, der einen Menschen zum Vampir macht? Oh Gott.
"Und was jetzt?", frage ich benommen.
Ich fühle mich kraftlos und müde. Müde sowieso, es müsste schon nach zwei Uhr nachts sein. Am liebsten hätte ich mich auf das Bett gelegt und geschlafen.
"Wenn sie morgen aufwacht und nach einem Menschen wie zum Beispiel dir sucht, dann ist unser Werk vollbracht. Wenn nicht, dann gehört sie für immer dem Teufel.", antwortet Aurora. "Egal, wie vernünftig sie ihr Leben geführt hat."
Eigentlich meinte ich, was mit mir passieren soll, aber diese Antwort war auch nicht so schlecht. Schweigend machen wir uns auf den Weg ins Wohnzimmer. Ich bleibe immer in der Nähe von Christopher, Aurora und Joshua, nur für alle Fälle. Oben kommt Miguel zu mir und ich trete einen Schritt von ihm zurück, da er mir viel zu nahe steht.
"Jetzt weißt du, wie das geht. Willst du das auch durchmachen? Ich und du in alle Ewigkeit.", grinst er spöttisch.
"Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.", antworte ich fest, doch in meiner Stimme schwankt Angst.
"Ach, wer hätte das gedacht? Das kommt jetzt aber so unerwartet. Womit habe ich das nur verdient?"
"Miguel, gehe weiter.", verlangt Christopher kalt und ruhig.
"Und was, wenn nicht?"
"Die Folgen des Ungehorsam hast du an deinem eigenen Leib gespürt. Es ist also nicht von Nöten, mich danach zu fragen."
Zorn flacht in Mighuels Augen auf, er ballt die Hände zu Fäusten.
"Aurora, Joshua, zeigt Lilith unseren Garten.", sagt Christopher, die Augen fest an Miguel gerichtet.
Aurora und Joshua treten von beiden Seiten zu mir, hacken sich bei mir ein und führen mich im schnellem Tempo aus dem Haus.

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now