Misinterpretation

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Julien sieht da oben doch aus wie der nette, gutaussehende Nachbar von nebenan (... *hust* der ab und zu seinen rappenden Freund in allen Formen und Stellungen durchvögelt *hust*) Oh sorry, da war wohl ein Husten dazwischen. 🤷🏻‍♀️

Noch eine ernsthaft informative Information (😎) : Julien hat Mika in dieser FF nicht. Also kein Haustier.
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"Der Lieferwagen trifft in einer Minute ein. Mein Fahrer ist immer pünktlich.", erklärte mir Deamon noch einmal.
Wir saßen in seinem Pick-Up Truck, der vier Sitze und eine verschließbare Ladefläche besaß.
"Ich vertraue euch. Glaubst du, ich hätte euch sonst diesen Auftrag übernehmen lassen?", antworte ich beruhigend und sehe Deamon neben mir Nicken.
"Schon ... stimmt, Boss."

Wir befanden uns noch immer auf dem Parkplatz. Abseits von den anderen Autos auf einem der hintersten Plätzen. Dort wo niemand parken wollte, da der Weg bis zum Eingang viel zu weit wäre.

"Es müsste schnell gehen. Hinfahren. Aussteigen. Einladen. Einsteigen. Wegfahren. Mehr ist das nicht.", wiederholte Punch Arogunz, der neben Scenzah auf den hinteren Sitze saß.
"Wenn alles klappt." Ich sah auf die Uhr. Noch dreißig Sekunden, wenn Deamon recht behalten sollte.

Ganz bei der Sache war ich jedoch nicht. Meine Gedanken drifteten immer wieder ab zu Julien, den ich die vorherige Nacht schweren Herzens  einfach in unserer alten Wohnung zurückgelassen hatte.
Ich wusste, dass sich alles anders entwickeln hätte können, wäre ich dort geblieben. Andererseits wusste ich auch, dass meine Geschäfte der Grund waren, weshalb ich mich so problemlos über Wasser halten konnte.
Ich musste also meine Prioritäten setzten, was in diesem Falle leider der Grundbaustein meiner Existenz war.

"Da ist der Laster. Wie ich gesagt habe. Pünktlich wie immer." Deamon deutete unauffällig durch die Frontscheibe auf den unübersehbaren Lkw, der an den Lieferanteneingang heranfuhr.

Es ging nicht lange, da stieg der Fahrer aus und schob die Ladefläche auf. Mit wenigen Knopfdrücken senkte er zuerst die Plattform herunter, damit er sich darauf stellen konnte. Anschließend fuhr er nach oben, um nur eine einzige Palette herauszufahren und die Plattform wieder zu senken.

"Jetzt oder nie.", kommentierte Scenzah stumm und ich fuhr unseren Pick-Up direkt neben die Ladung.
Innerhalb weniger Sekunden waren wir alle ausgestiegen. Deamon nickte dem Fahrer zu, der seinen Laster langsam weiter fuhr und an den richtigen Stelle parkte, was aber auch den Arbeitern die Sicht auf uns nahm, die gleich aus aus der Lagerhalle kommen würden und die restliche Ware annahmen.

Mit schnellen griffen holten wir die Pakete von der Palette und luden sie in einer organisierten, menschlichen Kette auf unsere Ladefläche. Es musste schnell gehen, damit uns keiner sehen würde, der nicht zum Team gehörte.

Es dauerte etwas, doch schließlich hatten wir die Pakete auf unserer Ladefläche, die wir nun blickdicht schlossen.
Deamon winkte währenddessen den Fahrer wieder zu sich, der die leere Palette mit sich die wenigen Meter zum Laster mitnahm, um sie später wieder aufzuladen.
So als wäre nichts geschehen.

Leicht außer Atem, da wir uns so beeilen mussten, setzten wir uns direkt zurück in den Wagen und fuhren vom Schauplatz, ohne Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.

Ich zwang mich, das Tempolimit einzuhalten. Würde uns die Polizei so anhalten, hätten wir keine Chance, wenn sie den Wagen durchsuchen würden.

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"Wir müssen es gleich unter uns Membern aufteilen. Wir können es nicht wie normalerweise einen Tag in unserem Clubhaus lagern, bevor ich es austeile. Jeder von euch muss mindestens zwei Pakete mit nach Hause nehmen. Ich weiß, es ist riskant. Aber ihr müsst es tun. Ihr habt euch mir verpflichtet. Und ihr wusstet alle schon immer, dass wir nicht immer legale Dinger drehen."

Wieder einmal standen wir alle im Kreis auf dem verlassnen Parkplatz. Hinter mir stand der Pick-Up, mit dem wir die Ware direkt hierher gefahren hatten.

Meinen Soldiers konnte ich die Nervosität ansehen, doch das konnte ich nicht ändern. Trotzdem sprach sich niemand gegen meine Anweisungen aus.

"Wenn sonst nichts wäre, würde ich euch bitten, das Zeug gleich zu holen. Ihr wisst, wie lange ihr Zeit habt. Zwei Wochen. Bringt die Ware unter die Leute. Bleibt dabei verdeckt. Lasst euch nicht erwischen. Und falls doch ... dann müsst ihr schweigen. Verrat wird bestraft. Aber das wisst ihr genauso.", beendete ich meine Ansprache und klopfte leicht auf die Motorhaube des Wagens.

"Und was ist mit unserer Rache? Immerhin wird gerade unser Clubhaus neu gebaut. Wegen diesen Cyphern!", hörte ich Fear sagen, der aus dem fünften Rang kam. Einige, vereinzelte Zustimmungen konnte ich hören und drehte mich noch einmal zum Kreis um.

"Ich weiß. Ich bin dabei, etwas zu finden, damit wir unsere Rache bekommen. Gebt mir Zeit und seid geduldig. Klar? Wir greifen an, wenn sie es am wenigsten erwarten.", log ich, da ich mir noch gar nichts ausgedacht hatte.

Außerdem wurde mir das nun zum Verhängnis. Schließlich hatte ich Julien gerade erst über unsere gemeinsame Vergangenheit aufgeklärt, die nun langsam wieder zu unserem jetzigen Leben zu werden schien.
Ich konnte doch nicht einfach Rache an ihm nehmen, nach all dem, was geschehen war.

Trotzdem brauchte ich eine Lösung. Und das am besten so schnell wie möglich.
Meine Soldier hinzuhalten war nicht meine Art und ich hasste es selbst, auf etwas warten zu müssen, doch anders ging es im Moment eben nicht.

"Packt euer Zeug ein und geht nacheinander, vereinzelt los. Wir sollten kein Aufsehen erregen. Das tun wir damit schon genug." Ich grinste und deutete auf mein Bandana, dass jeder Soldier anhatte.

Die Stimmung wurde lockerer und ich hörte sogar vereinzeltes auflachen.
Geordnet und guter Dinge holten sich meine Member ihre Pakete mit einem Gemüse-Etikett ab.

Darin versteckt war jedoch einerseits Koks, als auch Gras. Verschnitten und verkaufsbereit. Ungestreckt und rein.

Nirgendwo anders konnten die Leute in Osnabrück bessere Ware kaufen. Nur bei mir gab es das Beste. Gab es Leute, die mein Geschäft mit ihren eigenen stören wollten, wurden sie sofort ausgeschaltet.

Langsam aber sicher leerte sich der Parkplatz. Ich übergab Deamon wieder den Schlüssel seines Pick-Ups und verabschiedete mich von allen, sodass ich zu Fuß eine Straße weiter laufen konnte, wo ich meinen Audi geparkt hatte, bevor wir losgefahren waren.

Dort angekommen setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr zurück zu meinem Haus. Es war noch früh am Morgen und ich war mir nicht sicher, was ich noch tun sollte, weshalb ich mir einen Joint anzündete und die Musikanlage anschaltete.

Langsam aber sicher driftete ich ab und genoss das Gefühl der Leichtigkeit, als ich high wurde.
Ich blies den Rauch aus und beobachtete ihn dabei, als er sich im Raum verteilte und schlussendlich auflöste.

Mir schien es so, als hätte ich eine halbe Ewigkeit nur in meinem Wohnzimmer gesessen und an die Decke gestarrt, als es plötzlich an meine Türe klopfte.

Besuch hatte ich jedoch keinen erwartet.

Hassliebe [Sun Diego x JuliensBlog FF] Where stories live. Discover now