Auf Geld folgen Taten

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So als hätte er für eine lange Zeit die Luft angehalten, atmete Julien nun laut auf und schreckte hoch, bis die Handschelle ihn grob zurück hielt.
Schmerzhaft verzog er sein Gesicht, wurde jedoch schnell wieder ernst, als er bemerkte in welcher Lage er sich befand.
Wieder versuchte er seine Hand wegzuziehen, doch auch dieses Mal ging es nicht. Panisch sah er hinüber erkannte erst jetzt, dass er fixiert war.
Noch einmal riss er aggressiv an seiner Hand, so als könnte es etwas nützen, bis er meine Anwesenheit bemerkte.

"Wo bin ich?!", schrie er mich an und wollte nach vorne schnellen. Erneut hielt ihn die Handschelle zurück, was mich nun zum Lachen brachte.
"Wann merkst du endlich, dass du nicht weit kommst?", fragte ich ruhig und musste mich beherrschen. Sein panischer Zustand war für mich mehr als befriedigend und lustig anzusehen. Ein kleiner Ausgleich für den Schaden, den er mir alleine heute zugefügt hatte.

"Mach' mich los, du Gestörter!", schrie er wieder und ich schüttelte ruhig den Kopf.
"Läuft so nicht, du Arsch. Ich hab' dir gerade dein Leben gerettet, also sei' mal bisschen dankbar.", erklärte ich und deutete auf seinen Oberschenkel.
Julien wurde auf einmal ruhig und sah an sich herunter. Beinahe in Zeitlupe drehte er sein Bein und betrachtete mein Werk durch seine zerrissene Hose.
Er schien sich erst jetzt im Klaren darüber zu werden, was vorher passiert war und was ich für ihn getan hatte.

Gelassen setzte ich mich auf einen einzelnen Stuhl in dem sonst fast schon kahlen Keller. Ich grinste siegessicher und sagte kein Sterbenswort, bis sich Julien wieder zu mir drehte und mich überrascht ansah.
"Das warst du?", fragte er nun ungläubig. Gespielt beleidigt verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und legte den Kopf schräg.
Eine Sekunde lang glaubte ich, dass er sich endlich dafür bedanken wollte, doch da schien Julien auf einmal wieder aufzufallen, wo er sich befand.
"Sind wir in einem Keller? Warum bin ich hier? Du weißt doch, dass meine Cypher mich suchen werden! Bist du lebensmüde? Was soll ich hier? Mach mich los!" Demonstrativ riss er an seiner Handschelle, doch diese gab nicht nach.

"Du kommst hier nur weg, wenn du ein paar Dinge zuvor erledigst.", erklärte ich Julien und lehnte mich nun nach vorne, sodass ich meine Ellbogen auf meinen Oberschenkeln abstützen konnte. "Du wirst mir nämlich mein neues Clubhaus finanzieren und für den Schaden an meinem Wagen aufkommen.", begann ich, doch Julien redete mir sofort dazwischen. Genervt verdrehte ich die Augen.
"Das kannst du dir abschminken, wie Bitches nach ihrem Pornodreh, Junge! Ich hab' das nicht gemacht, um später Minus zu machen!", protestierte er und wurde wieder wütend.

Ich wollte zwar weiter sprechen, doch seine Art und Weise mit mir umzugehen in seiner Position gefiel mir überhaupt nicht. Ich war übermüdet und würde ihn jede Sekunde umbringen, wenn ich nicht sofort aus diesem Raum gehen würde. Somit stand ich wortlos auf und ging auf die Treppe nach oben auf das Erdgeschoss zu, bevor ich mich noch einmal umdrehte.

"Wohin gehst du? Ich bin mit dir noch nicht fertig!", schrie Julien mich an und versuchte mehr Spielraum herauszuholen, indem er sich in meine Richtung lehnte.
"Ich geh' pennen. Überleg mal, wie du mit mir umgehen willst, wenn ich morgen wieder komme. Solange überlege ich, ob du dann was zu essen bekommst, klar?", stellte ich nun unwiderruflich zur Wahl und rieb mir müde die Augen.
"Du ... du lässt mich hier unten? Es ist kalt! Ich bin klatschnass! Das kannst du nicht tun! Ich werd' hier sterben!", übertrieb Julien nun und sah sich um.

Ich atmete tief durch und lehnte mich an die gegenüberliegende Wand, sodass ich Julien ansehen konnte. "Ich habe damit kein Problem. Ich werde mich in mein weiches, warmes Bett legen. Mein Keller ist schalldicht, also schrei' so viel du willst, das hört niemand. Und ob du stirbst ... kannst du dir nun suchen. Entweder du überweist mir noch jetzt einen Batzen Geld, der dir sowieso nicht weh tun wird, weil du wahrscheinlich sowieso zu viel Geld hast. Oder du lässt es sein und erfrierst hier unten. Ich kann die Klimaanlage noch anmachen. Dann geht das noch schneller.", entgegnete ich nun gehässig und hob eine Augenbraue, als Julien wirklich anfing zu denken.

"Ich ... verdammt nochmal! Du Arschloch! Willst du mich verrecken lassen, nachdem du mir mein Leben gerettet hast?", stellte er nun entsetzt fest, doch ich schüttelte nur den Kopf und lief wieder auf die Treppe zu.
"Wie du willst. Viel Glück.", sagte ich neutral und stieg die ersten Treppen nach oben.

"Warte!", hörte ich nun aus dem Inneren des Kellers und blieb stehen. "Hol' schon deinen verdammten Computer! Bringen wir das hinter uns!", rief Julien in einem beschwerenden Ton.
Ich hingegen grinste und stieg weiter die Treppen auf, um mein Tablet zu holen.

"Meinen Computer kann ich wohl schlecht hier runter transportierten, du Genie.", sagte ich, als ich wieder in den Keller ging. In der einen Hand das besagte Tablet und in der anderen eine dicke Decke.
Julien lachte mit herablassenden Blick und nahm unter meiner Beobachtung das Tablet entgegen.
Schweigend öffnete er einen Tab und öffnete seinen Online Banking Account. Aus Respekt sah ich weg, als er seine privaten Daten eingab. Erst als er auf der Home Seite war, schaute ich wieder auf das Display.

"Wieviel?", fragte Julien genervt und vermied es, mich anzusehen.
Ich nannte ihm eine Summe, die ich mir grob überschlagen hatte, die dem Wiederaufbau meines Clubhauses, dem Intensivreinigen meines Wagens und dessen Kosten nahe kommen würde.
Zuerst weigerte sich Julien, mir diese Summe zu überwiesen, doch als ich ihm damit drohte, wieder zu gehen, gab er nach.

Nach getaner Transaktion nahm ich das Tablet wieder an mich. Ich wollte mich wieder umdrehen und die Decke holen, die ich über den Stuhl gehängt hatte, als ich plötzlich grob zurück gerissen wurde. Dabei fiel mir das Tablet aus der Hand, sodass es zum Glück unbeschädigt über den Boden und aus unserer Reichweite schlitterte.
Schnell befand ich mich ungewollt im Würgegriff von Julien wieder. Ich konnte sein Herz wie wild in seinem Brustkorb schlagen hören, gegen den er mich presste, weshalb sogar ich nass von dem Wasser wurde, dass ich ihm zuvor noch abgekippt hatte.

"Du kannst mich töten, doch dann wirst du hier unten sterben, denn ich hab' den Schlüssel nicht dabei.", brachte ich noch heraus, bevor Julien seinen Griff verengen wollte.
"Wieso sollte ich dir glauben?", fragte er nun schwer atmend  und verstärkte seinen den Druck auf meinen Hals.

"Wenn du ... mich loslässt, um den Schlüssel zu suchen ... werde ich mich wehren. Ich hab' den Schlüssel oben gelassen, ich ... ich bin doch nich' dumm!", sagte ich stockend und griff an seinen Arm, der mir die Luft abschnürte.

Ich glaubte wirklich sterben zu müssen, als Julien endlich wieder locker ließ und mich frei gab.
Sofort schnellte ich auf, bevor ich ihm einen Faustschlag gegen die Schläfe gab und zurück trat.
"Warum musst du nur alles so kompliziert machen?!", schrie nun ich und holte mein Tablet wieder, bevor ich die Decke nahm.
"Komm' zurück du Feigling!", schrie Julien zurück, als ich überlegte, ihm die Decke einfach nicht zu geben.

"Gib mir einen Grund!", entgegnete ich mindestens so laut.
"Weil ich sonst sterbe!" Dieses Mal war es nicht wütend oder angriffslustig, sondern verzweifelt, weshalb sich eine unerwartete Stille ausbreitete, da wir beide nichts mehr sagten.

Wir sahen uns an und konnten beide sehen, wie sich unsere Gesichter neutralisierten. Vielleicht hatten wir beide einfach übertrieben und ja, vielleicht dachte Julien auch darüber nach, was hier gerade passierte, als er etwas sagte, das ich nicht erwartet hätte.

"Bitte."

Schweigend ging ich auf ihn zu und hielt ihm langsam die Decke hin, die er schnell annahm und zitternd um sich wickelte.
Reue schlich sich in mir auf, als ich ihn so vor mir sah, doch ich konnte nun keine Schwäche zeigen. Genauso schweigend ging ich deshalb wieder auf die Treppe zu.

Als ich aus Julien's Sichtfeld verschwunden war, zog ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche und wog ihn nachdenklich in meiner Hand.

Hassliebe [Sun Diego x JuliensBlog FF] Where stories live. Discover now