Kapitel 16

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Außer Kraft falle ich zu Boden.
"Aufstehen, es wurde keine Pause angekündigt. Außerdem bleibt uns nur noch sehr wenig Zeit heute.", befehlt Miguel.
"Hallo! Ich werde nicht mehr rennen! Ich kann nicht mehr. Ich bin hier schon zwanzig Runden gerannt."
"Neunzehn, um genau zu sein.", lächelt Joshua, wirkt aber ernst dabei. "Du musst es heute noch schaffen, so schnell wie wir zu laufen."
"Ich habe eine Idee. Lilith, du und ich machen ein Wettrennen.", sagt Miguel.
Der Gewinner ist schwer zu erraten! Ich mache keine Anstalten, aufzustehen. Ne, Schluss mit dem Laufen für heute. Joshua und Miguel tauschen lächelnd die Blicke aus. Die scheinen, gut befreundet zu sein. Läuft bei den. Miguel tritt hinter mich, beugt sich vor, greift unter meine Achseln und stellt mich auf die Beine.
"Sei glücklich, dass ich dir helfen will!", fährt er mich an.
"Wozu das? Ich will doch kein Vampir sein.", entgegne ich.
"Jetzt sei nicht so faul und lass uns anfangen!", meint Miguel und stößt mich nach vorne.
Joshua lacht und auch mir macht es Spaß.
"Joshua, wenn du über mich lachst, kannst du diesen faulen Sack selbst trainieren.", wirft Miguel etwas beleidigt ein.
So redet er also über mich!
"Ach was für Worte in Richtung der verehrten Dame!", ärgert sich der Junge gespielt. "Lilith zu lehren, macht mir überhaupt nichts aus. Und jetzt guck, wie der Meister es macht!"
Als er das sagt, reckt er den Kinn hoch. Dann lächelt er mich an.
"Du bist doch so nett und machst mit?", fragt mich Joshua mit übertriebener Freundlichkeit.
"Hm! Wer hat denn das gesagt?", bestreite ich.
Miguel sieht Joshua mit einem Gedisst-Blick an.
Wir streiten uns weitere 15 Minuten bis mich die Vampire dazu bringen, noch ein bisschen weiterzumachen.
Jetzt werd ich den letzten Versuch starten. Ich renne los, schneller, noch schneller... Viel zu schnell! Wenn Joshua nicht plötzlich da wäre, und mich nicht aufgehalten hätte, würde ich in die Rosenbeete hineinlaufen. Zum Glück ist er aufgetaucht und hat das verhindert.
"Na siehst du, du hast es geschafft.", ruft Miguel erleichtert.
"Kein Grund, sich zu freuen. Du müsstest es schon längst können.", erwidert Joshua.
Ehm ja, ich hab die beiden lange genervt, sodass sie jetzt gestresst sind.
"Und jetzt zurück zum Haus und im gleichen Tempo." fordert mich der Junge auf.
Ich seufze und mache, was mir befohlen wurde. Vor allem jetzt ist es wichtig, mit Vampiren ist nicht zu spaßen., erinnere ich mich. Ich schaffe es tatsächlich, sehr schnell zu laufen. Nur steht Joshua schon an der Tür, als ich bei Miguel ankomme.
"Gut, ich glaube, ab jetzt wirst du es können, richtig zu laufen.", sagt Miguel.
"Richtig zu laufen", ernsthaft? Ich schnaube und gehe im normalen Schritt zum Haus, gefolgt von Miguel. Ich bleibe kurz stehen und gucke zurück. Irgendwo steigt schon die Sonne auf und der Himmel wird am Horizont heller.
"Du brauchst nicht so zu gucken. Schließlich bist du zur Hälfte Mensch und die Sonne kann dir überhaupt keinen Schaden anrichten.", erzählt Joshua.
Ich glaube, Traurigkeit in seiner Stimme heraushören zu können. Wie alt ist er wohl wirklich?
Du sollst wirklich nicht über Sachen nachdenken, die dich nichts angehen., meldet sich Joshuas freundliche Stimme in meinem Kopf.
Und du sollst wirklich nicht in fremde Gedanken eindringen.
"Alte Gewohnheit.", entgegnet er leichthin und diesmal laut.
Miguel, Joshua und ich betreten das Haus.
"Anstrengende Nacht.", seufzt Miguel.
Im Wohnzimmer macht er und Joshua die Vorhänge zu und beide plumpsen auf das Sofa.
"Das müsste eigentlich ich sagen.", lächle ich und setzte mich sorgenlos zwischen die beiden.
Bei Miguel bin ich wieder bei der Phase, die ich vor seinem Biss hatte - irgendwie liebe ich ihn. Joshua kommt mir auch voll vernünftig vor, aber das ist ja nichts Neues.
"Lilith, hast du Hunger? Soll ich dir schnell etwas zu essen vorbereiten?", fragt der Junge.
"Wäre nett.", antworte ich.
Diesmal sehe ich die schnelle Bewegung als er aus dem Zimmer läuft. Und nun bleibe ich allein mit Miguel.

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now