Realtalk II

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Das war krass am Anfang mit Seelsorge 😂

"Ich weiß, dass ihr viel zu tun habt. Deshalb werde ich mich kurz halten. Doch dafür müsst ihr auch zuhören und mir vertrauen." Ich schaute meine Soldier an und musste mich dazu bringen, nicht nervös auszusehen.
Stattdessen lehnte ich mich scheinbar entspannt an meinen Audi.

"Wie ihr wisst, wird unser Clubhaus gerade aufgebaut. Dabei hab' ich euch aber etwas verschwiegen. Das Geld kommt nicht nur von der Versicherung. Das Geld kommt auch von Julien, der mir diese Schulden in dem Sinne zurück zahlt."

Meine Soldier wurden unruhig. Manche drehten sich zu dem Nächststehenden und schauten sich fraglich an.
"Wieso das? Immerhin hat er es ja angezündet, der Wichser.", hörte ich es versetzt neben mir und sah zu Gary, der selbst verwundert in meine Richtung schaute.

"Ich dachte mir, dass solche Fragen aufkommen, weshalb ich auch gar nicht lange warten werde und es euch gleich erkläre." Ich hob beschwichtigend die Hände, bevor ich weitersprach. "Ich habe mich mit Julien getroffen. Wir sind einen Deal eingegangen, der für uns alle nur Vorteile bringen wird."

"Ein Deal mit dem Feind? Das kann nicht gut gehen!", beschwerte sich Fear und ich konnte zustimmendes Gemurmel hören.

"Doch, das kann es. Also lasst mich ausreden!", rief ich nun etwas lauter über den verlassenen Parkplatz und brachte alle zum Schweigen.
"Ich habe mich mit ihm getroffen. Wir haben vereinbart, dass er unseren Schaden ausgleicht. Im Gegenzug verüben wir keine Rache. Wir haben schlussendlich kein Minusgeschäft. Außerdem ist das nicht alles. Ihr wisst sicherlich auch, dass Julien der Hauptwaffenlieferant ist, der seine Ware billig hierher bringen lässt, um sie anschließend weiter zu verkaufen. Wir werden unsere Geschäfte zusammenlegen. Somit schlagen wir mehr Gewinn raus und haben keine gegnerische Crew, die uns im Weg steht."

Die Unruhen kamen wieder auf. Ich schaute in fragliche, aber auch fassungslose Gesichter. Manche sahen wütend aus, anderen schien es zum Lachen zumute.

"Das kann doch nicht gut gehen! Wir sind von Anfang an mit diesen Leuten verfeindet! Wieso sollten sie uns nicht erneut in eine Falle locken?", fragte Grinch Hill leicht wütend. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Höchstwahrscheinlich hätte ich selbst so reagiert.

"Berechtige Frage. Doch ihr braucht euch darüber keine Gedanken machen. Wir haben einen Deal abgeschlossen, der ihn für uns verwundbar macht, denn nun weiß ich, wo er seine Waffendeals abhält. Wir alle könnten ihn also bei einem Verräter-Move sofort ausschalten, indem wir seine Waffendeals wortwörtlich in die Luft gehen lassen. Von unseren Lieferungen weiß er noch gar nichts. Also werden wir abgesichert sein. Dennoch habe ich vertrauen. Und wenn ihr mir vertraut, dann solltet ihr auch an meine Entscheidungsfähigkeit glauben! Ansonsten wisst ihr ja, wie mit Verrat in der Crew umgegangen wird!" Zum Ende meiner Ansprache hin wurde ich wütender und aggressiver, weshalb ich mich zügeln musste, um nicht vollkommen zu entgleisen.

Ich hatte zwar damit gelogen, dass ich die Daten seiner Lieferzeiten wusste, doch diese würde ich innerhalb kürzester Zeit sowieso bekommen.

Ich atmete tief ein und aus, bevor ich wieder aufsah und in die Mitte des von uns geformten Kreises trat. "Ich weiß, dass das Neuland ist. Für uns alle! Nicht nur für euch, auch für mich. In Cooperation mit anderen Crews standen wir noch nie. Besonders nicht mit einer verfeindeten Gang. Doch genau so einen Friedenspakt brauchen wir, um weiter zu kommen! Wir haben uns festgefahren. Unser Leben ist zum immer wiederkehrenden Alltag geworden, oder nicht? Wir haben weder unser Gebiet ausgeweitet, noch unsere Machtposition gesteigert. Alleine mit diesem Deal würde sich das rapide ins Positive verändern! Nicht nur die Gewalt zwischen uns Crews würde sinken, sondern auch unsere Handelsfeld ausweiten! Unsere Reichweite! Vielleicht könnten wir etwas in dieser verdammten Stadt verändern!"

Wieder brachte ich mich selbst zur Ruhe. Ich durfte mich nicht selbst in einer Rede verlieren. Dennoch schien sie bei allen zu wirken.

"Ich verlange nicht, dass das alles an einem Tag aufgebaut wird. Wir werden unsere Zeit brauchen. Jeder von uns muss sich an die neuen Umstände anpassen, doch dann wird auch das kein Problem mehr sein. Ihr müsst mir dabei vertrauen. Ihr habt euch mir verschrieben, und das nicht nur aus Langeweile. Jeder von euch hatte seinen eigenen, persönlichen Grund. Und wenn ihr deshalb noch immer hier seid, dann solltet ihr mir auch bei diesem Schritt folgen. Also frage ich euch: Habe ich euer Vertrauen?"
Herausfordernd hob ich meine Arme und drehte mich um meine eigene Achse.

Unerwartet stark kam die Antwort meiner Soldier.
"Ja!", kam es beinahe synchron von all meinen Membern.

Ich grinste und nickte beeindruckt. "Starke Leistung, meine Soldier! Ich hoffe, das kann ich von jedem von euch erwarten." Ich ging wieder auf meinen Wagen zu und drehte mich so, dass ich in den Kreis schauen konnte. "Bis dahin habe ich nichts mehr, was ich ansprechen müsste. Ich werde mich melden, wenn es wieder etwas zu besprechen gibt. Ihr seid alle entlassen."

Ohne Aufforderung kamen meine Member auf mich zu und verabschiedeten sich von mir.
Sie alle. Mickey, Mike, Grinch Hill, Punch Arogunz, Scenzah, Deamon, Salah, Alzein, Gio, Gary Washington, Fear, Juri und Insanity. Alle scheinen meinen neuen und waghalsigen Vorschlag angenommen zu haben.

Ich sehe ausschließlich in zwar unsichere, aber dennoch zuversichtliche und zustimmende Gesichter, als sie mich mit einem Handschlag verabschieden und nacheinander auf den Straßen verschwinden.

Auch ich setze mich wieder in meinen Wagen und fahre in die anbrechende Nacht hinein. Allerdings ohne wirkliches Ziel.
Nach Hause wollte ich aus Prinzip noch nicht. Ich hielt es in dieser Stille nicht aus. Ich hatte alles, was ich brauchte. Dennoch schien es mir nicht das zu sein, was mich wirklich glücklich machte.

Natürlich hatte ich lange und hart dafür gearbeitet und lernte, alles wertzuschätzen, was ich bis dahin geschafft hatte.

Doch nun war ich da, wo ich schon immer sein wollte und wusste nicht wohin mit mir.

Schlussendlich gab ich auf und lenkte meinen Wagen zurück zu meinem Haus.
Dort angekommen parkte ich meinen Audi in meiner Auffahrt und schloss die Haustüre auf, um einzutreten.

Ich warf meinen Schlüssel auf die Kommode im Flur und zog meine Schuhe und Jacke aus, die ich achtlos auf den Boden warf und mit müdem Blick durch meine Wohnung auf die Treppen zuging.

Als ich jedoch an dem Treppenaufgang ankam wurde ich aus dem Nichts heraus zurück gezogen.
Nicht darauf gefasst wehrte ich mich und brachte mich und die noch unbekannte Person zum Fall.
Ungeschickt kamen wir auf dem Boden auf, weshalb ich völlig geschockt nicht reagierte, als der Unbekannte mich unter sich auf den Boden drückte.

Und erst jetzt erkannte ich Julien, der mich siegessicher angrinste. "Na? Hast du mich vermisst, du Arsch.", beschimpfte er mir auf ironische Weise, sodass ich sofort wusste, dass es nicht ernst gemeint war.

Erleichtert entspannte ich mich und blieb unter ihm beweglos liegen, als ich ihn lachend ansah. "Du Wichser ... ich dachte ich werd' jetzt umgelegt.", sagte ich erleichtert, da es nur er war. "Wie kamst du überhaupt rein?"

"Ist mein Geheimnis ... Na dann kann ich dir beruhigt sagen, dass du dennoch umgelegt werden kannst. Umgelegt auf'm Bett." Julien zog mich noch während er sprach mit sich auf die Beine und ließ mich nicht zur Worte kommen, da er mich direkt küsste.

"Mit diesem umlegen hab' ich dann kein Problem.", erwiderte ich, nachdem wir uns lösten und er mich auffordernd ansah.

Ein Grinsen zog sich über sein Gesicht. "Worauf warten wir dann noch?"

Die Frage blieb in Worten ungeklärt, doch in Taten beantwortet.

Hassliebe [Sun Diego x JuliensBlog FF] Where stories live. Discover now