Amnesie

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Wer auch immer dieses Bild oben so ausgeschnitten hat, hat im richtigen Moment Pause gedrückt 😂

"Ich weiß es nicht.", sagte ich wahrheitsgetreu, denn ich wusste nicht, ob das hier das Richtige war.
Konnte sich Julien von einem auf den nächsten Tag wirklich so verändern? Oder war das eines dieser Spielchen, die meinen Membern wieder auf irgendeine komische Weise schaden sollte?

Ich war ratlos, doch mein Bauchgefühl setzte sich durch. Ich wollte es mir nicht eingestehen, doch ich hatte diese Art von Berührungen vermisst.
Zwar versuchte ich, Julien davon abzubringen, allerdings wurden meine Worte immer leiser, bis sie verschwanden.

"Ich kann es auch nicht wissen, wenn ich es nicht ausprobiert habe. Zumindest nicht mehr wissentlich.", gestand er und ich musste ihm recht geben.

Er trug keine Schuld für den Unfall und auch nicht für die folgenden Nachwirkungen. Dennoch hasste und liebte ich ihn gleichzeitig, was mich noch Monate danach innerlich zerfraß.
Und nun lag ich hier. Unter ihm. Beinahe willenlos, in der Hoffnung, dass alles wieder gut werden würde.

Ich sah Julien in die Augen und konnte Unsicherheit in seinem Blick erkennen. "Was denn?"
Er schüttelte den Kopf. "Irgendetwas hatte mich immer davon abgehalten, jemand anderen kennen zu lernen. Jetzt weiß ich wieso."

Um mein kaltes Herz wurde es plötzlich warm und ich verbat es mir selbst, zu lächeln. Ich traute dieser ganzen Sache noch immer nicht, doch Beweise gegen Julien's Ehrlichkeit hatte ich auch nicht.

"Also ... halt' bitte still ... und versuch' mich nicht zu schlagen. Zumindest noch nicht. Vielleicht bin ich ja später irgendwann damit einverstanden."
Julien's Hand glitt über meinen Brustkorb und griff nach meinem Arm, den er nun über meinem Kopf auf dem Sofa festhielt.
Erst jetzt lehnte er sich langsam zu mir herunter.

In meinem Kopf schossen tausend Gedanken umher, die mir sowohl davon abrieten, als auch schrien, dass ich es tun sollte.

Doch diese Entscheidung wurde mir abgenommen.
Ich schloss meine Augen und konnte die Unsicherheit spüren, mit der mich Julien nun für wenige Sekunden küsste.
Das erste Mal seit einem langen, verdammten Jahr.
Ich realisierte, wie sehr ich es vermisst hatte, ihn zu küssen.

Ich schaute zu Julien auf, der mich unerwartet skeptisch ansah. Wahrscheinlich wartete er auf eine Reaktion von mir, die ich ihm nun auch gab.
Ich griff sein Shirt und zog ihn komplett auf mich herunter, sodass er meinen Arm loslassen musste und sich neben mir leicht abstützte.
Grinsend griff er nun aber wieder in meine Haare, als er halt fand.
"Das war schon immer dein Ding gewesen. Meine Frisur komplett zu zerstören.", informierte ich ihn.

"War es auch mein Ding dich einfach mal zum schweigen zu bringen?"
Bevor ich darauf antworten konnte, fanden seine Lippen ihren Weg wieder auf meine.

Dieses Mal nicht so zögerlich erwiderte ich ihn sofort. Wir wurden stürmischer und beenden wollte den Kuss jetzt keiner mehr.
Ich wusste nicht, ob ich allem vertrauen sollte. Dennoch stiegen unnormale Glücksgefühle in mir hoch, während Julien's Hand seinen Weg unter mein Shirt fand und seitlich meinen Oberkörper entlang glitt.

Diese Berührung ließ mich angenehm erschaudern, was mir erneut meinen Verstand etwas mehr vernebelte. Ohne zu zögern ließ ich Julien komplett zwischen meine Beine rutschen, sodass wir uns auch unterhalb der Gürtellinie ziemlich nahe kamen.

Fast schon absichtlich drückte sich Julien gegen mich, weshalb ich ihn näher zu mir zog. Zur gleichen Zeit intensivierte er unseren Kuss und ließ ihn zu einem Zungenkuss übergehen.

Wehrlos gegenüber meinen Gefühlen hielt ich Julien deshalb so lange bei mir, bis wir uns wegen Sauerstoffmangels gezwungener Maßen lösen mussten. Uns fiel es schwer, endlich voneinander abzulassen.
Deshalb ließ ich Julien noch immer nicht los, der mir noch einmal langsam einen Kuss gab, bevor ich erstaunt feststellen musste, dass er mir leicht in die Unterlippe biss.
Er griff mit seiner Hand seitlich an mein Gesicht und ließ seinen Daumen über meinen Wangenknochen streichen, während er mich stumm ansah und lächelte.

Selbst ich konnte nun nicht mehr anders und tat es ihm gleich.
"Willst du mich noch immer schlagen?", fragte Julien mit ironischem Unterton.
"Jetzt? Nein.", entgegnete ich.
Ich konnte spüren, wie er seine Hüfte gegen meine rollte und die somit entstehende Reibung zwischen uns ließ mich beinahe stöhnen.

"Und wie sieht es mit anderen Dingen aus?"
"Ich wusste nicht, dass du noch immer so tickst."
"Ich war noch nie anders in diesem Thema."
Julien betrachtete mich so aufmerksam, als wäre ich nicht von dieser Welt.
"Was ist?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch.
"Ich meine ... ich hatte es damals im Krankenhaus vielleicht nicht mehr gesehen, wie konnte ich so dumm sein? Dann die ersten Male hier in Osnabrück. Ich wusste bis dahin noch nicht, dass ich einen so gut aussehenden Rivalen hatte. Ich hab' mir dich immer anders in Erinnerung gehalten."

Ich lachte leise auf und ließ meine Hand zögerlich unter Julien's Shirt und über seinen Rücken gleiten. "Wie dann?"
"Keine Ahnung, als jemanden, der eben nicht so gut aussieht.", erklärte er und grinste.

"Wenigstens bist du zur Besinnung gekommen.", betonte ich und sah Julien einfach nur an.
Ein Jahr lang. Etwas länger. So lange schon hatte ich schon geglaubt, dass ich ihn an seine Amnesie verloren hatte.

"Weißt du. Nach dem Aufprall hab ich uns hier gesehen. Auf dieser Couch. Ich hab dir meine Hand hingehalten und du hast sie genommen. Du hast gelächelt, so wie gerade. Du warst glücklich. Und ich fühlte mich in der Erinnerung genauso glücklich.", informierte mich Julien nun und ich lächelte.

"Du hast dich dort schon erinnert.", kommentierte ich und konnte immer noch nicht glauben, ihn nun langsam aber sicher wieder zu haben.
"Ja. Ein kleiner Ausschnitt. Es war nicht viel, doch es war ein Anfang." Julien beugte sich wieder so weit zu mir herunter, dass ich seine Lippen leicht an meinen spüren konnte.

"Ein Anfang bedeutet trotzdem Fortschritt. Aber wir sind noch lange nicht da, wo wir mal waren.", sagte ich leise, da Julien sanft durch meine Haare strich.
"Lass' das mal ein Problem für morgen sein." Mit diesen Worten küsste er mich wieder.

Verlangend nach mehr erwiderte ich den Kuss sofort und hätte am liebsten die Zeit angehalten.

Wer hätte denn wissen können, dass wir einfach nur aufeinander treffen mussten?
Sicher, der Anfang schien aggressiv, voller explosiven Materialien und Geiselnahmen zu sein. Aber ohne das wären wir ja nicht hier, oder?

Jetzt würde doch alles wieder gut werden ... oder?

Hassliebe [Sun Diego x JuliensBlog FF] Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon