Kapitel 17

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"Du bist so feindseelig zu mir.", sagt Miguel plötzlich.
"Wie kommst du darauf?"
"Wie wohl?"
Wenn ich müde bin, werde ich gehässig, wenn man mit mir Raten spielt...


"Wie soll ich denn anders reagieren? Außerdem sieh mal, ich sitze gerade neben dir.", entgegne ich verärgert.


Hab ich vor Kurzem etwas von Liebe gesagt? Vergesst das! Miguel verdirbt alles.
Er steht auf und geht los.
"Wohin?", rufe ich.
Er ignoriert mich und geht weiter. Wer ist jetzt gehässig?
Erst in der Tür bleibt er stehen und hält sie auf.


"Joshua hat nach dir gerufen, wenn du's nicht gehört hast."
"Ach ja?"
Miguel antwortet nicht, wartet einfach schweigend ab bis ich aufstehe und ihm ins Esszimmer folge. Jetzt bin ich aber auf ihn sauer! Welchen Grund hat er, um mich so zu behandeln?
"Was ist denn mit euch beiden auf einmal los?", wundert sich Joshua, welcher uns entgegen kommt.
"Welcher Sinn zu fragen, wenn du alles gehört hast?", fragt Miguel verärgert und setzt sich auf einen der sechs Stühle.
Ich setzte mich ihm gegenüber, da wo auch mein verdeckter Teller steht, und Joshua nimmt zwischen uns Platz.
"Nein, diesmal war ich so nett und habe euch nicht zugehört.", widerspricht der Letzte.
Die Vorhänge hier sind ebenfalls zugezogen, das Licht versucht durchzudringen. Ab wann eigentlich ist Vampiren die Sonne egal? Und wo sind bitteschön Alexandra, Christopher und Aurora? Obwohl... Eigentlich will ich die gar nicht sehen.
"Nichts ist los.", entgegnet Miguel.
Ich verstehe ihn nicht! Ist aber auch nichts Neues. Er hatte oft Gefühlsschwankungen.
In dieser unangenehmen Atmosphäre esse ich und gehe, wie die anderen Vampire, schlafen.

Nach dem Aufwachen sehe ich einen Teller auf meinem Tisch. Offensichtlich wird's gleich mit dem Training anfangen. Oh Mann. Na ja, je schneller ich alles kann, desto schneller kann ich nach Hause. Wenn ich so nachdenke... Ich bin, ehrlich gesagt, ein komischer Vampir. Ich brauch kein Blut - oder doch? - und die Sonne macht mir nichts.
Okay, doch nicht so schlimm, wie ich dachte., gebe ich zu.
Möglichst langsam esse ich das zubereitete Fleisch und den Reis auf. Wozu sich beeilen? Als ich die Zimmertür öffne, steht da Miguel mit vor der Brust verschränkten Armen und unzufriedenen Miene. Ich zucke kurz zusammen.
"Warum so lange?", fragt er.
Auch sein Ton zeugt von der Unzufriedenheit.


"Weil ich mein Essen genießen wollte.", antworte ich lächelnd.
Den Vampir zu ärgern, mochte ich schon immer. Ich trete aus dem Zimmer und folge Miguel den dunklen Flur entlang und die Wendeltreppe hoch.
"Weswegen so eine gute Laune?", will ich wissen.
Er seufzt schwer, nimmt den Weg nach draußen.
"Die Älteren drücken sich von der Arbeit. Sie wollen weder Maximilian helfen, der mit Diana sichtbar Schwierigkeiten hat, noch uns. Anstatt dich zu lehren, haben die Joshua und mich damit beauftragt.", sagt mein Freund-Feind.
Auf so eine ausführliche Antwort hatte ich nicht mal gehofft.
"Auch meiner Meinung nach, gehen die Drei zu weit.", ertönt plötzlich Joshuas Stimme hinter uns, weshalb ich zusammenzucke.
Erstens: Seit wann ist er hier? Zweitens: Seit wann macht mir alles Mögliche wieder Angst?
"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, Lilith.", meint Joshua und tritt neben mich.
Nun gehen wir schon zu dritt in einer Reihe. Der Junge folgt wieder meinen Gedanken! Und er sagte noch, es ist anstrengend!
"Was stört dich denn an mir?", blicke ich Miguel verärgert an.
Joshua lacht leise. Hab ich was falsch verstanden?
"Du störst niemanden. Störend ist, dass keiner von ihnen Maximilian hilft. Manchmal müssen wir beide deshalb eingreifen.", erklärt er ruhig und freundlich wie immer.
"Ist denn kein anderer Vampir im Haus?", wundere ich mich.
Wir treten aus der Tür, passieren das Eingangstor und befinden uns bildlich gesagt im Feld.
"Das ist doch keine WG und auch kein Hotel oder Heim für Vampire!", entgegnet Miguel.
Joshua unterdrückt das Lachen, weshalb er komische Geräusche von sich gibt.
"So ist es. Außerdem hat Alexandra unser Zuhause verlassen und Christopher und Aurora haben irgendwo anders zu tun, wie sie es uns heute mitgeteilt haben.", erzählt er schließlich.


"Toll. Ein echt gutes Vorbild.", nicke ich mehrmals. "Na gut, was wollen wir heute machen?"
"Deine Reflexe trainieren.", antwortet Miguel kurz.

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now