17. Kapitel

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„Raus hier.“

Sichtlich erschrocken über Liams Tonfall zuckte ich leicht zusammen, obwohl ich nicht einmal gemeint war. Da ich mich bewegt hatte, schienen die Blicke der beiden wohl auf mir zu liegen. Scheiße. Schnell seufzte ich leise auf und kuschelte mich noch mehr an seine Brust, nur damit ich überzeugend rüberkam.

„Was hast du gerade gesagt?“

 Zayn hörte sich sichtlich verwirrt an und schien wirklich nicht verstanden zu haben, was Liam ihm gerade gesagt hatte. Ich spürte, wie sich seine Brust schnell hob und senkte, bevor er ihm leise und aggressiv antwortete.

„Ich sagte raus hier.“

knurrte er und stand auf. Schnell und mit ein paar Handgriffen, legte er mich so aufs Sofa, das ich es bequem hatte. Eine warme und große Wolldecke wurde über meinen zusammengekauerten Körper gelegt, dann vernahm ich das Öffnen einer Tür.

„Geh jetzt Zayn. Und wag es dich und denke dir noch einmal so etwas Unrealistisches.“

blaffte er und etwas deprimiert stellte ich wirklich fest, dass Zayn sich erhob und zur Tür lief.

„Tut mir leid, aber denke doch einmal darüber nach.“

sagte er leise und kaum hörbar. Von Liam kam nur ein leises verächtliches Schnauben, bevor die Tür laut und heftig ins Schloss fiel. Wieso war Liam denn bloß so sauer, nur weil Zayn seine Vermutung geäußert hatte? Die Antwort bekam ich ein paar Sekunden, nachdem ich mir in meinen Gedanken die Frage gestellt hatte.

Ich spürte, wie Liam sich neben mich hin hockte und sich mir näherte. Fingerspitzen fuhren über meine Wange und nahmen eine Haarsträhne zwischen seine Finger. Vorsichtig zwirbelte er sie darum, bevor er sie hinter mein Ohr strich.

„Du kannst dich nicht in ihn verliebt haben.“

flüsterte er in mein Ohr und fuhr mit seinen Daumen über meine Unterlippe. Mit jeder Sekunde fiel es mir immer schwerer, so zu tun, als würde ich schlafen. Dieses ungewisse, was er als nächstes machen oder sagen würde, ließ mich nervös werden.

„Du hast dich schon einmal in mich verliebt, dann schaffst du das auch ein zweites Mal. Ich kann dir mehr bieten als er, ich kann dich glücklicher machen.“

hauchte er leise und zog die Wolldecke zurück. Erschrocken hielt ich kaum merklich die Luft für einen Moment an. Was zur Hölle wurde das denn jetzt? Die Decke wurde bis zu meinen Füßen gezogen und dann achtlos auf den Boden neben mir geworfen. Eine große und angenehm warme Hand schob sich unter meinen Rücken. Die andere rutschte unter meine Kniekehlen und suchte dort Halt.

Aus Liams Richtung kam ein kurzes Luft holen, bevor ich plötzlich angehoben wurde. Am liebsten hätte ich mich panisch an ihn geklammert, da ich dachte, das ich herunter fallen würde, doch ich musste meine Rolle als Schläferin ja weiterhin spielen. Sicher drückte er mich an seine Brust und setzte sich in Bewegung. Er trug mich also ins Schlafzimmer. Ob er das früher auch gemacht hatte?

„Sie ist ja noch leichter als vorher.“

hörte ich ihn zu sich selbst murmeln. Gleichzeitig wurde eine Tür aufgestoßen und ein paar Sekunden später wurde ich auf diese himmlisch weiche Wassermatratze gelegt. Vorsichtig positionierte er meinen Kopf auf dem Kissen und deckte mich zu. Kuschelige Wärme umhüllte meinen Körper und reflexartig drehte ich mich zur Seite, damit ich eine angenehmere Schlafposition hatte.

Ich hörte kurzes Rascheln und dann leise Schritte. Ich schätzte, dass er sich gerade um- oder ausgezogen hatte. Bitte lass ihn nicht nur in Unterhose da stehen. Oder nackt. Ich hatte ihn bestimmt schon mehr als einmal nackt gesehen, aber wenn ich Liam jetzt so sah, war ich irgendwie froh, dass ich mich nicht mehr daran erinnern konnte.

Es war nichts gegen Liam, doch von Sekunde zu Sekunde entwickelte ich Gefühle für ihn. Und zwar nur freundschaftliche. Er nahm für mich eher die Position als großen und fürsorglichen Bruder ein, als die eines festen Freundes oder sogar eines Verlobten. Liebe oder Leidenschaft spürte ich jetzt nicht unbedingt, wenn ich ihn sah. Dafür tauchten diese Gefühle bei Zayn auf. 

Zayn ... 

Gab es eigentlich einen schöneren Jungen, als ihn? Liam sah natürlich auch gut aus, doch Zayn faszinierte mich irgendwie mehr. Er hatte so wunderschöne Augen ... Seit ich ihn kannte, glaubte ich irgendwie an Liebe auf den ersten Blick. Wie hatte ich ihn nur als Freund sehen können, als ich noch mit Liam zusammen gewesen war? 

Das Gewicht auf der Matratze neben mir, ließ mich aus meinen Gedanken reißen. Ich spürte, wie Liam sich auf die Matratze legte, anscheinend darauf bedacht, mir nicht zu nah zu kommen. Er deckte sich zu und suchte dann nach einer bequemen Liege Position. Als er sie gefunden hatte, atmete er einmal tief ein und knipste das Licht der Nachttischlampe aus.

Ich wagte es meine Augen zu öffne. Logischerweise sah ich so gut wie nichts, da es ja dunkel war. Ich drehte mich um und legte mein Arm auf die Bettdecke, damit er an die Luft kam. Wenn es unter der Decke zu warm wurde, dann wurde es für mich immer ungemütlich. Ich rutschte etwas zu Liam heran und suchte im Dunkeln seine Hand. Vielleicht erinnerte ich mich jetzt an etwas.

Als ich seine große Hand fand, verschränkte ich unsere Finger miteinander und rutschte an seine Brust heran. Bis jetzt kam noch nichts. Liam legte seinen anderen Arm um meine Schulter und begann sanft mit seinen Fingern über meinen Oberarm zu streichen.

„Haben wir früher auch so gelegen?“

Liam schrak etwas zusammen, als er meine Stimme hörte und hörte auf über meinen Oberarm zu streichen. Wahrscheinlich hätte er nicht gedacht, dass ich noch wach warIch lächelte leicht über seine Reaktion und legte meinen Kopf noch etwas mehr auf seine Brust. Ich atmete seinen guten Duft ein und versuchte mich vergeblich an etwas zu erinnern. Komm schon, wenigstens etwas…

Nichts. Nicht einmal sein Duft oder seinen starken Arm, der beschützend um mich geschlungen war, gab mir ein bekanntes oder wohliges Gefühl.

„Ja, das haben wir. Ich habe immer gewartet, bis du eingeschlafen bist, da du immer Angst hattest, dass etwas schlimmes passieren könnte. Außerdem verleiht mir dein regelmäßiger Atem immer ein beruhigendes Gefühl.“

gab er eher schüchtern von sich und zögerte kurz, bevor er mir vorsichtig einen Kuss auf mein Haar drückte. Anscheinen hoffte er genauso sehr wie ich, dass mein Erinnerungsvermögen wiederkehren könnte.

„Kommt dir etwas davon bekannt vor?“

Ich schüttelte meinen Kopf und rutschte wieder ein kleines Stück von ihm weg. Wieso sollte ich noch länger soliegenbleiben, wenn ich mich eh nicht erinnern konnte?

„Nein. Aber Liam? Ich habe Durst.“

Meine Kehle brannte schon regelrecht, da ich den ganzen Tag nichts getrunken oder gegessen hatte. Das Sandwich, das Liam mir vorhin gemacht hatte, hatte ich ganz vergessen. Liam knipste die Nachttischlampe wieder an und stützte sich mit einem Arm ab. Ich blinzelte kurz, um mich an das Licht zu gewöhnen.

„Hast du auch Hunger? Dann können wir etwas zusammen kochen, das haben wir früher auch oft gemacht.“

fragte er und sah mich mit seinen großen braunen Augen unschuldig an. Wenn er mich so ansah, sah er ja eigentlich schon ganz süß aus ... Ich nickte und schenkte ihm ein kleines aufmunterndes Lächeln. Er machte gerade bestimmt eine schwere Zeit durch. 

„Na dann komm.“

sagte er mit einem Lächeln und zog seine Bettdecke zurück. Mein Blick fiel wie automatisch auf seinen Oberkörper. Wow ... Liam stand ganz auf und streckte sich einmal kurz. Er war, wie ich mir schon gedacht hatte, nur in Boxershorts. Er drehte sich zu mir um und sah mich erwartungsvoll an. 

Mein Mund öffnete sich fassungslos, als ich etwas entdeckte... 

Hold my HandWhere stories live. Discover now