04. Kapitel

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Vergeblich versuchte ich die aufsteigende Flüssigkeit, die meinen Hals hochkroch, zurückzuhalten, doch es war eindeutig zu spät. Ich nahm meine Hand von dem Mund und übergab mich lautstark.

Ich ließ Harrys Leine los, damit er in Deckung gehen konnte. Ehe ich mich Versehen konnte, rannte er die Stufen hoch und verschwand um die Ecke in Richtung Wohnungstür.

Das ich mich übergab war mir ja nicht einmal peinlich, aber das ich genau die Schuhe von Harry traf, machte es wirklich sehr unangenehm für mich.

Ein letztes Mal spuckte ich den Rest aus, dann betrachtete ich kurz mein eigenes erbrochenes.

„Ich freue mich auch dich zu sehen.“

murmelte eine Stimme vor mir, bevor er ein Taschentuch aus seiner Jackentasche zog und mir damit fürsorglich den Mund abwischte. Ich merkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg.

Harry hob mein Kinn ein wenig an um mein Gesicht zu mustern. Prüfend sah er in meine Augen, wahrscheinlich um sich zu vergewissern ob es mir wieder gut ging.

„Tut mir leid.“

flüsterte ich kaum hörbar und sah ihn peinlich berührt an. Harry lächelte und strich mit seinen Finger einmal über meine Wange, bevor sein Blick an mir vorbei wanderte.

„Kein Problem.“

sagte er, während er auf die Person hinter mir schaute. In seinem Blick lag Ernsthaftigkeit, was mich aus Reiner Neugierde umdrehen ließ.

Liam stand oben an der Treppe und musterte Harry kurz. Sofort wurde mir wieder etwas schlecht, da ich das Gefühl hatte, das sich die beiden immer noch nicht vertrugen.

Liams Blick wanderte auf Harrys Schuhe. Für einen kleinen Moment hoben sich seine Mundwinkel, dann verwandelte sich sein Gesichtsausdruck wieder in besorgt um.

Schnell joggte er auf Socken die kalten Steintreppen herunter, um mich dann in den Arm zu nehmen. Fürsorglich legte er seine Arme um mich und drückte mich an sich. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und schloss für einen Moment meine Augen.

Wieso auch immer fühlte ich mich so unglaublich schwach, obwohl ich keine Schmerzen mehr hatte.

„Geht es dir besser?“

flüsterte er und ich nickte kurz, da ich mich. Zu schwach fühlte ihm eine Antwort zu geben.

„Komm, ich bringe dich hoch.“

sagte er leise und schlang einen Arm um meine Hüfte. Ich wandte mich zu Harry, der immer noch dort stand und mich beobachtete.

„Komm doch mit hoch.“

bat ich ihn mit leiser Stimme und lächelte ihm schwach zu. Wieso war er eigentlich gekommen? Liam schien zu bemerken, dass ich nicht richtig laufen konnte, denn ein paar Sekunden später hatte er mich hochgehoben und trug mich mit Leichtigkeit die Treppen hoch.

„Ich komme nochmal wieder wenn es dir besser geht.“

hörte ich Harry nur noch von unten sagen. Ich blickte über Liams Schulter hinweg und lächelte ihn an.

„Gute Besserung.“

sagte er und zeigte mir kurz seine Grübchen, dann Big Liam um die Ecke und trug mich in unsere Wohnung zurück. Ich ließ mich wieder locker in seine Arme fallen und schloss meine Augen.

Irgendetwas stimmte nicht mit mir, aber was?

Ich spürte das weiche Polster unseres großen Sofas unter mir. Ich öffnete meine Augen ein bisschen und suchte Liams Blick.

Er hockte sich neben mich und nahm meine kleine Hand in seine große.

„Wir wissen beide, das du irgendetwas hast.“

begann er und strich mit seinen Daumen über meinen Handrücken. Ich nickte und drehte mich auf die Seite, damit ich ihn besser sehen konnte.

„Und du weißt, das wir morgen zum Arzt gehen werden.“

Sein Ton war ernst und schon bei dem Gedanken, dass ich bald zum Arzt musste, ließ mich erschauern. Ich hasste Arztbesuche einfach nur.

Liam drückte mir einen Kuss auf die Hand, bevor er aufstand und den Fernseher anschaltete.

„Am besten ruhst du dich jetzt ein bisschen aus, während ich dir einen Tee mache.“

sagte er und wollte an mir vorbeigehen, ich hielt ihn aber zurück.

„Bitte bleib hier.“

flüsterte ich und sah ihn mit großen Augen an. Etwas verwirrt legte er seinen Kopf schief.

„Aber ich mache dir doch nur einen Te-“

„Ich will keinen Tee. Bitte bleib einfach nur bei mir.“

krächzte ich und klopfte leicht auf das Sofa. Liam sah mich liebevoll an, dann nickte er und kletterte hinter mich. Das Sofa war so groß, das locker noch eine dritte Person hier drauf gepasst hätte.

Ich drehte mich zu ihm um und kuschelte mich an seine angenehm warme Brust. Ich wollte keinen Tee oder etwas anderes, wenn ich krank war brauchte ich nur seine Körperwärme und das wissen, das er da war.

„Danke.“

hauchte ich mit meiner letzten Kraft, bevor ich meine Augen schloss und in einen Traumlosen Schlaf fiel. Ich bekam nur noch mit, das Liam mir immer wieder beruhigend über den Rücken strich.

Wenn ich ihn nicht hätte.

Hold my HandWhere stories live. Discover now