30. Kapitel

12.8K 593 105
                                    

Harry’s Point of View

Le chien - Der Hund

„Leee Schien.“

Ich wiederholte das Wort lautstark und versuchte mir vergeblich das Wort einzuprägen. Le chien - der Hund. Die kleinen dünnen schwarz geschriebenen Wörter wollten einfach nicht in meinen Schädel gehen. Minutenlang starrte ich in das Übungsheft, doch je länger ich dorthin sah, desto verschwommener wurde meine Sicht.

„Scheiß drauf.“

Wütend und hoffnungslos warf ich das Heft gegen die Wand und nahm das weiße Sofakissen, das schon die ganze Zeit neben mir gelegen hatte, in die Hand und drückte es mir wütend ins Gesicht. Wieso tat ich das hier eigentlich an?

Als mir der Grund einfiel, wieso ich schon seit Wochen dabei war eine neue Sprache zu lernen, normalisierte sich mein Atem wieder, ich nahm das Kissen langsam von meinem Gesicht. Amy. Allein sie war der Grund wieso ich freiwillig versuchte etwas zu lernen. Als ihr Name zwischen den ganzen Französisch Vokabeln auftauchte, begannen sich meine Mundwinkel zu heben.

Noch bevor ihrer Krankheit und dem Unfall hatten wir viel Zeit miteinander verbracht. Als sie einmal bei mir gewesen war, hatte sie mir erzählt wie attraktiv sie es doch fand, wenn ein Junge Französisch sprechen konnte. Seit diesem Tag hatte ich mir vorgenommen diese Sprache zu lernen, nur um noch mehr Pluspunkte bei ihr zu sammeln.

Breit lächelnd legte ich meine Füße auf den Couchtisch und kickte damit geschickt die restlichen Wörterbücher weg. Für jeden anderen Menschen auf dieser Welt mochte es unsinnig vorkommen, dass ich eine Sprache lernte, einzig und allein um das Mädchen zu beeindrucken, das ich liebte, obwohl sie einen anderen liebte.

Louis hatte mir so oft gepredigt sie zu vergessen und nur noch als Freundin anzusehen, doch es klappte einfach nicht. Immer wenn ich sie sah, dann ... ging einfach alles bei mir los. Hormone rasten durch meinen Körper und warfen Glücksgefühle ab, die dafür sorgten, das mein Herz wie wild zu schlagen begann. Ich liebte sie einfach nur. 

Ich hatte Liam versichert, dass ich sie nur als Freundin sah, als er mir erzählte, das er ihr einen Antrag hatte machen wollen, doch natürlich hatte ich gelogen. Sie liebten sich und ich hatte mir so fest vorgenommen ihr Glück nicht mehr zu zerstören, aber falls sie irgendwann mal wieder hier auftauchen sollte, weil Liam und sie Stress hatten, dann würde ich es zu meinem Vorteil nutzen.

Ein zufriedenes Lächeln schob sich auf meine Lippen, ich warf einen kurzen Blick auf das Wörterbuch auf dem Boden. Wenn Liam nicht auf seine Freundin aufpassen konnte, dann…

Es klingelte. Etwas erschrocken fuhr ich aus meinen Gedanken hoch und stand auf. Wer wollte um diese Uhrzeit noch etwas von mir? Ein kurzer Blick auf die Uhr, die auf meiner Kommode stand, verriet mir, das es schon halb elf war. Noch in Gedanken bei Amy schlurfte ich zur Tür und schüttelte meine Haare noch kurz zurecht. Wer war das wohl? Wenn es Louis wäre, hätte ich ihn sicher schon von draußen gehört, da er jedes Mal über meine Fußmatte stolperte und gegen die Tür krachte. Aber diesmal ertönte das gewohnte Krachen nicht.

Ich öffnete die Tür. Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich in genau die zwei tränen nassen Augen sah, die ich über alles liebte.

„Amy, was mach-“

Weiter kam ich nicht, denn mit einem Schritt war sie auf mich zugekommen und hatte sich an mich gepresst. Ernsthaft überrascht spürte ich, wie sie ihre dünnen Arme um meinen Oberkörper schlang und ihr Gesicht an meiner Brust versteckte. Können Träume eigentlich wahr werden? In diesem Moment glaubte ich dran. Ohne etwas zu sagen schlug ich die Tür zu und führte sie dann zum Sofa. Vorsichtig setzte ich sie hin und ließ mich dann neben sie fallen.

Hold my HandWhere stories live. Discover now