8. Legilimens

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"Ich sehe sie dann heute Abend, Punkt Siebzehn Uhr in meinem Büro. Sollten sie oder Mister Donovan ihre Anwesenheitspflicht verpassen, so können sie mir glauben, melde ich dies umgehend dem Schulleiter.", schnarrte der Zaubertrank Lehrer.

Schnaubend wollte Neith schon aus dem Raum stürmen als die Stunde endete, doch Snape rief sie zu sich vor bevor sie auch nur einen Schritt über die Türschwelle machen konnte. Aus warmen, schwarzen Augen, sah er auf die Slytherin hinab und betrachtete sie zum ersten Mal seit ihrer Ankunft. Ein markantes Gesicht, wilde, bernsteinfarbene Augen welche ihr Temperament nur all zu gut widerspiegelten, ebenso unzähmbare rote Locken die ihr Gesicht umrahmten und ein schwarzes Semptum welches ihre stupsige Nase betonte. Alles in allem ein wunderschönes Mädchen, wie Snape fast schon neben bei auffiel.

Er schüttelte seine Gedanken ab und sah dem Mädchen fest in die Augen. Dort, ganz tief drin erkannte er etwas, das ihm ein seltsames Gefühl bereitete. Eine wohlige Wärme stieg in ihm hoch und er wurde augenblicklich ruhiger. Er setzte an, "Miss Okeanos-" "Neith. Immer noch.", sie starrte ihn unverändert an. "Von mir aus. Ich glaube sie haben großes Potential was eine Zukunft als Hexe an geht. Darf ich fragen welche Schule sie vor Hogwarts besuchten?", Snape hob eine Augenbraue und lehnte sich an seinem Pult an.

Neith betrachtete den Mann vor ihr. Dieses schwarz stand ihm so verdammt gut. "Beauxbatons. Meine Tutorin war Madame Lefevre.", Snape nickte anerkennend. "Oh ja, Madame Lefevre, ich hatte bereits das Vergnügen ihre Bekanntschaft zu machen, sie ist wirklich eine bemerkenswerte Frau.", an seinem Mundwinkel zupfte kurz ein Lächeln und der Lehrer blickte in Erinnerungen schwelgend auf einen ungewissen Punkt vor sich. Irritiert zuckten Neith's Augenbrauen zusammen, "Eww. Sachen die ich niemals wissen wollte.".

Verwirrt schaute Snape die Ginger an, dann schien auch er zu begreifen was sie meinte, "Himmel, Gör, was geht in deinem Kopf vor? Nicht so. Wir trafen uns auf einer Fortbildung zum Titel der Zaubertrank Meister. Sie lehrte mich einige Techniken.". Sein Blick stierte gerade aus was Neith schmunzeln lässt.

"Was ist so witzig?", nun trafen seine Augen doch auf ihre. "Nun, zum einen das ich meinen Zaubertrank Lehrer schmollend sehe, dann wäre da noch dass sie mich endlich geduzt haben und außerdem, was ich nebenbei auch am amüsantesten finde, werden sie rot.", um ihre Vermutung zu bestätigen, lehnte sie sich mit dem Oberkörper nach vorn, zu Snape hin. Da dieser noch am Tisch lehnte und nicht zurück weichen konnte, lehnte er sich ebenfalls nach hinten da ihm die Nähe etwas zu bedrängend vorkam.

Leichte Panik breitete sich in dem Lehrer aus und er beobachtete scharf ihren nächsten Zug. Neith jedoch, grinste lediglich, "Sie sind verlegen. Sie schämen sich, liege ich richtig?". Atemlos fixierte er seinen Blick auf der Slytherin. Dieses Mädchen war gefährlich. Bisher hatte er in seinem Leben nur einen Menschen getroffen der solch eine Legilimens ähnliche Beobachtungsgabe besaß. Der dunkle Lord. Jedoch waren das nur positive Nebeneffekte seines Schlangenkörpers, Neith hingegen sah nicht danach aus als würde sie sich mit einem Reptil verbünden.

Während Snape in seine Gedanken Welt abdrifftete, hatte das Mädchen wieder die Möglichkeit ihn von nahem zu mustern da sie immer noch zu ihm vorgebeugt war. Sie mochte Snape. Er war ein wirklich guter Lehrer und eigentlich gar nicht so unsympathisch außerhalb des Unterrichts. So von nahem betrachtet, fiel ihr erst so richtig sein muskulöser Oberkörper auf.

"Ich gehe dann, wenn sie erlauben?", Snape war immer noch abgedriftet und so beschloss Neith einfach so schnell wie möglich aus dem Klassenzimmer zu verschwinden. Kaum war sie draußen, fiel ihr auf wie ihr der schumrige Kräutergeruch jetzt schon fehlte. Der Schultag war nun so zu sagen für sie beendet. Sie hatte keine weiteren Schulstunden, also war jetzt Zeit für Mittagessen.

Ein Festmahl wie es die wenigsten gesehen haben, stand an jedem Tisch parat. Neith fielen beinahe die Augen raus. In Frankreich gab es eine ganz gewöhnliche Cafeteria in welcher man morgens, mittags und abends das gleiche bekam. Hogwarts brachte eindeutig seine Vorteile mit sich. Mit leuchtenden Augen schöpfte sie sich von allem eine Portion und fing an das Essen in sich rein zu stopfen.

Jemand setzte sich neben sie und schon aus dem Augenwinkel nahm sie die schneeweißen Haare war. "Hat Snape dir noch einen Anschiss verpasst?", mit einer leicht besorgen Mine musterte der Slytherin sie. Neith schüttelte den Kopf. "Nein, im Gegenteil. Er hat mich sogar gelobt dafür dass ich die Crepitus-Blase geschrumpft habe. Er meinte ich habe Potential. Nachsitzen muss ich allerdings trotzdem.", sie schaute zu Jeffrey rüber.

"Tut mir leid, okey? Ich wusste nicht dass die Brühe in die Luft gehen kann.", Jeff stocherte niedergeschlagen in seinen Kartoffeln rum, fast tat er Neith leid. Aber nur fast.

Sie zuckte mit den Schultern, "Passiert. Ändern kann man es nicht mehr.". Der Junge musterte sie. "Du siehst echt verdammt gut aus, weißt du das?", sein typisches, schiefes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht was Neith die Augen verdrehen ließ. "Du gibst nicht auf, oder?", sie schaute ihm in die Augen und erkannte blanke Begierde. So sehr sie es beängstigend fand, so sehr zog es sie auch an.

Nach dem Essen, verzog sich Neith direkt in ihr Zimmer. Sie musste nachdenken, und das lange. Über Jeffrey, Snape, ihren Bruder, ihre zerbröckelte Familie, alles schwirrte ihr im Kopf rum. Das ging soweit dass sie fast ihren Nachsitztermin verpasst hätte. Kurz vor Siebzehn Uhr wachte sie aus ihren Tagträumeb auf und schaute auf die Uhr. Sie machte sich nun doch etwas gestresst auf den Weg.

Genervt schlug sie die Tür zum Klassenzimmer für Zaubertränke auf und schritt schnellen Schrittes auf ihren Platz zu. Snape, der sich doch ziemlich erschrocken hatte, schenkte sie auch nicht nur einen Blick. Stur gerade aus starrend setze sie sich auf die ungemütliche Bank, als wolle sie Snape ein schlechtes Gewissen bereiten. Dieser hatte sich nun wieder von dem Schock erholt und laß weiter seinen Tagespropheten. Die Füße hatte er sehr unförmlich auf dem Tisch abgelegt und sein Kopf verschwand nun schlussendlich hinter der Zeitung.

"Ihre ignorante Art hilft ihnen hier wenig weiter, Miss Okeanos. Entweder sie sehen ein dass sie selbst Schuld sind, oder sie spielen weiter die Rebellin und geben, was weiß ich, Mister Donovan die Schuld."

Ein Paar Hände schlug auf den Tisch und ließen Snape zusammen zucken. Er blickte zu der Slytherin die ungewöhnlich schnell an seinem Pult aufgetaucht war. "Sie wissen gar nichts. Rein, gar nichts. Sie wissen nicht wer Schuld trägt, beschuldigen jedoch beliebige Personen. Ich tue es ihnen nicht gleich. Ich sehe alles. Ich sehe alles in ihrer Seele. Sie leiden. Ganz tief in ihrem Herzen leiden sie, ich weiß noch nicht warum, aber ich erkenne ihre Gefühle.", Snape starrte sie mit Gänsehaut an. Die sonst so hellen Augen, wirkten mit einem Mal dunkel, mysteriös, weise.

Under the Sea ~ Severus Snape FFWhere stories live. Discover now