03. Kapitel

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„Guten Morgen.“

Wie schön es einfach nur war, nicht von meinem Wecker sondern von Liam geweckt zu werden. Ich öffnete meine Augen ein wenig und sah sofort in zwei braune.

„Morgen.“

murmelte ich und schloss sie wieder. Ich hätte noch Stunden weiterschlafen können, aber Liam hatte den Tag wohl anders geplant.

„Hast du noch Schmerzen?“

fragte er, während seine Hand durch meine Haare fuhr. Als Antwort bewegte ich meinen Kopf leicht von links nach rechts und schlang meine Arme um seinen Oberkörper, als ich bemerkte, dass er versuchte aufzustehen.

So eine Schlafposition hatten wir in unserer gesamten Beziehung noch nicht gehabt. Ich lag auf ihm drauf und hatte mein Gesicht an seinen Hals gedrückt, während er auf dem Rücken lag und seine Arme feste um mich geschlungen hatte. Unsere Beine waren irgendwie miteinander verknotet.

Obwohl es komisch war musste ich zugeben, dass es für mich mehr als bequem war.

Liam lachte und versuchte sich hinzusetzen.

„Lass mich aufstehen, du Klette.“

sagte er anscheinend grinsend und versuchte vergeblich ein Bein aus dem Bett zu schwingen. Ich drückte ihn wieder nach unten und kuschelte mich noch mehr an seine Brust.

„Geh runter, du Brocken!“

lachte er und begann mich von sich zu hieven.

„Nein!“

sagte ich und fragte mich ernsthaft wieso er aufstehen wollte. Es war dunkel draußen und ich hörte den starken Regen gegen die Fensterscheibe prallen. Wenn es regnete war es noch ein Grund mehr im Bett zu bleiben.

Liam schwang seine Beine aus dem Bett und setzte sich hin, sodass ich jetzt auf seinem Schoß saß. Ich hielt meine Augen immer noch geschlossen und versuchte trotzdem noch ein wenig zu schlafen.

„Wenn du nicht von mir herunter willst, dann geht es wohl nicht anders.“

murmelte er, keine Sekunde später war er aufgestanden und trug mich wie ein kleines Kind auf dem Arm. Erschrocken riss ich meine Augen auf und versuchte mich aus seinen Armen zu befreien.

„Liam!“

quietschte ich und schlug mit meinen Fäusten auf seinen Rücken. Dieser lachte nur und trug mich durch den Flur in die Küche. Er setzte mich auf den Esstisch Stuhl und wandte sich dann dem Kühlschrank zu. Etwas beleidigt sah ich ihm zu, wie er das Radio anschaltete und Brote schmierte.

Ich zog meine Knie an meinen Körper und legte meinen Kopf darauf. Ich hatte doch nur liegenbleiben wollen.

„Hmpf.“

gab ich von mir, als er mir einen Teller mit belegten Broten vor mir auf den Tisch stellte. Es war Brot mit Erdnussbutter, mein eigentliches Lieblingsessen. Normalerweise schlang ich die Brote innerhalb von zwei Sekunden herunter, aber jetzt sah ich es sichtlich angeekelt an.

Wie hatte ich so etwas essen können?

Liam setzte sich mir gegenüber und sah mich verwundert an. Als er meinen Blick sah, zog er seine Augenbrauen zusammen und sah mich mit schief gelegtem Kopf an.

„Magst du keine Erdnussbutter mehr? Es ist doch dein Lieblingsessen.“

sagte er, während ich den Teller von mir weg und zu ihm herüber schob. Seit wann war ich denn so angeekelt von meinem Lieblingsessen? Irgendetwas stimmte nicht mit mir, das fiel mir selber auf.

„Ich...habe zu viel davon gegessen und jetzt mag ich das nicht mehr.“

sagte ich, damit Liam sich keine Sorgen machen würde. Auch er hatte schon längst begriffen, dass etwas nicht mit mir stimmte. Ich lächelte ihn beruhigend an und sah zu wie er zögernd in das Brot biss.

„Willst du etwas anderes essen?“

Ich schüttelte den Kopf und legte ihn wieder auf meine Knie. Diese Haltung ließ die leichten Bauchschmerzen wieder verschwinden, die gerade wieder erschienen waren.

„Was ist jetzt eigentlich mit der Sache heiraten?“

erkundigte ich mich, damit wir auf ein anderes Thema kamen. Liam sah mich aufmerksam an, während das Brot aufaß, das eigentlich für mich bestimmt gewesen war.

„Was soll da schon mit sein? Wir werden im kleinen Kreis heiraten und keine große Feier veranstalten.“

sagte er schulterzuckend und wischte sich mit seinem Handrücken über den Mund. Etwas überrascht sah ich ihn an und nickte dann leicht enttäuscht. Schön zu wissen, dass er schon alles ohne mich beschlossen hatte. Ich war zwar ebenfalls kein Fan von riesigen Hochzeiten, aber er hätte wenigstens fragen können, wie ich es mir wünschte.

„Ich gehe mit Harry raus.“

sagte ich kurz angebunden um den unangenehmen Schweigen zu flüchten. Es würde bestimmt nicht das letzte Mal sein, das wir darüber reden würden, also machte ich mir nicht allzu große Sorgen, das es wirklich so ablaufen würde wie er es wollte.

Ich huschte ins Wohnzimmer und nahm meine Hose, die übe der Sofalehne hang. Schnell streifte ich sie über meine Schlafshorts und zog den Gürtel zu. Ich machte ihm in engsten Loch fest, jedoch stellte ich fest, das die Hose immer noch extrem rutschte.

Ich hatte ja ganz schön viel abgenommen in der letzten Zeit...

Etwas verwirrt hob ich Harry, der gerade noch quer schlafend im Körbchen gelegen hatte, hoch und machte ihn an die Leine. Mit kleinen Knopfaugen sah er mich vorwurfsvoll an und trottete dann zur Tür. Er schien wohl keine große Lust zu haben bei diesem Wetter rauszugehen. Liam hatte letztens noch die höchst intelligente Idee gehabt Harry ein Katzenklo zu kaufen, was ich ihm aber zum Glück hatte ganz schnell wieder ausreden können.

Als ich mich noch einmal umdrehte, sah ich, das Liam im Türrahmen stand und mich einmal prüfend ansah.

„Bis gleich.“

murmelte ich und verschwand aus der Tür. Ich wollte nicht, dass er besorgt um mich war. Das war zwar wirklich süß, aber ich brauchte keinen zweiten Vater. Leise fiel die Tür hinter mir ins Schloss und langsam huschte ich den langen Flur zur Treppe entlang.

Was wohl mit meinem Magen momentan los war? Solche Schmerzen hatte ich noch nie gehabt und auch nicht so oft hintereinander. Ich begann mir Sorgen um meinen Gesundheitszustand zu machen.

Langsam tapste ich die Treppe herunter und blickte in Gedanken versunken auf die Steinstufen unter mir.

Wo wir schon einmal beim Thema Magenschmerzen waren…

In mir begann sich rasend schnell etwas aufzubauen, denn plötzlich spürte ich, wie etwas meinen Hals hochstieg. Plötzlich hörte ich eine leise Stimme vor mir.

„Alles klar bei dir, Amy?“

Bitte nicht im Treppenhaus und erst gar nicht vor ihm

Hold my HandWhere stories live. Discover now