40. Töten oder getötet werden

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Neith brachte kein Wort heraus. Ihr Lehrer stand mit dem Rücken zu ihr, schaute mit gezücktem Zauberstab die Treppe hinauf, bereit falls irgendjemand eindringen sollte. Neith lächelte sanft, jedoch überkam sie gleichzeitig die Trauer, er setzte so verdammt viel für sie aufs Spiel. War das vielleicht ein Zeichen? Naja, nicht dass ihre Vision nicht Beweis genug war dass er auch etwas empfand, aber es wirklich, real vor sich zu sehen, dass war etwas anderes. "Professor.", es war ein leises Krächzen welches sie schlussendlich heraus brachte, schnell räusperte sie sich. Ihr Lehrer für Zaubertränke drehte sich nicht um, doch gab mit einem leisen "Hm?" zu verstehen dass er sie hörte. Eine Gänsehaut legte sich über ihren ganzen Körper und ihr Gesicht wurde unfassbar warm, "Ich wollte ihnen noch etwas sagen, haben sie das schon vergessen?". "Habe ich garantiert nicht, dann sprechen sie.", er drehte sich noch immer nicht um, doch die Stimme des Lehrers schien alles andere als fest. Er klang als hätte er soeben realisiert dass sie bald sterben würden, doch Neith schlich um ihn herum und blieb vor ihm stehen. Sanft und ruhig nahm sie seinen erhobenen Arm mit dem Zauberstab herunter und steckte diesen in die Brusttasche seines Umhangs.

Er schaute sie nur mich leuchtenden Augen an, angespannt doch auch neugierig worauf sie hinaus wollte. Mit einem besorgten Ausdruck in den Augen schaute sie zu Severus herauf und wusste was nun kommen würde. Sie blickte tief in die Augen vor ihr, auch wenn manchmal ihr Blick zu seinen Lippen flackerte. Severus' Herz klopfte so stark dass er schon befürchtete es würde gleich aus seiner Brust heraus platzen und dieses Gefühl war so entspannend und gleichzeitig schön für ihn, fast hätte er wie bescheuert vor sich hingegrinst. Er schaute in die rätselhaften Augen der Okeanos hinab und wusste immer noch nicht welche Farbe sie nun hatten. Sie sahen so golden aus, so funkelnd, doch auch schienen sie so unergründlich haselnuss braun. Die Beiden realisierten gar nicht wie sie sich immer näher kamen, doch als sie nur noch Zentimeter von einander entfernt waren, stoppte Neith einen Moment. Snape schenkte ihr einen fragenden Blick, doch sie lächelte nur. "Ich wollte dir doch noch etwas sagen, stimmts?", ihr Stimme war leise und doch liebevoll, ihr Herz schlug mindestens genauso ungesund schnell wie das ihres Gegenüber, doch davon ließ sie sich nicht beirren.

Severus schüttelte den Kopf und hob ein weiteres Mal ihr Kinn an, "Da kann getrost warten.". Bevor sie allerdings widersprechen konnte, legte er auch schon ihre Lippen aufeinander. Neith war zu geschockt um irgendetwas zu machen oder gar den Kuss zu erwidern, doch es fühlte sich so unbeschrieblich gut an, sie konnte es kaum fassen. Das Gefühl wurde noch stärker als sie sich endlich fing und ihre Arme um den Nacken des Professors schlang. Auch er zog sie an der Hüfte näher zu sich heran und so standen sie da. Beide von Snape's Umhang umschlossen, in ihrer ganz eigenen Welt, durch und durch mit Liebe erfüllt. Doch auch einen Kuss besiegt die Menschlichkeit und sie mussten sich schon bald wieder lösen um an frische Luft zu gelangen. Neith wischte sich schnell eine Träne weg, sie wollte nicht dass er sie so schwach sah, doch die Gefühle überkamen sie einfach. Die Ferien verliefen bisher so miserabel für sie, sie war in Lebensgefahr, hatte eine göttliche Prüfung auf Grund einer Vision verhauen, der beste Freund ihres Bruders wurde gerade in die Luft gesprengt, und jetzt stand sie hier, bei ihrem Traummann und wurde von eben diesem geküsst als wäre sie das letzte was ihn vor dem ertrinken retten könnte. Sie hatte noch immer ihre Arme um ihn geschlungen und legte nun, froh mit der Welt, ihren Kopf auf seine Schulter.

"Severus, ich liebe dich. Ich liebe dich mit allem was ich habe, fühle und bin und ich will nie wieder ohne dich klar kommen müssen.", eine weitere Träne kullerte über ihre Wange und versank in dem weichen Stoff des Umhang. Ein weiterer Knall seitens der Tür ließ sie beide auseinander fahren und zerstörte somit die gesamte Atmosphäre. Jetzt, jetzt war Neith wütend. Warum versteckte sie sich eigentlich die ganze Zeit hier unten? Sie hatte vielleicht gegen einen Gott verloren, aber schwach war sie deshalb noch lange nicht. Es war als hätte Severus ihr all den Mut zurück gebracht welche sie in den letzten zwei Wochen verloren hatte. Völlig in Rage stierte sie auf die Tür zu und blickte noch einmal zurück zu Snape. "Neith, du willst da nicht allen ernstes raus gehen?", fassungslos blickte er ihr hinterher. "Und wie ich das vorhabe. Da draußen sind drei mickrige Zauberer welche mir gar nichts anhaben können. Ich habe die Macht aller zwölf Götter in mir und somit schon fast selbst eine. Ich habe es vielleicht nicht geschafft Zeus zu besiegen, aber die da draußen packe ich auf alle Fälle.", sie atmete einmal tief durch, den Blick zur Tür gerichtet und riss dann aus allen Halterungen mit einem Windstoß welche sie selbst nicht erwartet hatte. Der Eingang krachte mit einer Wucht gegen die gegenüberliegende Wand und ein lauter Schrei entfuhr der Person dahinter. Diese wurde wohl auch direkt zwischen den beiden Beton Platten zerquetsch und nur ein paar reglose Füße lugte unter der herausgerissenen Tür hervor. Aus dem Wohnzimmer brüllte jemand etwas und schließlich hörte man schnelle Schritte welche auf die Küche zu schritten.

Noch bevor die Person auch nur den Türbogen passieren konnte, schickte Neith eine gewaltige Feuerwelle los und man hörte fürchterliches Geschrei im Raum erklingen. Neith taten die Menschen fast schon leid, doch sie rief sich ins Gedächtnis dass wenn sie nicht gehandelt hätte, anstelle des Feindes sie selbst, Severus und ihr Bruder so gelitten hätten. Als die Schreie endlich verklungen waren, ließ sie zögernd von dem Todesser ab. Gleich darauf stieg eine Frau durch das Fenster und blickte fassungslos auf die beiden Leichen neben und hinter Neith. Blanker Hass spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder, "Du kleine Hure, du wagst es meinen Bruder umzubringen?!", brüllte sie durch den Raum und zückte ihren Zauberstab. Neith riss die Augen weit auf und ehe sie sich versah wurde ihr eisigkalt. Der Schweiß auf ihrer Stirn gefrohr und auch ihrer Gegenüber wurde scheinbar ziemlich kühl. Sie atmete erschrocken eine Atemwolke aus und rieb sich fröstelnd die Arme. Ihre struppigen, blonden Haare waren mittlerweile wie mit Haarspray fixiert fest gefrohren und auch ihre Gelenke konnte siekaum mehr bewegen.

Wilde Schneeflocken tobten durch den Raum und mit einem Mal schoss ein gewaltiger Blitz durch das Dach auf die Frau zu. Neith stolperte erschrocken mehrere Schritte zurück. Es gab zwei Möglichkeiten was gerade passiert sein könnte, die erste wäre, sie hatte gerade unbewusst eine Frau getötet in dem sie durch Einfluss ihrer Gefühle ungewollt einen Blitz in unwahrscheinlichem Maße hervor gerufen hatte. Die zweite wäre.. Neith schaute durch das Loch welches nun im Dach pragte und erblickte die vermutete Gewitterwolke. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Zeus. Er hatte ihren Mut jetzt wohl anerkannt.

Under the Sea ~ Severus Snape FFOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz