Kapitel 14

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Wir haben eine Weile über nichts Bedeutungsvolles gequatscht. Nun werde ich langsam müde.
"Wie spät ist es eigentlich?", frage ich.
"Etwa fünf Uhr. Morgens natürlich.", lächelt Miguel.

"Hast du Hunger? Ich gehe nach oben und bereite dir eine Kleinigkeit vor.", sagt Joshua.

Vom einen zum anderen Augenblick ist der Junge nicht mehr im Zimmer.
"Was sollen wir jetzt eigentlich machen?", seufze ich gelangweilt.
"Rumsitzen.", antwortet Miguel genauso gelangweilt.
"Hm, toll. Bis ich endlich meinen Zweck erfüllen kann."
"Na so ist es auch wiederum nicht.", bestreitet der Vampir.
Er lauscht.
"Joshua ruft uns nach oben."
"Und die Sonne? Langsam muss es doch heller werden. Schadet sie dir nicht?"
"Nee. Ach, du sorgst dich um mich?", grinst er.
Ich verdrehe nur die Augen und stehe vom Bett auf. Die Welt dreht sich und mir wird schwarz vor Augen. Ich merke, wie Miguel mich am Arm stützt.
"Alles in Ordnung bei dir?", fragt er besorgt.
"Irgendwie nicht..."
"Dann setz dich wieder. Ich hole Joshua und das Essen. Kann ich dich hier allein lassen?"
Ich sehe ihn leicht verärgert an.
"Ich bin kein kleines Kind."
"Ist ja gut. Bin gleich wieder da."
Und er verschwand. Mir wird klar, dass meine Knie nachgeben. Für einen Moment wird das Licht grell und alle möglichen Laute sind viel zu deutlich zu hören. Und dann verliere ich das Bewusstsein.

Ich werde wach. Das Erste, was mir auffällt, ist eine Unterhaltung, von der ich den Sinn nicht verstehe. Es sind fünf Stimmen herauszuhören. Ich öffne meine Augen und befinde mich in einem dunklen Zimmer, meinem Zimmer. Doch ich kann alles deutlich sehen.
"Oh, sie ist wach.", kündet eine Frau an, nachdem sie einen kurzen Blick auf mich wirft.
Aurora. Die anderen Anwesenden sind Christopher, Joshua, Alexandra und Miguel.
"Worüber unterhaltet ihr euch?", frage ich und setze mich im Bett auf.
"Über dich.", antwortet Christopher wieder mal gefühllos.
"Aha. Was ist jetzt mit mir passiert? Ich weiß nur, dass ich umgefallen bin. Wie lang war ich bewusstlos?"
"Drei Wochen.", entgegnet Alexandra.
"Was?! Drei Wochen?! Das ist doch ein Scherz!"
"Ganz bestimmt nicht.", widerspricht Miguel.
"Oh mein Gott...", stoße ich entsetzt hervor.
"Erkläre uns bitte, was dir widerfahren ist.", fordert mich Alexandra auf.
"Die Welt hat sich gedreht. Es wurde alles richtig hell und laut. Und dann bin ich umgefallen."
"Und wie sieht das Zimmer für dich jetzt aus?", fragt Joshua lächelnd.
Er weiß ganz bestimmt was!

"Immer noch hell.", meine ich.
"Ich habe es euch gesagt.", ruft er in die Runde.
Die anderen Vampire verdrehen die Augen.
"Schlechte Neuigkeit, Lilith. Deine Vampirsinne werden langsam wach.", spricht er weiter.
"Und das heißt?"
Ich wollte die Tatsache nicht verstehen.

"Dass du zum Vampir wirst.", sagt Miguel ernst.
Ich höre Bedauern in seiner Stimme. Warum ist er deswegen traurig? Ich soll traurig sein. Oh Mann, ich werde zum Vampir! Scheiße!

"Ihr redet Unsinn! Das kann einfach nicht wahr sein! Das geht nicht!"
"Du belügst dich mit diesen Worten selbst.", entgegnet Christopher.
"Aber- Aber d- das- Ich- Das ist ein Albtraum. Ihr alle seid nur ein Albtraum. Ich muss einfach aufwachen."
Ich vergraben das Gesicht in den Händen und schüttle den Kopf. Miguel setzt sich zu mir und ich merke, wie er mich umarmen will.
"Nein! Bleib weg!" rufe ich und rutsche von ihm weg.
Hilfesuchend sieht er die anderen an. Joshua kommt auf uns zu und setzt sich vor mir im Schneidersitz auf den Boden.
"Lilith, bleibe ruhig. Es ist nicht so schlimm, wie es dir zu sein scheint. Du verfügst zwar über unsere Kräfte, aber dein Körper verändert sich noch immer. Ich habe dir schon gesagt, du warst schon immer ein Vampir. Und siehe mal, du warst ein Baby, dann ein Kind und jetzt bist du eine junge Frau, habe ich Recht? Hat sich denn so vieles geändert?"
Ich überlege. Vielleicht hat er ja Recht... Aber nein! Ich hab jetzt ihre Kräfte und bin in diesem Gott verlassenem Haus gefangen!

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now