Kapitel 26

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Vor Kurzem sind Maximilian und Diana gegangen, weil die Vampirin noch zu jung ist, um sich der Sonne zu widmen.
"Joshua, was wird in einer Woche passieren? Weshalb müssen wir Liliths Training bis dahin beendet haben?", stellt Miguel auch mich interessierende Frage.
Er kommt mir ganz besorgt vor. Schlechtes Zeichen.
"Das darf ich euch nicht sagen. Sonst hätte Christopher es euch ebenfalls wissen lassen.", antwortet Joshua.
Sehe ich da kurz Mitleid in seinen Augen aufblitzen?
"Hey, es geht hier um mich! Wieso sollte ich das dann nicht wissen? Die ganze Zeit macht ihr auf geheimnisvoll, weißt du, wie das stresst!" erwidere ich.
Der Junge guckt weg.
"Tut mir leid.", bringt er leise hervor.
"Ich brauch deine Entschuldigungen nicht, ich brauche Antworten!", werfe ich ein.
"Ich kann sie dir aber nicht geben, das ist nicht meine Entscheidung. Ich wiederhole, ich entscheide hier nichts."
"Eure Geheimnistuerei macht mich wahnsinnig!"
Mit diesen Worten stehe ich auf und bin auf dem Weg in mein Zimmer. Wie können sie meine Zukunft vor mir geheim halten?! Das ist einfach nicht fair! Ich lasse die Tür zuknallen und falle auf mein Bett. Wenn sie in einer Woche mit mir fertig sein wollen, dann haben die Pech. Ich werde nämlich keinen Schritt aus dem Zimmer machen!
Mit dieser Entschlossenheit verfalle ich in den Schlaf.

Ich wache auf und das Erste, was mir auffällt, ist ein verdeckter Teller und eine Tasse. Kaffe., stellt es sich heraus als ich aufstehe, zum Tisch gehe und in die Tasse blicke. Ich esse und will schon aus dem Zimmer gehen, als ich mich daran erinnere, keinen Schritt hier raus machen zu wollen. So begebe ich mich der Langeweile und warte darauf bis jemand an die Tür klopft. Aber es geschieht nicht. Wo sind alle abgeblieben? Mich frisst die Neugier und ich kann es nicht anders, als die Tür aufzumachen und kurz hinauszublicken. Leider kann ich nichts hören, kein einziges Geräusch. Mit offener Tür warte ich noch eine Weile ab, doch es will mich niemand besuchen. Haben sie von meiner Existenz vergessen, wollen sie mich für heute in Ruhe lassen oder haben sie etwas zu erledigen? Seufzend stehe ich wieder auf, nehme mein Geschirr und mache mich auf den Weg nach oben. Im Wohnzimmer und Esszimmer finde ich niemanden. Ich gehe weiter in die ebenfalls leere Küche, wische das Geschirr ab. Wann wird endlich jemand auftauchen? Ey, vielleicht sind sie auf der Jagd.
Meine Lippen umspielt ein Lächeln. Ich gehe aus einer anderen Tür in den Flur und schleiche mich zur Haustür. Zweiter Versuch, wegzurennen.
Als ich ankomme und für einen Augenblick stehen bleibe, spüre ich einen Windhauch hinter meinem Rücken. Ah, jemand ist aufgetaucht. Ich drehe mich um und finde Miguel vor mir. Er steht mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt und betrachtet mich interessiert.
"Was machst du?", fragt er.
"Ich suche euch, was sonst."
"Aha. Na dann, hier bin ich. Was jetzt?"
"Hab ich heute kein Training?"
"Eigentlich schon."
"Hast du mit Joshua geredet?"
Miguel stößt sich ab und geht auf mich zu.
"Der verrät nichts."
Ich weiche zurück und berühre mit dem Rücken die Wand. Der Vampir legt seine Hände rechts und links von meinem Kopf an die Tür. Haha, ein Déjà-vu. Aber ob ich lachen soll?


"Was hast du vor?", sage ich ahnend.
"Nichts Besonderes.", zwinkert er mir zu und sein Gesicht nähert sich Meinem.
Eigentlich sollte Miguels Hypnose nicht auf mich wirken, aber ich starre ihn nur an und versuche nicht, ihn loszuwerden. Noch eine Sekunde und er drückt seine Lippen auf die meinen und startet einen sehnsuchtsvollen Kuss. Ich weiß nicht warum, aber ich erwiedere ihn. Mal wird der Kuss zart, mal ganz wild. Doch es gefällt mir. Als Miguel endlich von mir lässt, rutsche ich die Tür entlang zu Boden und bleibe dort sitzen. Der Vampir nimmt neben mir Platz.
"Wie wagst du es nur.", stoße ich hervor, vermeide aber Blickkontakt mit Miguel.
Er zuckt die Schultern und lächelt in sich hinein.
"Der Kuss bedeutet nichts.", erkläre ich und der oben Genannte lächelt noch breiter.
"Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?", rede ich weiter.
"Das müsstest du bereits wissen."
"Und wenn ich nicht einverstanden bin? Für dich hast du alles entschieden, doch mich hast du nicht gefragt."
"Meinst du? Ich habe dich schon mehrmals gefragt. Wenn du willst, kann ich es sogar nochmal tun. Wollen wir wieder ein Paar sein?"
"Sobald ich kann, werde ich von hier verschwinden."
"Die Frage ist, ob sie dich wirklich gehen lassen."
Ja, darüber hab ich auch schon nachgedacht. Vielleicht kann Miguel helfen? Aber hab ich ihm wirklich verzeiht? Ja, das habe ich und sogar schon längst. Ich atme schwer durch und widme mich dem Vampir zu. Ich habe meine Entscheidung getroffen.
"Miguel.", sage ich und er sieht mich an, Arme verschränkt auf den Knien. "Ich liebe dich auch.", flüstere ich.
Er nickt und wir starren schweigend vor uns hin.

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now