Kapitel 5

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"Was wird er jetzt machen?", frage ich ein bisschen besorgt.
...um Miguel. Er verdient doch keine Besorgnis! Warum bin ich so beunruhigt? Weil Christopher ihn verletzen wird? Na und? Es sollte mir jetzt egal sein.
"Sie werden sich schon nicht schlagen.", widerspricht Joshua meinen Gedanken.
"Um wen von den beiden machst du dir Sorgen?", interessiert sich Aurora, doch ehe ich antworten kann, spricht sie weiter. "Du brauchst es bei beiden nicht."
"Aber ihr wisst, was Christopher vorhat?", rate ich mit eingezogenem Kopf.
Ich kann mich einfach nicht entspannen. Nicht mit dem Wissen, dass zwei Vampire bei mir sind.
"Selbstverständlich. Nur will er es dich nicht wissen lassen.", meint Joshua.
"Weil du es auch nicht wissen sollst.", fügt Aurora hinzu.
Wir gehen im Garten umher und ich muss zugeben, dass er schön ist. Vor allem beim Mondlicht.
Meine Anspannung bebt langsam ab.
"Wie gefällt dir unser Garten?", wechselt Joshua prompt das Thema.
War er wieder meinen Gedanken gefolgt? Ohne Zweifel.
"Sehr schön."
"Bezaubernd, meinst du vielleicht.", entgegnet Aurora lächelnd und ich nicke.
"Aber nur bei Nacht.", verdeutlicht Joshua.
"Am Tag könnt ihr euren Garten ja auch nicht sehen. Also sollte es euch eigentlich egal sein, wie er tagsüber aussieht."
Aurora und Joshua sehen sich grinsend an.
"War etwas Falsches in meinen Worten?", frage ich verwirrt.


"Du musst wissen, dass die Todesstarre nicht bei allen Vampiren ansetzt.", erklärt Joshua.


Ich MUSS wissen? Dritter Grund, weshalb ich bestimmt nicht freigelassen werde...


"Bei welchen denn nicht?", interessiere ich mich.


"Das ist wieder so eine Frage, auf die du keine Antwort erhalten wirst.", meint Aurora.
Wieder dieser Spott in ihrer Stimme. Ob sie jemals wirklich ernst sein kann?
Für eine Weile gehen wir schweigend durch den Garten und ich bewundere ihn.
"Lilith, wir können zurück, wenn du willst.", sagt Joshua plötzlich.


"Christopher hat alles geregelt. Jetzt wird dir niemand mehr überdrüssig sein. Miguel kann manch große Pläne im Augenblick zerschmettern lassen.", seufzt Aurora genervt.
Die Vampire drehen sich um und gehen langsam zurück in Richtung Villa.
"Ich habe nie so einen schönen Garten gesehen.", flüstere ich und folge den Beiden.


Irgendwas sagt mir, dass ich lieber niemandem widersprechen soll. Sie haben schon zu oft davon gesprochen, dass man fürs Widersetzen bezahlen muss. Und für mich werden sie höchstwahrscheinlich keine Ausnahmen machen.

Im Wohnzimmer ist es immer noch laut. Wegen den vielen Gesprächen kann man kein einziges Wort heraushören.
Aurora, Joshua und ich gesellen uns wieder Christopher. Ich frag mich, wer von den drei am ältesten ist. Vom Aussehen her zwar Christopher, aber er kann meine Gedanken nicht lesen, meinte Joshua. Dafür der Junge. Also sollte er am ältesten sein. Ob er aber auch die passende Macht besitzt? Zu viele Fragen. Viel zu viele Fragen für meinen müden Verstand.


"Christopher, es ist mir im Moment egal, ob ihr mich gehen lässt oder nicht, aber dürfte ich jetzt schlafen gehen? Sonst werde ich im Stehen einschlafen.", meine ich vielleicht etwas zu frech.
"Also mein Bett kriegt sie nicht.", sagt Aurora bestimmt.
Endlich lächelt Christopher.


"Das ist mir bekannt. Joshua, wärst du so nett und suchst ein Zimmer für Lilith?"
"Womit habe ich nur diese Freundlichkeit verdient?", fragt Joshua überrascht.


Ja, Christophers Stimme war diesmal nicht mehr so kalt.
Was ging hier vor, dass sich sein Verhalten so verändert hat?
"Du sagtest selbst, ich bin gefühllos. Ist das nicht besser?", fährt Christopher Joshua an.
"Ich muss dich mit meiner Antwort enttäuschen. Ich höre es heraus, dass du das vorspielst. Ich hatte jedoch von wahren Gefühlen gesprochen."
"Das weiß ich. Aber sie sind mir vergangen, wenn du davon nicht wusstest."
Ich widerstehe dem Drang, die Augen zu schließen, doch sie fallen mir für eine Sekunde trotzdem zu und ich schwanke.


"Tut mir leid, dass ich dich vergessen habe, Lilith!", entschuldigt sich Joshua hastig. "Folge mir, wir suchen dir schnell ein Bett."
Ich schlendere hinter ihm her und er zieht mich vorwärts, bannt einen Weg durch all die Gäste frei und hilft mir ein bisschen beim Treppenaufsteigen. Ohne groß nachzudenken, öffnet Joshua die erste Tür und wartet bis ich reinkomme.
"Mach's dir bequem. Gute Nacht."
Er schließt die Tür, ehe ich es schaffe, mich mindestens zu bedanken.
Nun falle ich auf das Himmelbett und verfalle in einen tiefen Schlaf.

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now