Dunkelheit

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Ach man, die alten Zeiten. Ich würde am liebsten auf ihn zugehen und umarmen. Und dann einfach mitnehmen - dann würde der ganze Stress und dieser Hate nicht entstehen, der Dima zu einer Auszeit gebracht haben. 😌

„Der Deal lief doch ziemlich gut, oder nicht?" Zusammen sahen wir Insanity dabei zu, wie sie in die hereinbrechende Nacht fuhr und uns beide somit in Zweisamkeit zurückließ.
„Besser als das. Die Händler hatten davor noch nie gelacht. Oder eine Frau kennengelernt, die so viel von Waffen weiß."
Ich sah Sunny mit einer hochgezogenen Augenbraue grinsend an.

"Das kann ich mir vorstellen. Wenigstens kann man sich auf sie verlassen. Sie wird die Waffen an deine Cypher weitergeben. Die hast du doch informiert, oder?", hakte er nach und lief auf die Eingangstüre seines Hauses zu.
"Das habe ich, keine Sorge. Auch ich kann mich da auf meine Member verlassen.", antwortete ich und blieb unentschlossen in der Einfahrt stehen.
Als Sunny bemerkte, dass ich ihm nicht folgte, drehte er sich zu mir um und sah mich fraglich an.
"Wo bleibst du? Oder willst du schon nach Hause? Ich meine, das ist auch okey. Du musst nicht hier bleiben wenn du das nicht willst.", schlug er vor und fuhr sich deutlich unsicher durch seine dunklen Haare.

Ich grinste und ging einige Schritte auf Dima zu. "Wenn es dir auch nichts ausmacht."
Sunny zuckte mit den Schultern und seckte seine Hände in seine Hosentaschen. "Ich hab' zwar nicht viel hier, aber ich denke wir könnten uns Essen bestellen und irgend einen Film schauen. Du weißt schon, normale Dinge eben." Er sah die Straße auf und ab, so als könnte es irgend einen seiner Nachbarn interessieren, was Sunny in seiner Freizeit machte. Sicherlich kannten die Meisten ihn, wenn neue Gerüchte aufkamen oder seine Member mit ihrem Kennzeichen durch die Straßen liefen und ihn somit repräsentierten, doch da ging es mir nicht anders. Und genau aus diesem Grund konnten wir beruhigt durch den Alltag gehen. Die Normalbürger hatten großen Respekt und eine gewisse Angst vor uns. Sie wussten, wozu unsere Gangs imstande waren. Da konnte sogar das Gesetz oder die Polizei selbst nicht viel anrichten. Manche waren ja sogar unsere eigenen Leute, die nicht offiziell Mitglieder waren, doch unsere Überzeugungen und Intentionen teilten.

"Das hört sich für mich nach einem Plan an." Ich ging auf Dima zu, der sich an den Türrahmen lehnte und mich beobachtete.
Kurz vor ihm blieb ich stehen. Ich konnte ihm ansehen, dass er beunruhigt war, denn seine Blicke schweiften immer wieder neben mir in alle Richtungen die Straßen auf und ab.
"Hey.", sagte ich beinahe zu sanft und hatte somit wieder seine Aufmerksamkeit.
"Wir sollten das nicht tun. Nicht in der Öffentlichkeit.", flüsterte Sunny wollte bereits ins Innere des Hauses gehen, als ich ihn zurück hielt.
"Keiner ist hier. Und keiner würde etwas sagen. Die Leute haben zu viel Angst vor uns. Unser Ruf eilt uns nach. Ich bin mir sicher, dass niemand sein eigenes Leben auf's Spiel setzt." Mein Griff um seinen Arm wurde lockerer, sodass ich meine Hand in seine rutschen lassen konnte.

Dimitri zog dieses Mal nicht weg. Er schien zu wissen, dass ich recht hatte, denn seine Hand griff nun auch meine fester, bevor er mich zu sich zog. "Vielleicht stimmt das ja. Aber dann musst du mir das auch beweisen."
Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Mit einem Ruck drückte ich Dima gegen den Türrahmen und verwickelte ihn in einen intensiven Kuss. Ich presste meine Lippen direkt auf seine, bevor ich meine Hand nun in seinen Haaren vergrub und ich seine unter meinem Shirt spüren konnte.

"Ich denke trotzdem, dass es auf der Couch bequemer ist.", argumentierte Dima, als wir uns wieder voneinander lösten.
"Und damit hast du wieder recht."

Der Pizzalieferant brachte unsere Bestellung pünktlich. Wir hatten bereits einige Flaschen Bier getrunken und uns einen Film ausgesucht, den wir schauen wollten. Einen Horror Film, über den wir uns ununterbrochen lustig machten, da er überhaupt keinen Sinn machte und gar nicht gruselig war.
Dennoch - einer der Jumpscares brachte mich dazu, etwas zusammen zu zucken.
Natürlich war das für Sunny gefundenes Fressen.

"Was? So etwas war wohl voraussehbar, oder nicht?" Er lachte und schubste mich leicht und stellte seine leere Pizzaschachtel nun neben meine auf den kleinen Tisch vor uns. Anschließend lehnte er sich wieder zurück und wartete auf meine Antwort.
"Ich hatte keine Angst. Ich hab' das nur nicht erwartet." Auch ich musste bei seinem lächelnden Anblick grinsen und schubste ihn auf die selbe Weise zurück.
"Ich wette du hattest Angst. Schon die ganze Zeit über. Du wolltest es nur nicht zugeben.", stichelte er weiter, so als wollte er mich damit aufziehen.
"Nein, das musst du aber eigentlich auch besser wissen als ich. Immerhin hast du noch immer sicherlich mehr Erinnerung.", entgegnete ich und sah Sunny spielend vorwurfsvoll an.

"Das glaube ich nicht. Du Angsthase." Sein Lächeln wurde breiter und er verschränkte seine Hände vor seiner Brust.
"Das bringt dir nichts. Ich werde mich nicht aufregen.", antwortete ich und schüttelte den Kopf.
Dima berührte mich mit seinem Zeigefinger kurz auf meinem Brustkorb, so als wollte er mich ansticheln. "Schisser." Er lachte auf. "Zuckst einfach so bei einem Trash-Horror-Movie wie 'ne Zwölfjährige."

Ich hatte es mir vorgenommen, ihn dieses Mal nicht gewinnen zu lassen, doch er ließ mir mit einen Aussagen wohl kaum eine Wahl.
Ich setzte mich langsam auf, bevor ich den Fernseher ausschaltete. Anschließend stand ich auf, um das Hauptlicht ebenso aus zu machen. Der Raum füllte sich mit Dunkelheit und ich konnte nicht einmal mehr die Hand vor meinen Augen sehen. Dennoch schaffte ich es wieder unbeschadet zurück zum Sofa.

"Was zur Hölle soll das?" Ich konnte Sunny's Grinsen in seinen Worten hören. "Du hast doch Angst. Das solltest du nicht noch fordern. Das kann ein tiefsitzendes Trauma hervorrufen." Er unterdrückte sich ein Lachen.
Ich tastete mich mittlerweile wieder über das Sofa und bekam ein Bein von Dima zum greifen, weshalb ich ihn der Länge nach zu mir zog und mich über ihn legte, bevor er auch nur etwas anderes sagen konnte.

"Wenn ein Sinn ausfällt, dann werden die anderen intensiver.", sagte ich ruhig und ließ meine Finger seitlich seinen Oberkörper nach oben gleiten. Wir konnten beide nichts sehen. Auch wenn unsere Augen sich wahrscheinlich bald wieder an die Dunkelheit gewöhnen würden und wir Umrisse sehen konnten. "Schließ' am besten deine Augen. Dann kannst du es noch besser spüren."

Auf einmal war Sunny nicht mehr so gesprächig. Ich konnte seine Atmung wahrnehmen, die schneller ging und seine Hände, die an meinen Arm griffen.
"Was hast du vor?", fragte er nun mit leiser Stimme.
"Jetzt verdirb dir doch nicht selbst den Spaß an der ganzen Sache. Das wäre doch langweilig." Nun war ich derjenige, der Grinste, obwohl ich wusste, dass Dima es nicht sehen würde.

Hassliebe [Sun Diego x JuliensBlog FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt