29. Kapitel

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„Wo ist er?“

Aufgeregt hielt ich dem Blick des Arztes stand. Mein Atem ging unregelmäßig, ich spürte, wie mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmerte. Bitte lass ihn noch am Leben sein. Dr. Adams blaue Augen sahen beruhigend in meine, doch sie verfehlten ihre Wirkung. Anstatt ruhiger zu werden, wurde mir schlecht.

„Er wird noch behandelt, aber es besteht kein Grund zur Sorge.“

Seine ungewöhnlich helle Stimme erreichte meine Ohren fast gar nicht, vor meinem geistigen Auge sah ich nur ein Bild von einem leblosen Liam. Was ist wenn er sterben würde? Angst mischte sich unter die Panik, es ließ meine Beine wackeln. Zayn, der atemlos neben mir stand, legte einen Arm um meine Hüfte, um mich zu stützen.

„Was ist passiert?“

flüsterte ich und versteckte mein Gesicht in seiner Lederjacke. Wollte ich es überhaupt hören? Obwohl Liam nur ein Freund für mich war, bedeutete er mir viel. Vielleicht zu viel, um zu sagen, dass er nur ein Freund war. Schließlich hatte man nicht so einen Gefühlsausbruch, wenn man den anderen nur als Freund war. Oder? Als ich einen Blick zu Dr. Adam wagte, wurde mir schlecht. Und zwar richtig schlecht. Sein Blick verriet mir, dass es etwas Schlimmes gewesen sein musste. Auch Zayn hielt den Atem an.

„Eine ältere Dame hat ihn bewusstlos auf der Straße liegend gefunden. Zuerst sind wir davon ausgegangen, dass er angefahren wurde, doch gerade bei der Untersuchung habe ich entdeckt, das er eine tiefe Wunde an seiner Schulter hat. Wir schätzen das er bei einer Auseinandersetzung mit einem Messer attackiert wurde.“

Liam war angegriffen worden? Seine Worte ließen sich nur langsam verarbeiten. Was hatte er bloß wieder gemacht? Ich glaubte nicht, dass er einfach so in eine Auseinandersetzung hinein geraten war, irgendetwas musste er vorgehabt haben. Aber was?

„Ich gehe mal eben nachschauen, ob meine Kollegen schon fertig sind. Einen Moment, bitte.“

Seine tiefblauen Augen lagen für ein paar Sekunden auf mir, dann drehte er sich um und eilte mit schnellen Schritten den unendlich langen Gang entlang. Ich hörte Meter weiter noch das Geräusch der Gummisohlen, die immer wieder den glatten Boden berührten.

Liam. Immer wieder tauchte sein Gesicht vor mir  auf. Überall wo ich hinsah, sah ich sein Gesicht. Seine lieben braunen Augen, seine beschützender und einzigartiger Charakter ... Einfach er. Meine Hände lösten sich von Zayns Warmen Körper, ich ließ mich auf den Stuhl fallen, der an der Wand befestigt war, und schloss meine Augen.

Was würde passieren, wenn er in ein künstliches Koma versetzt werden müsste? Oder wenn er sich nicht an mich erinnern könnte, so wie es mir passiert war? Nein. Das durfte nicht passieren. Das war nicht unser Schicksal. Und auch aus Zayn und mir würde nichts werden. Es war nichts weiter als eine Schwärmerei für ihn gewesen. Das glaubte ich zumindest.

Ich lehnte mich an die kalte harte Wand hinter mir und kniff meine Augen fest zusammen. Ich wollte jetzt nicht anfangen zu weinen. Nicht hier auf dem Gang vor anderen. Ich spürte, wie jemand sich vor mich hockte. Große Hände nahmen meine und drückten sie leicht. Meine Wimpern flatterten, meine Augen trafen zwei braune.

Für einen Moment glaubte ich, dass es Liams braune Augen waren, als ich jedoch sah, das es andere waren, wandte ich enttäuscht meinen Blick ab.

„Ihm wird es gut gehen, wenn du zu ihm darfst.“

Zayn sah mich beruhigend an und lächelte. Obwohl er lächelte sah ich in seinen Augen, dass er genauso Angst hatte wie ich. Er stand auf und beugte sich zu mir herunter. Seine Lippen näherten sich meinen, er wollte mich küssen, doch ich legte rechtzeitig meine Hände auf seine Brust.

Hold my HandWhere stories live. Discover now