Hold my Hand

15. Kapitel

Nächster Morgen

„Hast du deine Sachen?“

Ich nickte stumm und hob meine kleine Sporttasche hoch. Liam hatte mir in den ganzen drei Monaten immer wieder neue Sachen mitgebracht, die ich jetzt wieder alle mitnehmen musste. Ohne etwas zu sagen, ging ich an ihm vorbei und huschte so geräuschlos wie möglich durch die Tür auf den Gang. Seitdem mein behandelnder Arzt gestern gesagt hatte, dass ich nie Kinder bekommen würde, war eine kleine Welt in mir zusammen gebrochen. Ich hatte mir schon immer Kinder gewünscht, und jetzt?

Mit Liam hatte ich bis jetzt kaum geredet, da ich nicht wollte. Ich brauchte einfach ein wenig Zeit für mich, aber ich musste mit ihm mitgehen, da ich sonst keine Wohnung hatte. Vielleicht würde ich mich an etwas erinnern, wenn ich mich erst einmal in unserer Wohnung war.

Schweigend lief ich den Gang entlang, dicht gefolgt von Liam. Ich würde nie das Gefühl haben, was eine Mutter hatte, wenn sie ihr Kind das erste Mal sehen würde. Ausdruckslos steuerte ich auf den Ausgang zu und sah starr auf den Boden. Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner. Erschrocken drehte ich mich um und sah Liam, der mir meine Tasche abnahm. Ohne mich zu bedanken ließ ich es zu und zog dann die Ärmel meines Pullovers über meine Hände.

„Ist das mein Pullover?“

erkundigte ich mich, als wir über den Parkplatz liefen. Er war mir zwar zu groß, jedoch roch er gut und er war schön warm und kuschelig.

„Es ist meiner, aber du trägst ihn gerne. Also früher hast du es auf jeden Fall geliebt ihn zu tragen.“

sagte er und hielt an einen großen Wagen. Ich hielt ebenfalls und bestaunte ihn. War das etwa seins? Wenn ja, dann musste er ja echt viel Geld haben. Außerdem hatte er wohl echt Geschmack, denn mir gefiel es auf Anhieb. Ich warf einen kleinen Blick in den Beifahrersitz und stellte fest, das alles schön sauber und aufgeregt war, was für einen Jungen sehr ungewohnt war. Ich schrak leicht zusammen, als sich die Tür plötzlich öffnete. Liam hielt sie für mich auf und lächelte mich verschmitzt an. Vorsichtig kletterte ich auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. Mein Blick folgte Liam, der einmal um das Auto herum joggte und sich dann auf den Fahrersitz fallen ließ. Mit geschickten und schnellen Handbewegungen schaltete er den Motor an und fuhr aus der Parklücke. Ich zog meine Knie an meinen Körper heran und schlang meine Arme um meine Beine. Eigentlich saß man so nicht im Auto, aber das war mir momentan egal.

„Ist Zayn eigentlich Single?“

Ich musste es einfach nur wissen. Mein Interesse an ihm war eindeutig größer als das Interesse an Liam. Vielleicht war es respektlos ihn zu fragen, aber ich musste einfach wissen ob er schon in festen Händen war. Liam warf mir einen verwirrten Blick zu, bevor er mir antwortete.

„Er ist seit einigen Monaten wieder Single. Nachdem er sich so dermaßen heftig mit seiner Freundin gestritten hat, haben sie Schluss gemacht.“

sagte er langsam und griff ein wenig fester um das Lenkrad. Mein Herz machte einen kleinen, glücklichen Sprung. Er war also Single. Die Aussage verbesserte meinen gesamten Tag. Ein kleines Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich versuchte nicht es zurück zu halten. Liam bog um eine Ecke und trat aufs Gaspedal. Er fuhr schnell, jedoch vorsichtig.

„Wieso wolltest du das wissen?“

fragte er und versuchte gleichgültig zu sagen, doch es klappte nicht wie gewollt. Er hörte sich verwirrt und verunsichert zugleich an. Ich zuckte mit den Schultern und warf ihm einen kurzen Blick zu. Ich würde ihm es nicht sagen, dass ich mich zu Zayn hingezogen fühlte. Ich wollte erst einmal versuchen mich mit Liam halbwegs gut anzufreunden, obwohl ich mich eher unwohl in seiner Näher fühlte. Es war ja nichts gegen ihn, aber irgendwie ... Außerdem war ich ja dazu gezwungen viel Zeit mit ihm zu verbringen, da es sehr wahrscheinlich war, das dadurch meine Erinnerung wieder zurück kommen würde. Außerdem würde ich, wenn ich mit Liam etwas machen würde, ja auch Zayn öfters sehen und ihn damit besser kennen lernen.