Kapitel 2. Ankunft

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Stumm sah Neith den Gang entlang, in welchem Professor Sprout vor wenigen Sekunden verschwunden war. Von der Seite aus musterte sie den Mann neben sich. Er hatte schulter langes, dünnes, graues Haar, stumpfe graue Augen und ein eher deformiertes Gesicht. Erst jetzt fiel Neith die struppige Katze auf,welche am Ende des Korridors hockte. Sie hatte gestreiftes, mattes Fell und strahlend rote Augen welche sie wie zwei Scheinwerfer in ihrem Blick fixierten.

Jeder der einigermaßen klar bei Verstand war, bemerkte dass sie und der Mann zusammen gehörten, beide hatten diesen lauernden, animalischen Blick der wohl so manchen Erstklässlern Angst einflößte. Die Haltung, der Blick und dem Benehmen ihr, einer Schülerin, gegenüber schrien schon förmlich aus, welchen Rang und Job er hier besaß.

"Nun ich nehme an sie sind eine Art Hausmeister an Hogwarts, oder liege ich da falsch? Freut mich sie kennen zu lernen, Mr. Filch.", formell, aber trotzdem eine distanzierte Freundlichkeit einhaltend, streckte die Rothaarige ihm die Hand hin. Filch musterte sie misstrauisch von Kopf bis Fuß und schien gedanklich einzuschätzen, ob sie ein Tunichtgut war oder es sich lohnte ihr ein wenig Etikette entgegenbringen.

Schließlich schloss er seine langen, knochigen Finger um ihre Hand und erwiderte den leichten Händedruck. "Miss Okeanos, wie ich hörte. Die Freude liegt ganz meinerseits.", er gab sich gar nicht erst große Mühe seinen argwöhnischen Ton zu verstecken, trotzdem beschloss Neith dem Hausmeister ein leichtes Lächeln entgegen zu bringen.

"He, ihr Kater soll sich gefälligst von meiner Katze fernhalten.", überrascht blickte sie bei Filch's Worten zu den beiden Katzen, welche sich gerade beschnupperten. Sie wollte gerade den weißen Kater zurück lotsen, als Filch's Katze anfing zu schnurren. Das erste Mal sah sie etwas anderes in dem Gesicht des alten Mannes, als Argwohn und Misstrauen. Verblüfft starrte er zu den beiden Tieren hinab.

Als sie ihren Weg zum Büro des Direktors fortsetzten, kamen sie und der Hausmeister ein wenig ins Gespräch. Erst redet sie über Katzenpflege und was für nervige Angewohnheiten ihre Tiere hatten, bis sie schließlich das Thema Schüler an schnitten.

"Früher mochte ich ja Kinder, aber bei diesen Bälgern hier vergeht einem jeglichen Wunsch nach Nachwuchs. Am schlimmsten sind sie ab dem fünften Jahr, da setzt die Pubertät ein und die ganzen Plagen denken, sie müssten sich behaupten. Demolieren Schuleigentum und verlieren Respekt vor den Autoritätspersonen.", ein Schnauben entfuhr dem Hausmeister und Neith konnte seine Sicht tatsächlich sogar nach vollziehen. Kinder waren noch nie ihr Ding, auch wenn es einige Ausnahmen gab. Plötzlich hielten sie vor einem steinernen Wasserspeier welcher in eine kreisrunde Nische eingelassen wurde.

Er war schön verarbeitet, viele Details wurden beachtet, doch Neith wunderte sich warum sie hier Halt machten. Sie musste doch zum Schulleiter, oder nicht? Sie dreht sich mit einem fragenden Gesichtsausdruck zu Filch, doch dieser gab als Antwort nur ein Gemurmel von sich was sich für Neith fast schon wie "Schokofrosch" anhörte. Mit einem Mal erklang ein schleifendes Geräusch welches an den steinernen, blanken Wänden der Korridore widerhallte und der Wasserspeier drehte sich wie ein Korkenzieher die Nische hinauf. Mit seinem Verschwinden wurde eine Wendeltreppe kenntlich. Fasziniert beobachtete das Mädchen den Vorgang und ein bewunderndes Glitzern bildete sich in ihren Augen.

Oben angekommen dankte sie ihrem Begleiter noch einmal für das Herumführen und verabschiedete sich mit einem ehrlichen Lächeln von ihm. Er war kein so schlechter Mensch wie er vielleicht wirkte, soviel musste sie zugeben. Als der alte Hausmeister und seine Katze, welche Mrs. Norris hieß, wie sie heraus fand, verschwunden waren, klopfte sie an die riesige Tür, welche das Büro des Schulleiters ziemlich prachtvoll an kündete.
Ein sanftes "Herein" klang dumpf durch die Tür und die Okeanos trat ein.

Endlich, nach all dem Tumult stand sie Albus Dumbledore gegenüber. Ihr Vater hatte ihr schon viel von dem mächtigen Zauberer erzählt, doch Neith wollte sich selbst ein Bild machen. Schon als kleines Kind fand sie Sagen und Legen schön, wagte allerdings nie ihnen Glauben zu schenken. Ein deutlich ins Alter gekommene Mann stand an einem Pult in Mitten des Büros. Jenes war voll mit antiken, magischen Gegenständen und Apparaten bestückt.

Ein geheimnisvoller Schleier legte sich um den Raum und schien durch die Aura des Direktors noch ein Stück undurchdringbarer. Diese vier Wände beherbergten mystische Rätsel wie sie noch nicht viele kannten, so viel stand fest. Ein warmer Schauer überkam das Mädchen bevor sie ihren Blick auf den Direktor fixierte. Ein Mann mit Ellen langem, weißen Haar welches sowohl Bart als auch Haupthaar beanspruchte. Er hatte eine kunstvolle, aber auch verspielte Robe an, welche sich durch all die kindlichen Farben als auch Mustern auszeichnete. Die eis-blauen Augen schienen Respekt als auch Verständnis auszustrahlen. Eine so rätselhafte Person passte perfekt in dieses Büro.

"Miss Okeanos, wie war die Anreise? Sie sind ein wenig später als erwartet.", der Professor blickte über seine Halbmondbrille auf das Sommersprossen benetzte Mädchen hinab welches sich auf ihre respektvollste Tonlage begab. "Die Anreise war einwandfrei, nur hatte ich Probleme mich in diesem prachtvollen Schloss zurecht zu finden. Professor Sprout und Mister Filch, waren so freundlich mir einen wunderbaren ersten Eindruck der Schule zu bereiten und mich zu ihnen zu führen.", meinte Neith und verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken, allerdings konnte sie sich nicht verkneifen eine ihrer unbezähmbaren Locken, die ihr ins Gesicht viel, weg zu streichen.

Ein amüsiertes Brummen ging von Dumbledore aus, "Ja, unsere Schule kann in der Tat auf den ersten Blick verwirrend erscheinen, doch glauben sie mir, wenn ich sage, mit der Zeit gewöhnt man sich an sie und lernt die Korridore wie seine eigene Westentasche kennen.". "Ich hoffe es Professor, ich hoffe es.", sie zwang sich zu einem Lächeln.

Nach dem sie all den Todes langweiligen Papierkram hinter sich hatte, kam es endlich zum spannenden Teil und Neith war plötzlich wie ausgewechselt. Aufgeregt blitze sie zu Dumbledore. "Nun, Miss Okeanos, da sie die ersten fünf Jahre an Beauxbutons abgeschlossen haben, heiße ich sie Herzlich Willkommen in Hogwarts und auf ein gutes sechstes Jahr.", schmunzelte der Weißhaarige und schüttelte Neiths Hand. "Jetzt müssen wir nur noch heraus finden, welches Haus ihre Zukunft prägen wird und dann können sie schon in ihren ersten Tag beginnen.". Mit einer kindlichen Vorfreude schaute sie auf den heran schwebenden, sprechenden Hut. Auch darüber hatte sie sich bei ihrem Vater informiert und das war schönste an der ganzen Einweihung, zu erfahren welches der vier Häuser ihre neue Familie werden würde.

Vorsichtig wurde der alte Stoffhut auf ihrem Haupt abgelassen, als auch schon die faltige Krempe über ihre Augen rutschte. Eine tiefe, kratzige Stimme schien in ihren Gedanken wieder zu hallen.
"So, so. Okeanos, hm? Du bist die erste deiner Familie die sich in Hogwarts wieder findet, nicht wahr? Intelligenz ist in jedem Falle vorhanden, schon immer eine der Klassenbesten gewesen, wie es aussieht, scharfe Sinne, eine ausgeprägte Fantasie. Sieht mir sehr nach Ravenclaw aus.. Doch.. Was sehe ich da? Eine scharfe Zunge, ehrgeizig und stur dazu. Elemente eines Slytherin. Dazu kommt noch Mut und ein extremer Fabel für Fairness. Hmm.. Das muss ich genau über denken."

Immer weiter hörte sie den Hut in ihren Gedanken etwas vor sich hin murmeln. Immer wenn die dachte er hätte eine Entscheidung getroffen, so entschied er sich doch wieder um. Geschlagene 7 Minuten saß sie auf dem Stuhl und hörte zu wie das faltige Stück Stoff ihre Gedanken wie Aktenschränke durch ging.
Eine weitere Minute verging und sie hielt es nicht mehr aus, durchforstet zu werden als wäre ihr Leben ein unlösbares Rätsel.
"Bei Merlins Bart, ich bitte dich. Bin ich so schwer einzuteilen? Steck mich bitte einfach in das Haus, welches mir die beste Zukunft bringt!" , dachte sie schnippisch und hoffte inständig, der Hut würde ihr kleines Gebet erhören.
Eine kurze Stille trat ein, dann sprach er selbstsicherer als noch wenige Minuten zuvor, "So so, die Dame ist wohl doch sehr zukunftsorientiert, na dann schauen wir mal was dir die jeweiligen Häuser so einbringen würden... Hm, ja.. Nein, Huffelpuff wäre keine kluge Entscheidung.. Vielleicht.. Oh, ja. Das könnte interessant werden! Dann steht es also fest. Du kommst nach ..."

Under the Sea ~ Severus Snape FFWhere stories live. Discover now