Kapitel 25

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"Joshua, du brauchst mir das nicht zu erklären, davon habe ich schon gehört. Außerdem hat Christopher alles erzählt. Na gut... Lilith, wie gefällt es dir hier?", fragt Maximilian ruhig.
Da hat er sich aber eine falsche Frage ausgesucht. Während ich über meine Antwort nachdenke, setzt sich Joshua auf, tauscht kurz die Blicke mit Miguel aus und beide lachen leise. Wir drei sind wohl gleicher Meinung. Aufgrund der verständnislosen Blicke von Maximilian und Diana fange ich auch an, leise zu lachen.
"Es gefällt mir hier eigentlich überhaupt nicht.", kläre ich die beiden auf.
"Sie hat sogar versucht, wegzurennen.", fügt Miguel belustigt hinzu und erntet meinen gereizten Blick.
Wobei er mir geholfen hat., will ich gerne dazusagen, halte mich aber selbst auf. Die anderen brauchen das nicht zu wissen.
"Was ist hier denn so schlimm?", interessiert sich Diana.
Die Vampire links und rechts von mir kichern wieder.
Komisch, dass sie selbst nicht darauf kommt., ertönt Joshuas Stimme in meinem Kopf.
"Vielleicht die Tatsache, dass ich immer unter Beobachtung bin. Oder dass man mich nicht nach Hause lässt und ich meinen Vater nicht mal anrufen kann. Aber auch wenn, was soll ich schon sagen? Oder dass ich von Vampiren umgeben bin, die gern mein Blut trinken würden. Oder dass ich jetzt selber ein Vampir bin, obwohl ich es nicht will!" zähle ich aufgeregt auf.
Wut und Hilflosigkeit steigen in mir hoch, ich balle die Hände zu Fäusten und spanne mich an. Ich würde jetzt gern hysterisch toben. Plötzlich umklammern mich Miguels Arme, er zieht mich an sich ran und lehnt den Kopf an den Meinen.
"Ganz ruhig... Entspann dich..."
Irgendwie beruhigt mich das. Hab ich Miguel schon verzeiht?
"Es ist doch toll, ein Vampir zu sein. Langes Leben, neue Kräfte.", meint Diana.
Sie und Maximilian verschränken die Finger ineinander.
"Und eine Ewigkeit mit dem Geliebten.", fügt sie hinzu.
Wenn sie mich und Miguel meint, dann schlage ich sie. Es gibt nur ein Aber, der Vampir hält mich immer noch fest.
"Ich schlage vor, wir reden lieber über etwas, was Lilith angenehm ist.", rettet uns alle Joshua.
"Wo sind Christopher und Aurora?", wechstelt Maximilian sofort das Thema.
"Der Teufel weiß, wo sie sind.", antwortet Miguel verärgert.
Er lässt mich endlich los, aber jetzt will ich es nicht mehr. Trotzdem setze ich mich aufrecht hin.
"Euch mussten sie es doch sagen.", regt sich Maximilian auf.
"Das denkst vielleicht du. Die Älteren haben uns nur mitgeteilt, dass sie woanders etwas Wichtiges zu erledigen haben.", entgegnet Joshua ebenfalls gereizt.
"Was kann denn noch wichtiger sein, als das hier bei uns?", wundert sich Maximilian.
Er ist wohl älter als Miguel... Ich weiß selber nicht, was mich darauf gebracht hat.
"Vieles. Wir sind nichtig in dieser Welt.", erwidert Joshua.
"Redet ihr gerade über uns?", kommt es plötzlich aus der Tür.
Wenn man grad vom Teufel spricht... Christopher betritt das Zimmer, gefolgt von Aurora.
"Na, hattet ihr eine schöne Zeit ohne uns?", fragt die Vampirin schief grinsend.
"Und wie!", ärgert sich Miguel. "Wie konntet ihr uns allein lassen?"
;Seid ihr gut vorangekommen?", fragt Christopher ohne Umschweife.
Ich kann nicht anders, als die Augen zu verdrehen.
"Je nachdem was du meinst. Mit Diana gab es ab und zu Schwierigkeiten. Aber wie du siehst, sitzt sie jetzt hier und bewahrt die Ruhe. Mit Lilith sind wir weniger vorangekommen, als es mir lieb wäre.", erzählt der Vampirjunge.
Weniger vorangekommen, als es ihm lieb wäre, be be be. Hallo, das war anstrengend genug! Was wollte er in diesen wenigen Tagen noch mit mir schaffen?


"Joshua, du weißt, ihr habt nur noch eine Woche.", erinnert Aurora.
Aber eine Woche bis was? Was wird danach passieren? Werden sie mich freilassen? Das muss ich später unbedingt Joshua oder Miguel fragen. Der Junge nickt wissend. Miguel beugt sich vor und schaut ihn fragend an. Aha, nicht alle sind in Christophers Pläne eingeweiht. Werd ich mir merken...
Überraschenderweise ignoriert Joshua Miguel.
"Wo wart ihr?", holt uns Maximilian zum herkömmlichen Thema zurück.
"Das ist nicht eure Angelegenheit.", entgegnet Christopher kalt und mehr oder weniger höflich und verlässt das Zimmer.
"Schlechte Laune.", winkt Aurora grinsend ab, folgt ihm.
Diana schnaubt.
"So eine Verarsche...", sagt sie.
Wir bleiben zu fünft im Zimmer und ich fühle mich irgendwie schutzlos. Ein Gedanke kommt wieder in meinen Kopf. Wem kann ich hier wirklich vertrauen?

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now