Kapitel 28

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Mit Gedankenlesen wollte Joshua die Nacht nicht beenden. Aber ehrlich gesagt überraschte mich das nicht.
"Die Gedanken austauschen kannst du schon-", fängt er an, doch mit einer Handbewegung bringt Miguel ihn zum Schweigen.
Er beugt sich vor und sieht mich mit etwas zur Seite geneigtem Kopf überrascht an.
"Ach ja? Mit wem redest du denn so?"
Ist er eifersüchtig? Jetzt ehrlich?
"Das tut doch nichts zur Sache, lass Joshua weitererzählen.", lächle ich dumm.
Miguel lehnt sich zurück, nicht zufrieden mit der Antwort. Ich glaube, es dämmert ihm, mit wem ich rede. Aber Joshua fängt doch immer an. Sein Blick ist übrigens ganz schön ernst. Er hat sich selbst verraten, ich war das nicht.
"Auf jeden Fall müsste deine zweite Aufgabe hypnotisieren und Erinnerungen löschen sein.", fährt Joshua fort.
"Und das Problem liegt wohl im zweiten Punkt.", rate ich.
Natürlich, wer will schon, dass seine Erinnerungen von einer ungelehrten Halbvampirin gelöscht werden. Joshua drückt die Lippen zusammen, um sich das Lachen zu verkneifen.
Du bist wieder in meinem Kopf!, denke ich und sehe ihn verärgert an.
Mann, jetzt lacht er!
"Ey, könnt ihr beide bitte damit aufhören?", regt sich Miguel auf.
"Er fängt an!", verpetze ich den Jungen und zeige mit einem Nicken auf ihn; wie ein kleines Kind.
"Das ist so lustig!", grinst Joshua.
"Joshua, ich erinnere dich: Bleib aus meinen Gedanken raus!", meine ich finster.
"Ihr sollt einfach beide nicht telepathieren, dann ist es fair für alle!", sagt Miguel.
"Was schreit ihr hier rum! Habt ihr nichts zu tun oder was?!", ertönt Auroras Stimme aus dem Flur und gleich darauf zeigt sie sich in der Tür. Wir drei verstummen und sehen sie nur an.
"Entschuldigung.", bringt Joshua von sich. "Wir werden euch nicht weiter stören."
Die Frau schnaubt und verschwindet wieder aus meiner Sicht. Ich atme durch.
"Was ist jetzt die nächste Aufgabe?", frage ich ein bisschen genervt.
"Hypnose.", antwortet Miguel kurz.
"Und hier noch ein Problem.", entgegnet Joshua ernst und lächelt beim nächsten Satz. "Du magst sie doch so sehr." Das Lächeln entweicht wieder seinen Lippen. "Wir können dir weder zeigen, noch sagen, wie das geht."
"Na ja, zeigen können wir, aber es wird dir wahrscheinlich nicht helfen.", verdeutlicht Miguel.
"Hm toll. Und wie soll ich das bitteschön, eurer Meinung nach, schaffen?", schnaubte ich.
"Wir mussten das auch selbst erlernen und wir haben es geschafft. Immer denkst du, du bist die Erste. Du irrst dich, Schätzchen."
"Miguel, tu mir den Gefallen und nenn mich nicht so, zumindest nicht jetzt.", bitte ich.
Ja, wenn wir allein wären, dürfte er mich Schätzchen nennen. Wir sind doch wieder zusammen. Aber nicht vor anderen.
Das alles geht mir so auf die Nerven! Och, wieder ein schlechter Tag. Ich meine Nacht.
"Zeigt mir jedenfalls vor, wie ihr eure Hypnose macht.", fahre ich fort.
"Langsam."
Joshua sieht Miguel fragend an, der nickt, woraufhin der Junge ebenfalls nickt.
"Guck zu.", sagt er.
Die Vampire drehen sich gegenseitig zu. Während sie sich anstrarren, gehe ich vom Sofa runter und setzte mich auf den Boden neben Miguel, damit ich Joshua besser sehen kann und das, was er macht. Und was sehe ich? Nichts! Einfach nur gar nichts! Nun sieht der Junge mich an.
"Und?", frage ich.
"Ich habe Miguel hypnotisiert. Siehst du, er bewegt sich und blinzelt nicht.", erklärt Joshua.
"Aber... Ich hab nichts gesehen, was mir helfen könnte!"
"Das haben wir dir doch gesagt."
"Und wie bringst du ihn zurück?"
"Durch das Stellen einer Aufgabe. Miguel, du kommst jetzt zu sich, gehst in die Küche und kommst mit einem Kuchen zurück."
Ich rutsche schnell nach hinten, da Miguel sich aufzurichten beginnt.
"Ich gehe kurz in die Küche.", sagt er und verschwindet im Durchgang.
"Okay...?", lächle ich.
"Hey Joshua, wo haben wir hier Kuchen?", höre ich ihn rufen und fange an, zu lachen.
"Nirgendwo. Komm wieder hierher.", ruft Joshua grinsend zurück.
"Aber alles sagte mir, dass wir Kuchen haben.", meint Miguel verwirrt, als er das Wohnzimmer betritt.
Joshuas Grinsen wird breiter, Miguels Augen weiten sich wissend, er saugt die Luft ein.
"Du warst es!"
Auch auf seinem Gesicht taucht ein Lächeln auf.
"Du hast noch Glück gehabt, dass ich nett bin.", zuckt der Junge die Schultern.
Miguel setzt sich schnaubend auf sein früheres Platz.
"Du bist dran.", kündet er an und schaut auf mich herab.
Ja, ich bin dran.

Zu Hause bei den Vampiren Där berättelser lever. Upptäck nu