42. Ohne ein Wort

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Aufgeregt rauschte Neith durch das Portal zum Gleis neun dreiviertel und fand sich in einer Menge aus Hexen und Zauberern wieder. Alle waren sie mit ihren Familien hier, wie sie weinten, wie sie lachten, wie sie stolz vor sich hin lächelten. Neith wurde etwas melancholisch, doch beeilte sich in den Zug zu steigen da jetzt vermutlich noch die meisten Abteile frei waren. Sie war recht früh dran und die Schüler die jetzt schon am Gleis vorzufinden waren, mussten sie erst einmal von ihren Familien verabschieden. Jeffrey und Kelly würden vermutlich erst später eintreffen, solange konnte die Okeanos schon einmal ein Abteil reservieren. Schnell schleppte sie die zwei Käfige und ihren Koffer hinter sich her in den Hogwarts Express und setzte sich in das erstbeste Abteil. Noch ganz schläfrig von ihrer ersten Zugfahrt gähnte sie einmal herzhaft und schaute aus dem Fenster. All die Menschen. Nein, das war nichts für sie. Sie genoss es lieber mit ihren Vertrauten in einem Kreis zu bleiben. Es war als hätte sie ihr eigenes kleines Rudel gegründet.

Nach circa einer halben Stunde sah sie einen grünen Haarschopf an ihrem Abteil vorbei huschen, zurück laufen und durch die Scheibe zu ihr schauen. Ein breites Grinsen pragte in Jeffrey's Gesicht als er die Tür ratternd auf schob und seinen Koffer auf der Gepäckablage über ihnen abstellte. Mit einem seufzen ließ es sich in das weiche Sitzpolster fallen. "Und? Wie geht's meiner Lieblings Slytherin so?", sie zog belustigt eine Augenbraue hoch und schmunzelte. "Ziemlich super, die Ferien verliefen besser als erwartet. Deine wie es scheint auch. Und deine Typveränderung ist auch überraschend spontan.". Der Slytherin schmunzelte und sog die Luft zwischen den Zähnen ein, "Naja, wie man es nimmt. Meine Eltern haben die Sache mit Eliot raus bekommen, ich hab mit ihm geeult und sie haben einen der Briefe abgefangen. Sie haben mich mitsamt einer saftigen Ohrfeige voller Scham raus geschmissen, ich wohne jetzt bei meiner Großmutter, sie ist wirklich die lockerste Frau überhaupt. Eigentlich war es nur eine Verbesserung.", er lachte und man sah ihm an dass er wirklich froh war aus seiner Reinblüter Rolle raus gekommen zu sein, dann wurde er allerdings etwas rot und er kratzte sich am Hinterkopf, "Und nun ja.. Wie gesagt, Eliot und ich haben uns ständig geschrieben. Irgendwann, als ich dann schon bei meiner Oma gewohnt habe, haben wir uns mal getroffen und.. ehm.. ja.", seine Ohren glühten förmlich.

Erfreut klatschte Neith in die Hände und wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, "Das freut mich für dich, ich glaube du und Eliot gebt ein tolles Pärchen ab.". Sie sprachen noch eine Weile über dies und das, auf einmal schlug die Uhr elf und Kelly war noch immer nicht aufgetaucht. Nervös blickte Neith aus dem Fenster zu all den winkenden Eltern und Geschwistern, doch wirklich vertraut kam ihr keines der Gesichter vor. "Hey, wo bleibt eigentlich Kelly? Hat sie dir irgendwas gesagt, oder..?", Jeffrey sag die fragend an, doch Neith schüttelte nur noch angespannter den Kopf. Was war mit ihr?

Die Zugfahrt über geschah nichts spannendes, Jeffrey hatte einige Bücher dabei uns so lasen sie die meiste Zeit. Neith ließ ab und zu Zeus aus dem Käfig damit er sich die Beine vertreten konnte. Im Schloss angekommen stellten sie ihr Gepäck am Eingang ab und machten sich auf den Weg in die große Halle. Es tat der Okeanos gut vertraute Gesichter wieder zu sehen und auch als sie Severus am Lehrertisch sitzen sah, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Die Schüler tuschelten noch einige Minuten, dann wurden die Türen geöffnet und eine Schar von Erstklässlern betrat die große Halle. Die Traube sammelte sich vor dem Podest auf welchem schon McGonagall mit dem sprechenden Hut wartete. Sie hielt eine kurze Rede und dann begann der Hut sein alljährliches Lied zu singen.

Neith achtete nicht wirklich auf den Gesang oder die Zeremonie überhaupt, eher war es ein gewisser Professor welcher ihren Blick auf sich zog. Dem war er auch bewusst, er schaute schließlich auch oft genug zu ihr um dies zu bemerken. Jedoch schien sein Blick ziemlich verbissen, fast schon traurig. Neith versank in Gedanken und fragte sich was wohl mit Severus los war, sie erschrak sich als auf einmal das Essen vor ihr auftauchte. Sie haute sich den Teller voll da die lange Zugfahrt ihr keinerlei Möglichkeit gab sich irgendwie mit Essen zu versorgen und aß auch jeden Bissen davon auf. Das Mahl war köstlich, wie allerdings jedes Mal. Sie saß nun also am Tisch, sich fragend wie lange Jeffrey wohl noch brauchen würde bis er aufgegessen hatte, da rauschte jemand mit wehendem Umhang an ihr vorbei und blieb direkt hinter ihr stehen. Gelangweilt drehte sie sich zu dem Besucher um und auch wenn ihr Herz ihr gleich aus der Brust springen würde, ließ sie sich nichts anmerken. Ihr Hauslehrer stand mit einem abwertendem Blick vor ihr, jedoch verriet ihn wie so oft alles an ihm. Zumindest Neith konnte aus ihm lesen wie seine Gefühle gerade standen. Anders als vermutet schien er sehr bedrückt und es sah aus als würde er am liebsten wieder weg laufen, doch es gab kein zurück.

"Miss Okeanos, ich müsste einige Angelegenheiten mit ihnen wegen Miss Rutherford klären, wenn ich ihr Abendmahl also kurz unterbrechen dürfte?", schnarrte er und zog einige neugierige Blicke der Slytherins auf sich. Neith's Herz rutschte nicht nur in die Hose, sondern bis zu ihrem großen Zeh und weiter. War er deswegen so bedrückt? War ihr irgendetwas passiert? "N-Natürlich, Professor.", stammelte sie und stand von der Holzbank auf. Sie sah noch einmal mit einem Kloß im Hals zurück zu Jeffrey, doch folgte dann ihrem Hauslehrer. Angespannt rauschten die Beiden, Seite an Seite, in die Kerker hinab und fanden sich schließlich in Snape's Büro wieder. Er setzte sich mit gefalteten Händen auf seinen Stuhl und sah sie aus warmen Augen an. "Setz dich lieber, du wirst es brauchen.", murmelte er.

Die Slytherin sank langsam auf den Stuhl und schaute ihren Gegenüber an. "Was ist mit ihr?", ihre Stimme klang heißer als gewollt. Snape schaute sie mit Mitleid im Blick an und beugte sich vor um ihre Hand zwischen seine zu nehmen. Dann begann er zu sprechen. "Nun, du weißt, Miss Rutherford stammte von der Göttin Tynche ab. Solche Nachkommen in diesem Sinne nennt man ja bekanntlich Nymphen, allerdings.. Naja, Miss Rutherford kam ja an unsere Schule um für deinen Schutz zu sorgen, dir zu zeigen wie du deine Kräfte einsetzen kannst, all so etwas. Nach dem letzten Schuljahr allerdings, schien Tynche der Meinung zu sein, du wüsstest nun wie man in der Welt der Götter klar kommt, somit war Rutherford's Aufgabe erfüllt und Tynche hatte keinen Grund mehr sie in der Welt der Menschen zu lassen. Das Fazit daraus ist, Kelly wurde wieder aufgelöst. Sie lebt so gesehen nicht mehr. Die Nachricht habe ich heute morgen als ich in Hogwarts ankam auf meinem Tisch gefunden. Ich weiß nicht von wem sie war, allerdings muss sie wohl oder übel stimmen.", Severus drückt mit besorgtem Blick die Hand der Okeanos, "Neith, es tut mir leid.".

Ihr Blick glitt auf den Schreibtisch. Wirklich jetzt? Kelly war weg? Sie ist gegangen ohne ein Wort darüber zu verlieren? War das fair? War das wirklich fair von den Göttern? Ihre Eltern haben sich geschieden, ihr Vater war Alkoholiker, ihr eigener Vater hatte sie zu einem Monster machen wollen, ihre Mutter verlor warum auch immer das Sorgerecht und sie musste alles zurück lassen um zu ihrem Erzeuger nach England zu ziehen, sie bekommt die Chance in den Olymp aufgenommen zu werden und verkackt es und dann wird ihr auch noch ihre einzigste Freundin weggenommen? Fanden diese arroganten Schweine da oben das wirklich lustig? Das einzige Glück in ihrem Leben schien gerade von Severus, Jeffrey und ihrem Bruder auszugehen, wetten einer der drei wird bald der nächste sein? Eine Träne staute sich in ihrem Augenwinkel auf und kullerte an ihrer Wange hinunter bis sie an ihrem Kinn hängen blieb. Wirklich bemerken tat sie es nicht, erst als Severus um den Tisch herum kam und sie sanft in den Arm nahm. "Ich verstehe dich, wirklich. Ich kann dein Leid nachvollziehen, doch bitte ziehe dich jetzt nicht in deiner Trauer zurück. Es würde dich zerstören, ich habe die Erfahrung schon machen müssen.", die schwarzen Obsidiane beruhigten sie zwar, doch wirklich helfen, konnte gerade nicht.

Under the Sea ~ Severus Snape FFWhere stories live. Discover now