Waffe am Kopf - Finger am Trigger

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"Wenn du nur versuchst deine Freunde zu holen, dann baller' ich dir den Kopf weg.", hörte ich eine mir nun bekannte Stimme, bevor ich wahrnahm, wie er die Waffe entsicherte.

"Ich dachte deine Waffe ist, zusammen mit dir, in deinem Jeep?", fragte ich ruhig, als ich den kalten Lauf an meiner Schläfe spürte, die mir Julien mit leicht zittrigen Händen an den Kopf hielt.
"Halt deine Klappe und fahr' los! Ich werd' dir sagen wohin!", zischte er mir zu und ich konnte über den Rückspiegel sehen, dass er bereits schon bleich wurde.

Als er das bemerkte und wir über den Spiegel Blickkontakt aufnahmen, grinste ich gespielt. Ich hatte überhaupt keine Lust auf diese ewigen Machtdemonstrationen und wollte einfach nur noch nach Hause.
Zudem war meine Wut auf ihn noch lange nicht abgeklungen, weshalb ich es mir nun vornahm, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, wenn sich mir die Gelegenheit bot.

"Wisch' dir das Grinsen aus dem Gesicht und starte den verdammten Motor!", sagte Julien nun energischer und ich konnte es kaum glauben, dass er ein Anführer sein konnte.
"Wohin soll's denn gehen?", fragte ich gehässig und fuhr über eine kleine Landstraße wieder auf die Innenstadt zu.

"Wirst du schon sehen.", bekam ich stumm zur Antwort und schwieg, da mich meine Wut nun beinahe zum platzen brachte.

Zuerst nahm er sich die Frechheit, mein Clubhaus abzubrennen, für das ich mir schon meinen Rachenplan ausdachte und jetzt glaubte er, ich würde ihn wie ein unterbezahlter Taxifahrer überall hinbringen? Mein Griff um das Lenkrad wurde fester und ich hätte mich am liebsten umgedreht und ihm seine Waffe aus der Hand geschlagen, doch das war zu riskant.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich somit einen Unfall bauen würde, indem es auch mich erwischte, war deutlich zu hoch.

"Da links.", gab mir Julien an und stumm fuhr ich die Strecke, dir er mir vorgab.
"Ich werd' nicht in euer Rattenloch fahren!", zischte ich und sah ihn durch den Rückspiegel kurz wütend an.
Nun war es Julien, der grinste. "Was willst du dagegen tun? Wer hat hier die Waffe gezogen?", prahlte Julien schwach und ich lachte auf.
Ich konnte bereits erkennen, dass mich Julien direkt zu seinen Leuten fahren ließ, wodurch meine Idee, die sich immer mehr zur Tat umsetzte, gar nicht mal so schlecht war.

"Was lachst du so dumm?", fuhr er mich nun an und drückte mir die Waffe wieder an den Kopf.

Dummer Fehler. Da ich nun wusste, wo die Waffe sich befand, wusste ich, wie ich zu handeln hatte.
Somit geschah alles innerhalb weniger Sekunden.

Ich ließ mit einer Hand vom Lenkrad ab, während ich nach der Waffe griff und gleichzeitig eine Vollbremsung vollzog.
Julien, der nicht darauf vorbereitet war, wurde nach vorne geschleudert und konnte seine Waffe nicht mehr halten, die ihm während der Sturzes aus der Hand gerissen wurde.

Da ich sie jedoch schon umgriffen hatte, hielt ich sie nun in den Händen.
Zwar hätte ich dabei genauso draufgehen können, doch wenigstens baute ich so keinen Unfall.

Ich konnte beobachten, wie er nach vorne stürzte und mit dem Kopf hart auf dem Armaturenbrett aufkam, da ich bereits schneller als achtzig km/h gefahren war.
Sofort nahm ich die Waffe richtig in die Hand und zielte auf Julien, der unförmig da lag und sich unbeholfen wieder aufrichtete.

"Wer ist jetzt der Kerl mit der Waffe?! Warte! Das bin ich! Gib mir einen Grund, weshalb ich dich nicht killen und in der nächsten Mülltonne versorgen sollte! Einen der das rechtfertigt, dass ich dich gehen ließ und du mich nun deinen Leuten auslieferst!", schrie ich ihn an und konnte sehen, dass er sich noch immer benommen auf dem Beifahrersitz aufrappelte.

"Ich ... du Arschloch, ich will dich nicht töten oder meinen Leuten ausliefern!", zischte Julien nun schwach und deutete auf sein Hosenbein, dass nur so vor Blut triefte. Der improvisierte Druckverband hatte anscheinend nichts genützt.
Ich schwieg und wartete darauf, dass er endlich weiter redete. "Du sollst mir helfen, das wieder gut zu machen! Ich weiß wo, aber ich kann den Kerl nicht anrufen, weil der die Schusswunde meldet ... ich weiß dass du eine Ausbildung dazu gemacht hast und ..-"
"Woher weißt du das du Wichser! Ich lass dich gleich' hier verbluten und seh' dir dabei zu!", schrie ich nun noch lauter und schlug mit meiner Faust gegen das Lenkrad. Ich konnte meine Wut und zugleich meine Verwunderung kaum mehr zurück halten. "Erst das Clubhaus! Dann das hier! Verfickte Scheiße dafür wirst du bezahlen!"

Julien ließ sich von meinem Wutausbruch nicht beeindrucken und redete ruhig weiter, als ich wieder verstummte.
" ... und ich habe keinen, der so eine Behandlung vollziehen kann, ohne mich dabei zu töten. Das kannst im Moment nur du, du blöder Idiot. Immerhin hast du mich angeschossen." Trotz Beleidigungen veränderte sich Julien's Stimmlage nicht mehr. Er wurde immer blasser und sackte vor gezogener Waffe einfach in sich zusammen.

Ich sah mich im Wagen um und erkannte erst jetzt, wieviel von seinem Blut durch den Sturz darin verteilt wurde.
Als ich mich jedoch wieder zu Julien drehte und ihn anschreien wollte, da ich wegen ihm wahrscheinlich meine Karre verschrotten lassen musste, erkannte ich, dass er schon in Ohnmacht gefallen war.

Somit lag es nun an mir, ihn entweder umzubringen oder zu retten.
Hin und her gerissen versuchte ich eine Lösung für mein Problem zu finden und legte meine Stirn auf das Lenkrad.

Würde ich ihn einfach sterben lassen, wäre es wahrscheinlich, dass jemand den Mord an ihm zu mir zurück verfolgen könnte. Jedoch hätte ich auch die Möglichkeit mir die Mühe zu machen und den Mord so vertuschen, dass ich nicht als Tatverdächtiger gelten könnte. Dennoch wusste jeder, dass wir die verfeinertsten Menschen in ganz Osnabrück waren.

Egal wie ich es also drehen und wenden wollte, irgendwie konnte man Julien als Leiche immer mit mir in Verbindung bringen.

Ich sah zu ihm hinüber. Sein Kopf war auf seine Brust gesunken und er saß so tief im Sitz, dass man ihn vom Fenster aus kaum mehr sehen konnte. Seine Arme hingen schlaff an ihm herunter und sein Bein tropfte mir den ganzen Fußboden voll.

"Verdammt!", fluchte ich erneut und schlug wieder auf das Lenkrad, bevor ich genervt den Motor anschaltete und in die entgegengesetzte Richtung fuhr.

Ob ich im Endeffekt die richtige Entscheidung getroffen hatte oder nicht, würde sich noch herausstellen. Immerhin konnte ich nicht in die Zukunft sehen.

Auf dem Weg zu meinem Ziel fuhr ich wieder einmal viel zu schnell. Dieses Mal kam es natürlich auf jede Sekunde an, die ich nun besser nicht mehr vergeuden sollte.
Ab und zu sah ich neben mich und auf Julien, den ich am liebsten noch einmal geohrfeigt hätte.

Doch was würde es mir bringen, wenn er es sowieso nicht spürte?
Nein, dafür müsste er sich schon in einem wachen Zustand befinden.
Einen Zustand, in den ich ihn innerhalb von wenigen Stunden wieder zurückversetzen würde.

Hassliebe [Sun Diego x JuliensBlog FF] Where stories live. Discover now