Kapitel 8

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Mit Aurora gehe ich enttäuscht zur Villa zurück. Ich wusste doch von Anfang an, dass ich es nicht schaffen werde.
Ich mache meine Füße an der Jeans sauber und mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer, um mich dort zu langweilen. Doch Aurora hält mich auf.
"Diesmal kommst du mit nach unten.", befehlt sie.
"Ich dachte-", fange ich an, werde jedoch vo ihr unterbrochen.
"Das ist dein Problem. Du hättest nicht weglaufen sollen. Es ist allein deine Schuld, dass wir dich jetzt in Gefahr begeben."
"Könnte ich nicht-"
"Gewiss könntest du, aber du wirst nicht. Du folgst mir nach unten.", verlangt sie und dann scheint es mir so, als ob ihr was eingefallen wäre. "Und was hast du mit Joshua gemacht?"
"Nichts. Er ist ein Vampir! Was hätt ich ihm überhaupt antun können?", wundere ich mich.
"Mich fragst du? Meine Frage war an dich gerichtet. Aber statt darauf zu antworten, verlangst du dies von mir. Das geht so nicht. Guck mal, er hatte einen Befehl. Er sollte auf dich die ganze Nacht lang aufpassen. Doch er ist zu uns geeilt. Warum?"
"Keine Ahnung.", wiederhole ich mit Nachdruck.


Mit verengten Augen schaut mich Aurora dürster an und wendet sich dann von mir ab.
"Du folgst mir.", sagt sie bestimmt.


Seufzend und genervt tu ich, was mir gesagt wurde. Und wieder steige ich die alte Wendeltreppe hinunter in den dunklen Gang, wo ich überhaupt nichts mehr sehen kann.


"Dürfte ich vielleicht zumindest erfahren, wohin Sie mich bringen?", frage ich so nett, wie es nur geht.


"In ein Zimmer, wo du mehr oder weniger sicher bist. Ohh, du bereitest uns solche Schwierigkeiten...", stöhnt sie.
"Dann lasst mich nach Hause.", entgegne ich ruhig.


"Nee.", grinst sie. "Das geht nicht. Vorsicht, hier folgen zwei Stufen."
"Hier hätte es ruhig Licht geben können.", murmle ich.
"Das ist irrelevant. Wir Vampire sehen hervorragend im Dunklen.", gibt Aurora an.
"Ich aber nicht.", brumme ich.


"In deinem Zimmer wird es Licht geben, mache dir keine Sorgen."
"Wieso ist es hier so still?", wechsle ich abrupt das Thema.


"Diana hat sich beruhigt. Bald wird es aber wieder losgehen. Alle können dein Blut wittern, auch sie. Und ich gebe zu bedenken, dass dieser Geruch sehr anziehend ist. Wenn Diana dir also auf der Spur ist, versuche, die Nähe eines anderen Vampirs zu finden. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?"
"Ja, sogar sehr. Ich werde Acht geben."
Warum beschützen sie mich nur? Was ist an mir so wichtig? Warum kann mir nur niemand diese Frage beantworten?! Was soll das?!
Ich bleibe stehen, weil ich Aurora weder gehen, noch atmen höre.
"Ehh, Aurora, sind Sie noch da?" rufe ich unsicher.
"Ja, ich stehe genau neben dir.", meldet sich die Vampirin unbeeindruckt und ich erschrecke, als ich ihre Stimme so nah höre. "Habe ich dich erschreckt?" Diesmal schwankt Spott in der Stimme, dann wird sie ernst. "Also, wir sind angekommen. In diesem Zimmer wirst du die nächsten Tage weilen. Deine Tasche findest du im Schrank."
Aurora lässt mich allein in der Dunkelheit. Ich erfasse die Klinke der Tür, öffne diese und betrete den Raum. Eine alte Stehlampe erhellt das ganze Zimmer. In der Mitte steht ein großes Bett, links davon ein Schrank und rechts ein Tisch, über welchem ein Spiegel hängt, und natürlich noch ein Stuhl. Alles sieht alt aus, wie aus dem 17. oder 18. Jahrhundert, würd ich sagen. Im Schrank such ich meine Tasche und hole mein Handy raus. 15 Nachrichten von meinem Vater. Kein Netz... Aber freies W-Lan. Ich öffne das Whatsapp-Fenster und Suche unseren Chat.


<Ich bin in Miguels Haus gefangen! Hier ist ein dutzend Vampire! Papa, hol mich so schnell du kannst hier raus!!!!"> schreibe ich. Doch Whatsapp sagt: Nachrichten können nicht empfangen und abgeschickt werden. Wütend schmeiß ich mein Handy zu Boden. Ich bereue es noch im gleichen Moment, und zum Glück ist das Handy nicht kaputt gegangen. Es gibt noch Facebook! Aber mein Versuch, dort eine Nachricht meinem Vater zu hinterlassen, scheitert ebenfalls. So fall ich enttäuscht auf das Bett und mir steigen die Tränen hoch. Ich will nach Hause... Ich starre leblos auf die Decke, während die Tränen aus meinen Augen laufen. Sie werden mich nicht gehen lassen...

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now