26. Kapitel

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Unter mir spürte ich, dass es ihm gefiel. Etwas sicherer glitt meine Hand weiter in Richtung Boxershorts und fuhren rein. Ich musste es einfach tun. Bevor meine Hand sein schon steifes Glied berühren konnte, wurde meine Hand plötzlich weg gezogen. Verwirrt sah ich auf und blickte in Liams Augen. Er löste sich von mir und hob mich von sich herunter. Er legte mich neben sich ab und zog meine Bettdecke wieder über meinen Körper. Enttäuscht und fragend zugleich sah ich ihn an.

„Ich kann das nicht, tut mir leid.“

sagte er und beugte sich zu mir herüber, um mir einen kurzen Kuss auf die Stirn drückte. Wieso war mir das alles gerade echt peinlich? 

„Aber wieso –“

'“Wieso willst du mit mir schlafen, wenn du in Zayn verliebt bist? Man sollte nicht mit jemanden schlafen, den man nicht liebt.“

sagte er und drehte mir den Rücken zu. Ein paar Sekunden später erlosch das Licht der Nachttischlampe, woraufhin der Raum mit Dunkelheit erfüllt wurde. Nachdenkend über seine Worte drehte ich mich um, und sah ins dunkle. Er hatte Recht gehabt, aber meinen Hintergedanken hatte er nicht einmal gewusst. Hätte ich jetzt mit ihm geschlafen und meine Gefühle für ihn oder die Erinnerungen wären nicht wiedergekehrt, hätte er sich falsche Hoffnungen gemacht und dann hätte alles wieder in einem großen Drama geendet.

„Gute Nacht.“

Ich antwortete ihm nicht, sondern tat so, als wäre ich schon eingeschlafen. Und ich hatte ernsthaft gedacht, dass er mit gemacht hätte. Ohne mir weiter Gedanken über meine gescheiterte Idee zu machen, schloss ich meine Augen und schlief relativ schnell ein.

* 

„Heeeeeey, ihr beide seid ja auch mal da.“

Eine junge Frau kam auf uns zugelaufen und breitete ihre Arme aus. Oh oh, wie hieß sie nochmal? Auf jeden Fall wusste ich, dass es eine von Liams Schwestern war. Sie zog ihren kleinen Bruder in eine innige Umarmung und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Als sie sich von ihm löste, kniff sie ihm kurz in die Wange, bevor sie sich an mich wandte.

„Hey, ich bin Ruth, Liams große Schwester.“

sagte sie und umarmte mich ebenfalls kurz. Ich lächelte sie schüchtern an und löste mich wieder von ihr.

„Hi.“

sagte ich kurz und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Seit Liam mich heute Morgen sanft geweckt hatte, hatten wir nicht gerade viel miteinander geredet. Es war mir immer noch peinlich, was gestern passiert war. Eigentlich hatten Karen und Ruth uns abholen wollen, doch sie hatten vorher noch Liams andere Schwester zum Bahnhof gebracht, da sie kurzerhand wieder weg musste. Dann waren sie sofort zum Zoo gefahren, da er direkt neben dem Bahnhof lag und hatten uns gebeten, selbst hinzukommen. Wieso hatte ich bloß eingewilligt mit ihnen in den Zoo zu fahren? 

„Wo ist denn Mum?“

Liam sah sich fragend um und suchte kurz mit seinen Augen die Kassen ab. Ruth zeigte hinter sich.

„Sie holt eben Ryan und seine Sachen aus dem Auto.“

sagte sie und lächelte mich freundlich an. Etwas verunsichert erwiderte ich es und trat etwas näher zu Liam. Ich hatte einfach das Gefühl, das Ich nicht hier reinpasste. Es war für die drei ein Familientag und ich gehörte einfach nicht hier rein. Ich gehörte einfach nicht in diese Familie. 

„Da ist sie ja schon.“

hörte ich Ruth sagen. Ich sah auf und erkannte die Figur von Karen, die mit schnellen Schritten näher kam. Auf ihren einen Arm hielt sie ein Baby, mit der anderen Hand trug sie eine Tasche. Ich stellte mich auf Zehenspitzen, um besser an Liams Ohr heran zu kommen.

„Wer ist denn der Kleine da?“

„Oh, das ist Ryan, mein Neffe. Er ist erst sechs Monate alt.“

erklärte er schnell mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich nicke kurz und stellte mich dann wieder ganz auf die Füße. Etwas durcheinander kam sie auf uns zugetrudelt und steckte Ryan einen Schnuller in den Mund. Er sah wirklich süß aus.

„Hallo.“

begrüßte sie uns freundlich und schenkte uns beiden ein kurzes Lächeln. Ryan sah zu Liam und streckte seine Arme nach ihm aus. Erleichtert übergab Karen ihn und streckte sich einmal kurz, bevor sie auf die Kassen zeigte.

„Wollen wir nicht schon mal reingehen?“

Alle nickten und setzten sich in Bewegung. Liam gab Ryan einen kurzen Kuss auf den Kopf, bevor er ihn behutsam auf seinen Armen trug. Er ging wirklich toll mit Kindern um. Verträumt lief ich neben Liam und Ryan und holte mein Portemonnaie raus, um den Eintritt zu bezahlen. Als Karen es sah, schüttelte sie ihren Kopf und bezahlte schnell den Eintritt, bevor ich es machen konnte. Etwas verwirrt packte ich es wieder ein und schlurfte hinter den anderen her. Ich wollte nicht hierhin ... Nachdem wir den Eingang passiert hatten, lief Liam sofort auf das erste Gehege zu.

„Guck mal Ryan, das sind Elefanten.“

sagte er und betonte einmal jedes Wort, damit er es auch verstand. Der kleine machte große Augen und zeigte hektisch auf das riesige Tier, das an uns vorbeitrottete. Ich stellte mich neben ihn und beobachtete einen kleinen Baby Elefanten. Wieso hatte ich plötzlich das Verlangen seine Nähe zu spüren? Vorsichtig trat ich einen Schritt an ihn heran und streifte kurz seine Hand. Als ich feststellte, dass er nichts dagegen tat, nahm ich sie und verschränkte unsere Finger miteinander. Liam wehrte sich nichts, sondern sah nur kurz drauf, bevor er sich wieder Ryan zuwandte.

„Sag es doch mal: El-e-fant.“

sagte er und motivierte ihn dazu, weiterzureden. Ryan sah ihn fragend an und streckte dann seine Hand aus. Eine Sekunde später, patschte er mit seiner kleinen Hand in Liams Gesicht. Ich lachte leise auf und warf den beiden einen kurzen Blick zu. Wieso begann etwas in mir zu kribbeln, als er mich ansah? Mit jeder Sekunde, in der ich Liams Hand hielt, fühlte ich mich sicherer.

Ich wollte gerade etwas sagen, als mir jemand plötzlich auf die Schulter tippte. Überrascht drehte ich mich um und sah in zwei Augen, mit denen ich nicht gerechnet hätte.

Hold my HandWhere stories live. Discover now