Kapitel 29

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Wie ich das auch nicht versucht hab, aber Miguel zu hypnotisieren, hab ich nicht geschafft. Nach den letzten Niederlagen, als ich mich zurücklehnte, lachte Miguel leise. Ja, ja, ich hab das versaut., dachte ich nur genervt. Joshua sah jedoch immer angespannter aus. Ich weiß selbst, ich muss es heute noch schaffen. Außerdem haben die beiden Vampire bestimmt noch was vor.
"Versuche es mit mehr Konzentration.", schlägt der Junge mir vor.
"Ich bin schon bis in mein Inneres so konzentriert, dass es nicht mehr geht.", erwidere ich erschöpft. "Es will einfach nicht klappen!"
"Wir haben noch Zeit, mach weiter.", feuert mich Miguel an. "Irgendwann wirst du schon verstehen, wie die Hypnose geht, und dann schaffst du's."
"Irgendwann...", murmel ich. "Irgendwann in hundert Jahren."
Dieses Kommentar lässt die Jungs ein Lächeln aufsetzen. Ich seufze, setzte mich aufrecht hin und starre ausdruckslos in Miguels Augen. Warum erscheint alles so störend, wenn man sich konzentriert? Und mit meinem erhöhten Gehör lenkt wirklich alles ab. Doch dann werd ich wie vom Geistesblitz getroffen. Wie dumm bin ich, dass ich nicht gleich drauf gekommen bin?! Hypnotisieren ist das Gleiche wie den Geist manipulieren. Jetzt passiert alles so, als ob ich die Hypnose schon tausendmal durchgemacht habe. Ich gelange in Miguels Geist und zwinge ihn mit meinem Willen, sich mir zu unterwerfen. Sofort bekommt der Vampir gläserne Augen und sein Gesicht wird ausdruckslos, Mein dafür erfreut.
"Du hast es verstanden.", sagt Joshua ruhig, aber mit hörbarer Freude. "Nein, anders. Du hast dich daran erinnert."
"Du hättest mir also erklären können, wie das so geht?", fahr ich ihn an.
"Ja, das hätte ich.", nickt er.
Aber Christopher hatte es unbedingt nötig, die Methoden deines Trainings zu ändern., fügt er in Gedanken hinzu.
"Ehh, wie deaktiviert man nochmal die Hypnose?", wechsle ich das Thema.
"Durch Stellen einer Aufgabe. Es geht sogar so etwas wie "Steh auf!" Jedenfalls musst du das später in Gedanken schaffen können. Die Situation lässt einem manches Mal nicht zu, den Befehl auszusprechen."
"Verstehe.", nicke ich. "Aber jetzt darf ich's doch noch laut sagen, oder?"
Ich warte nicht auf die Antwort.
"Miguel, bring mir ein Glas Saft.", sage ich und grinse dann Joshua an.
Er ist ein guter Lehrer, um zu zeigen, wie man Menschen ausnutzt.
Miguel steht auf und verlässt das Zimmer. Dabei sieht er so aus, als sei er ein Zombie.
"Ach ja, eine Sache gibt es noch.", kratzt sich Joshua am Hinterkopf. "Damit so etwas nicht passiert, musst du das Stellen einer Aufgabe mit "wenn du jetzt aufwachst" oder "du kommst jetzt zu sich" anfangen. Anderenfalls hast du einen, wie du es nennst, Zombie."
"Warum merke ich nie, dass du in meinem Kopf bist? Warum hält dich mein Schutz nicht auf?", bringe ich verwundert und etwas empört von mir.
Ich verstehe das einfach nicht!
"Für solche Fragen gibt es nur eine einzige Antwort. Ich bin zu alt."
Noch immer der gleiche nette Blick, aber nun mit Weisheit von nicht nur einem Tausend Jahre. Oh. Mein. Gott. Ich stocke mit geweiteten Augen. Miguel kommt mit einem Glas Orangensaft ins Zimmer. Er stellt es auf den Couchtisch, den wir schon vor Tagen weggeschoben haben, setzt sich auf das Sofa und blinzelt.
"Ich schätze, du hast es geschafft.", fragt er mich.
Ich nicke stumm.
"Ist was?", fährt er fort und blickt von mir zu Joshua und dann wieder zurück.
"Ich kann neue Informationen schlecht verarbeiten.", erkläre ich noch immer etwas benommen.
Die Information war nicht neu. Du wolltest dieser Tatsache einfach nur nicht glauben., ertönt wieder die Stimme des Vampirjungen in meinem Kopf.
Da hat er recht, aber ich werde es nicht zugeben.
"Willst du mich nochmal hypnotisieren?", interessiert sich Miguel ernst.
"Nein. Ich hab verstanden, wie das so geht.", entgegne ich.
"Doch. Noch ein Mal, mit Schutz.", widerspricht Joshua.
Sowohl Miguel als auch ich nicken. Wie auch in der Aufgabe davor, schaffe ich, mich in Miguels Geist durch seinen Schutz einzudringen. Ich hypnotisiere ihn, folge Joshuas Hinweis und benutze "nachdem du jetzt zu sich kommst", wobei ich dann hinzufüge, er solle mir einen Keks bringen. Wenn es schon sein muss, soll Miguel auch nützlich sein. Das ärgert ihn zwar, aber es ist doch meine Aufgabe.

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now