Unterlegen und Überheblich

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"Sun Diego also? Hm? Oder sollte ich dich einfach nur Dimitri nennen? Anscheinend dürfen das nur die Privilegierten bei dir.", kommentierte Julien fast schon gehässig meinen Stand und tastete sein Shirt ab.

Sofort weckten seine Bewegungen meinen Selbstschutzinstinkt und ich zog mein Messer, da die Waffe viel zu überflüssig war. "Was soll der Mist? Ich sehe dich doch!", fahre ich ihn unfreundlich an, da ich keinen Grund sehe, netter zu sein. Julien war noch immer mein Feind.

"Sieht es etwa so aus, als würde ich 'ne Waffe versteckt haben? Die liegt in meinem verdammten Jeep, dessen Reifen du mir platt geschossen hast, du Bastard! Ich wette das warst du, der ebenso von hinten durch die Scheiben geschossen hat, oder?", fluchte Julien weiter, als er sich ein Stück seines T-Shirts abriss und damit sein Bein oberhalb der Einschussstelle abband.
Ich machte jedoch keine Anstalten, ihm dabei behilflich zu werden. Ich wollte ihn nicht anfassen.

"Das war ich, ja. Und da wir uns hier so nett treffen, unter freiem Himmel undso, wollte ich dir noch sagen, dass du dich aus meinem Viertel raushalten sollst! Du hast da nichts verloren. Sieh' dich doch mal um. Meine Leute machen deinen grad klar, dass sie sich nicht mit uns anlegen sollten." Ich sah mich um und erkannte von weitem einen Chypher, der von dem brennenden Clubhaus wegrannte.

"Ich seh' das anders.", entgegnete Julien und lachte auf. "Die holen sich alle ihr Grillzeug, um ihre Steaks an eurem beschissenen Hüttchen zu grillen. Das brennt doch gerade so schön.", entgegnete Julien und raffte sich langsam auf.
Schnell nahm ich Abstand und beobachtete ihn dabei, wie er wackelig auf die Beine kam.

Diese Gelegenheit nutzte ich, um ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen, sodass er taumelte und fast wieder umfiel, da sein Bein sichtlich schmerzte.

"Reg' dich nicht auf. Und vor allem - mach' keine dummen Witze. Such' dir 'nen Arzt, der Schusswunden nicht an die Polizei meldet und verpiss' dich. Am besten so, dass ich dich nie mehr sehen muss.", erklärte ich ihm bitter, als er wieder auf mich zu kam und versuchte, mich nun mit einem geraden Schlag zum Gesicht zu treffen.

"Fick dich! Dich und dein Rattengefolge! Wenn ich mich erholt habe, dann kannst du was erleben! Das da war erst der Anfang!" Julien deutete angriffslustig auf das noch immer brennende Clubhaus. Ich hoffte, dass einer meiner Mitglieder bereits die Feuerwehr gerufen hatte, damit nichts anderes mehr Feuer fing.

Anmerken ließ ich mir meine Unruhe jedenfalls nicht.
"Sei froh, dass du mit deinem Argument recht hast! Ich würde dich sonst töten und einfach liegen lassen. Soll dich doch das nächste Wildtier oder ein Streuner holen und fressen.", warf ich Julien an den Kopf. "Ich könnte dich am Leben lassen und dennoch übel zurichten!", drohte ich ihm und ließ mein Messer im untergehenden Sonnenlicht aufblitzen.

"Vor deinem Zahnstocher hab' ich keine Angst.", erwiderte Julien und zog ein deutlich größeres Messer aus seinem Gürtel heraus.
Sofort hatte ich mich in kampfstellung gebracht und war für alles bereit, doch Julien warf sein Messer neben sich und hob die Fäuste.
"Was denn? Hat man dir nicht beigebracht, wie man als Mann richtig kämpft, du Pussy?", provozierte er mich und durchlöcherte mich mit seinen Blicken.

Lachend ließ auch ich mein Messer zu Boden fallen und ging mit lässigen Schritten auf Julien zu.
"Weißt du, da wo ich her komme, schlägt man keine Verwundeten. Sie haben schon genug auf's Maul bekommen." Ich sah an ihm herunter und deutete auf sein Knie. "Du hast schon bekommen, was du verdienst. Ich hoffe du siehst das als Warnung an. Ein Clubhaus ist ein Gegenstand, den man immer wieder eins zu eins nachbauen kann. Du hast nur einmal dein eigenes Bein, klar?"

Ich war Julien mittlerweile so nahe, dass er mich mit Leichtigkeit mit ein paar gezielten Schlägen ausknocken konnte, doch das tat er nicht. Stattdessen ließ er seine Fäuste sinken und sah mich unsicher an.

"Dimitri, wie war es noch? Dimitri Chpakov. Du mieser Bastard. Du denkst wohl, damit kannst du mir Angst machen? Da muss dir schon mehr einfallen!", konterte Julien und musterte mich von oben bis unten.

Ich reagierte blitzschnell und packte ihn mit beiden Händen fest an seinem übrig gebliebenen Shirt und fixierte ihn damit.
"Ich will dir keine Angst machen, Julien Sewering. Aber ich weiß wer du bist und wo du dich immer aufhältst. Also rate ich dir, dass du dich schleunigst verpisst, solange du es noch kannst und ich dich nicht wegen Brandstiftung anzeige!", zischte ich gefährlich leise und stieß ihn sofort wieder von mir.
"Und wie nennst du dann das in meinem Bein? Ein freundliches Tätscheln unter Freunden? Oder das an meiner Karre? Tuning? Du kannst mir nichts anhaben. Aber du wirst schon noch merken, was du davon hast!" Mit diesen Worten drehte sich Julien um und humpelte zurück zu seinem Jeep, der noch da stand.

Als ihn jedoch meine Mitglieder sahen, zielten sie mit ihren Waffen auf ihn. Schnell rannte ich also zurück an den Ort des Geschehens, um sie davon abzuhalten, ihn zu töten.

"Waffen runter! Was glaubt ihr, was passiert, wenn ihr den Anführer killt? Habt ihr Bock, ständig diese Chypher abwehren zu müssen, die ihren Boss rächen?", rief ich und alle, die eine Waffe in den Händen hielten, ließen diese nun sinken.
"Man sieht sich noch.", rief Julien verächtlich, bevor er den Motor seines Jeeps startete und mit zwei platten Reifen holprig vom Schauplatz fuhr.

Erst jetzt kam ich langsam dazu, nachzudenken.
"Salah, wo ist der?", fragte ich Deamon, der direkt neben mir stand.
"Er kontaktiert die Feuerwehr und sucht bereits nach einem Weg, das hier wie einen Unfall aussehen zu lassen. Niemand will, dass die Polizei sich einmischt, Boss.", informierte er mich und ich nickte.

"Gut ... gut. Sorg' dafür, dass alle nach Hause kommen. Obwohl ... haben wir irgendjemanden verloren?", hakte ich zögernd nach und sah über das Schlachtfeld, was einst unser zweites Zuhause war.
"Nein, Sunny. Verletzte, ja. Aber keine Toten.", antwortete Deamon. "Du kannst nach Hause fahren, Boss. Wir regeln das."
"Wenigstens etwas." Ich seufzte und wandte meinen Blick von dem in Flammen aufgehenden Clubhaus und sah in den Himmel. "Geht dann selbst nach Hause. Morgen treffen wir uns. Seid also alle darauf gefasst. Informiert die anderen. Keiner sollte überrascht werden."

"Wird gemacht." Ohne zu zögern lief Deamon los, um den anderen Membern die Nachricht zu überbringen.
Auch ich tat nun, was ich allen anderen aufgetragen hatte und lief die Straßen hinab, um zu meinem Wagen gelangen, in den ich mich nun setzte.

Als ich jedoch den Motor startete, konnte ich nicht wissen, wie der Abend für mich schlussendlich enden würde.

Hassliebe [Sun Diego x JuliensBlog FF] Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu