10. Erkenntnis

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Die rothaarige fuhr erschrocken herum. Ihr wurde unerwartet mulmig als sie Snape im Türrahmen erblickte. Fast sofort rutschte sie von Jeffreys Schoß auf einen Stuhl neben ihm und räusperte sich verlegen. Ihr Freund schien dagegen ziemlich unüberrascht und ruhig zu bleiben. "Professor Snape, ähm, es tut uns leid aber, e-ehm...", Neith spührte wie ihr ihr Blut ins Gesicht stieg.

"Jetzt tu doch nicht so als würdest du ihm Rechenschaft schulden, hört sich ja fast an als wärst du in ihn verliebt.", schnaubte Jeffrey und so laut dass es selbst Snape hören konnte. Dieser schien fast zu beben bei dem Maß an Wut welches in ihm brodelte. "Donovan, sie werden für den restlichen Monat bei Mr Filch nachsitzen und bei Merlin glauben sie mir bei Merlin, er darf sie von mir aus zu seinem persönlichen Sklaven machen.", knurrte der Lehrer und fixierte Nieth nun aus schwarzen Iriden. Jeffrey wollte grade protestieren da versetzte sie ihm einen Stoß in die Rippen.

"Okeanos, wir sprechen uns später. Ansonsten hätte ich jetzt gern ihre Arbeiten.". Die Slytherin sah beschämt zu Boden. Jeff schien sich immer noch nicht viel aus dem Lehrer zu machen und hob ihm wortlos die leeren Blätter vor die Hakennase. Eben diese bebte kurz auf und Snape sah entnervt drein. Er massierte sich die Schläfen, schloss die Augen und atmete tief durch. "Gehen sie, Donovan. Sofort.", sprach er mit gefährlich ruhiger Stimme.

Neith blieb an Ort und Stelle sitzen, ruhig und doch etwas aufgewühlt. Was hatte sie auch erwartet? Dass Snape, ein durchaus intelligenter Zaubertrankprofessor, einfach vergaß dass er zwei Schüler nachsitzen hat lassen? Aber Jeffrey hatte in dem Moment einfach so überzeugend gewirkt, es war als hätte einfach ihr Gehirn in Schlafmodus versetzt. "Ich hätte mehr erwartet.", Neith schreckte aus ihren Gedanken hoch. Snape sah sie ruhig und scheinbar gefühlskalt an, doch tief in seinen Augen sah sie verborgene Trauer und Enttäuschung.

"W-wie meinen sie, Professor?", sie fragte vorsichtig, doch denken konnte sie sich eigentlich schon was er meinte. "Sie haben mich fast sofort durch schaut, sie haben meine Gedanken und Gefühle gesehen, dass konnte vorher nur eine Person. Und jetzt sehe ich sie hier, mit diesem..", er suchte nach einer passenden Beschreibung, doch jede die ihm einfiel wäre zu herb für eine Schülerin wie Neith gewesen. "Mr Donovan ist ein Slytherin von übler Sorte. Ein eingebildetet Reinblüter der zu viel auf sein Aussehen setzt. Ich weiß nicht wie, doch er hat ein Talent dafür, seinen Ummenschen seinen Willen aufzuzwingen ohne dass die betroffenen etwas davon merken.", er spuckte die Worte mit jeglicher Abneigung aus die der Lehrer aufbringen konnte.

"Sie sind eine schlaue Hexe, die mehr als so was verdient.", Snape besah sich die Okeanos. Die sonst so weisen, wölfischen Augen, blickten betroffen zu Boden, die wilden Locken, hingen reglos hinab. Er ertrug es nicht sie weiter zu sehen.
'Und ich bin der Grund dafür.'
Bei diesem Gedanken zuckte Snape schier zusammen. Merlin, was dachte er da? Sie saß mit einem Schnößel, knutschend in seinem Klassenzimmer und er machte sich Vorwürfe?
Dieses Mädchen war nicht gut für ihn.

Neith saß in Gedanken versunken da. Hatte er vielleicht recht? Jeffrey war schon etwas arrogant, aber trotzdem ein guter Freund.
'Ein guter Freund, ja, aber nicht für Beziehungen gemacht. Du hast rein gar nichts gefühlt als er dich küsste.'
Es stimmt. Das Gefühl hat gefehlt. Sie war nicht verliebt.

"Was glauben sie, habe ich denn verdient?", unsicher blickte sie direkt in die schwarzen Augen ihres Professors. Diese betrachteten sie nun mit einer ungewohnten, aber beruhigenden Wärme. Snape überlegte ein paar Minuten. "Das müssen sie wohl für sich selbst entscheiden, doch glauben sie mir wenn ich sage, jeder Topf findet einen Deckel. Und ich bezweifle dass es dort draußen jemanden gibt der sie nicht mögen könnte.", ein zartes Lächeln legte sich auf Snapes Gesicht, doch es verschwand so schnell wie es kam.

Er erkannte wieder diesen durch dringenden Blick der Slytherin, doch dieses Mal hielt er ihm Stand. "Professor?", fing sie leise an. "Neith?", antwortete er ebenso leise. "Sie sind nicht verheiratet, stimmts?", es bedarf keiner großartigen Lautstärke damit sie sich verstanden, sie beide genossen im Moment die stille Atmosphäre und trotz dieser intimen Frage, schien keinerlei Spannung im Raum zu liegen.

Nun brach Snape doch den Blickkontakt ab. Er zögerte eine Weile bis er antwortete, "Nein. Nein, bin ich nicht. Das wird sich wohl auch nicht so schnell ändern.", er starrte auf einen unbestimmten Punkt neben Neith.

Ein unerträglicher Schmerz flackerte in seinen Augen auf den Neith selbst fast spühren konnte. Trauer und Kummer übermannte den sonst so unantastbaren Lehrer und er konnte es nicht einmal mehr verstecken. Vielleicht machte er auch gar nicht erst Anstalten dazu, das Mädchen durchschaute ihn so oder so. Die Slytherin stand auf und stellte sich vor den Lehrer, so dass er sie ansehen musste. Verwirrt schaute Snape zu Neith hinab. Unerwartet legte sie ihre Arme um ihn und lehnte ihren Kopf an seine Brust.

"Sie müssen nicht ständig ihren Kummer verstecken. Das tut niemandem gut.". Snapes Geruch erinnerte Neith an einen Wald kurz nach einem Sommerregen. Blumen, Kräuter, frisches Pergament, er roch einfach gut. Sie erlaubte sich kurz die Augen zu schließen und die verschiedenen Düfte auf sich wirken zu lassen, da schlossen sich Snapes Arme um sie. Ganz anders als bei Jeffrey, nicht so herb, sonders sanft und vorsichtig. Fast schon zögerlich. Neith spührte ihr Herzschlag im ganzen Körper, ihr wurde warm, sie fühlte sich geborgen.

"Wissen sie, ich glaube ich bin kein Topf mit Deckel. Ein Deckel passt auf mehrere Töpfe, aber ich suche keinen Lückenfüller. Ich finde man braucht im Leben seine andere Hälfte, seinen Seelenverwandten, damit man wirklich glücklich werden kann.", murmelte Neith. Sie hatte immer noch die Augen geschlossen, doch sie spührte wie sich Snape entspannte. Das Lächeln konnte sie sich dazu denken. Sie fühle auf einmal etwas. Eine Euphorie die sie durchströmte, ein Glücksgefühl dass sich komplett in ihr ausbreitete.

Under the Sea ~ Severus Snape FFWhere stories live. Discover now