Kapitel 23

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Joshua lächelt wieder. Noch ein Hacken?
"Vor anderen - ja.", sagt er.
"Und vor wem nicht?", frage ich verständnislos.
Gehirn, arbeite!
"Vor mir. Vor mir schützt niemanden etwas.", lächelt er weiter, klingt aber sehr ernst.
Diese Kraft, die er hat, ist sehr groß. SEHR groß... Was er bei mir getan hat, hat sehr wehgetan. Und er meinte, ich bin beinahe immun. Welche Folgen gäbe es bei einem einfachen Menschen? Und wenn ein Vampir nicht "immun" ist? Der Junge ist viel gefährlicher als er aussieht. Christopher hatte Recht. Offensichtlich ahnen die anderen, dass der Junge älter ist als er es vorgibt.
"Wie alt bist du?", frage ich erstaunt.
Er nimmt mir das Glas aus den Händen und wendet sich ab.
"Das willst du gar nicht wissen.", antwortet er.
Joshua steht auf, nimmt die Schüssel und geht zur Tür, wo er sich zu mir umdreht.
"Mache dich fertig und komme hoch."
Bevor er rausgeht, halte ich ihn auf.
"Warte!"
Der Junge guckt mich fragend an.
"Werde ich wirklich aus diesem Haus entlassen?"
"Ich weiß es nicht, ich entscheide hier nichts.", kommt es bedauernd zu mir bevor die Tür zugeht.
Schschschscheiße!!! Wütend schmeiße ich das Erste, was mir in die Hand kommt, gegen die Wand. Leider ist es nur ein Kissen. Ich merke, wie eine Träne über meine Wange läuft, und wische sie mit dem Handrücken weg. Und noch eine. Und die nächste.
Es klopft an die Tür. Ich hebe meinen Kopf aus dem angenehmen Schutz meiner Arme, die die Knie umfassen. Es klopft noch mehrere Male.
"Lilith? Ich weiß, dass du hier bist, komm raus. Oben ist noch dein Essen und bald wird's hell. Li-lith!", höre ich Miguels Stimme nach mir Rufen. "Ich weiß auch, dass du nicht schläfst. Darf ich reinkommen?"
Ich antworte immer noch nicht. Er soll weggehen. Ich reibe meine Augen trocken.
"So, das reicht. Egal, was du da machst, ich komme rein."
Die Tür öffnet sich langsam. Ich schmeiße ein Kissen nach Miguel.
"Geh weg.", meine ich.
"Wow.", stößt er überrascht hervor und weicht dem Kissen aus. "Komm, wir gehen nach oben.", winkt der Vampir mir dann zu.
"Ich hab keinen Hunger. Ich bin müde, geh weg."
Ich spiele ein Gähnen vor. Miguel setzt sich auf meinen Stuhl, stützt den linken Ellenbogen an dem Tisch ab.
"Was los? Alles okay? Was habt du und Joshua heute ohne mich so gemacht?"
Er legt den rechten Fuß lässig auf das linke Knie. Versteht er gar nicht, dass ich jetzt nicht reden will?
"So viele Fragen... Geh weg. Bist du so nett und tust mir den Gefallen?"
Ich lächle ihn für eine Sekunde zuckersüß an und verdrehe dann die Augen."
"Ey, Joshua meinte, du bist gut drauf."
"War ich mal."
"Und ich hab erfahren, dass du Blut probiert hast."
"Ist es so großartig?", entgegne ich grimmig.
"Ich hab das von dir gar nicht erwartet. Dass du's freiwillig getan hast... Überraschend."
Was kann ich machen, damit der nervige Vampir mich in Ruhe lässt? Ich schnaube.
"Was willst du, mein lieber Freund?", seufze ich.
"Oh! <Mein lieber Freund>, wie süß von dir, meine Liebe. Ich will dich ebenfalls um ein Gefallen bitten. Kannst du für mich was am Tag erledigen?"
Jetzt kriege ich aber Interesse.


"Ich höre."
?Mach mir was zu essen.", grinst Miguel.
Es fliegt das zweite Kissen auf ihn zu und er lacht, nachdem er es fängt. Ich stoße ein beleidigtes "ts" heraus, kann aber das Lächeln nicht verkneifen. Von einer zur anderen Sekunde sitzt Miguel auf meinem Bett.
"Blümchen, lass uns nach oben gehen, an die frische Luft. Der Mond ist noch nicht am Horizont, im Garten ist es schön."
Blümchen...grr. So hatte er mich mal früher genannt, wenn wir allein waren. Apropos... Wir hatten uns immer nach Sonnenuntergang getroffen.
"Gut, wenn du mich in Ruhe lässt.", stimme ich Miguels Vorschlag zu.
Er kann echt stressig sein.
"Gute Entscheidung.", lächelt er und küsst mich schnell auf die Wange, wobei ich scharf einatme.
"Miguel... Bleib weg von mir.", warne ich ihn finster.
Er hebt abwehrend die Hände, steht auf und zieht mich dann ebenfalls hoch. Schön, Depri-Zeit vorbei.

Zu Hause bei den Vampiren Where stories live. Discover now