34. Niederlage

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Sie und der Göttervater standen sich gegenüber, sahen sich fest in die Augen. Zeus beobachtete die angehende Göttin, fest darauf fixiert vorauszuahnen was sie wohl als erstes vorhatte, Neith dachte nach. Fest konzentriert. Dann gab Zeus das Signal, drauf hatte sie gewartet. Kaum war der Eröffnungsblitz verklungen flog in der Halle alles um ihre Ohren. Neith hatte von ihrem Standpunkt aus eine gewaltige Explosion erschaffen um sich im Rauch unbemerkt fort zu bewegen, doch Zeus war nicht dumm. Er wehte augenblicklich den störenden Staub beiseite und hielt nach der Okeanos Ausschau. Die war mittlerweile vorgeprescht und hatte die Hälfte des Abstandes zwischen ihnen überbrückt. Ihr Augen glitzerten in einem aufgeregten, stechenden gelb und ein Gefühl in ihre machte sich breit wie sie es noch nie gespürt hatte. Ein animalischer Instinkt wurde in ihr freigesetzt und die Person vor ihr sah sie nicht mehr länger als Gott. Er war ihre Beute, ein Stück Fleisch dass es galt zu besiegen. Sie knurrte, ihre Pupillen waren zu kleinen Pünktchen geschrumpft, ihre Sinne geschärft wie noch nie. Sie roch den dünnen Schweißfilm auf dem fremden Körper vor ihr, sah wie sich seine Muskeln unter der Haut anspannten, hörte den rasselnden Atem und spürte wie die Luft unter der elektrischen Ladung zitterte. In einer unnatürlichen Geschwindigkeit raste sie auf Zeus zu, dieser sprang ein Stück nach hinten und beschwörte eine Gewitterwolke. Ein pompöser Blitzregen prasselte auf Neith hinab. Größtenteils konnte sie den grellen Lichtern ausweichen, doch einige trafen sie auch und hinterließen ein unangenehmes, kribbelndes Gefühl in ihrem Kopf.

Doch Neith ließ sich nicht unterkriegen. Sie schickte die Wolken wieder hinfort in dem sie sie mit einem kleinen Tornado auflöste und sah wieder zu ihrem Gegner. Dieser wartete nur ab. Wie damals bei ihrem Ausbruch im Klassenzimmer glühte mit einem Mal der Boden und der Sand schmolz dahin. Sie erhob sich ein wenig in die Luft und ließ das Ichor in sich brodeln, Neith hob sie Hände und eine gewaltige Feuersäule schoss auf Zeus zu. Dieser konnte sie nur mühsam abwehren. Eine ganze Weile kämpfte Neith mit allen Kräften und spürte immer deutlicher wie ihr Körper an Stärke abnahm und sich gegen den Kampf sträubte. Schwer schnaufend stand sie in dem angesengten Sand welcher von einer feinen Ruß beschichtet war.

Ihr Kreislauf war kurz vor dem aufgeben, sie kämpften schon seit geschätzt zwei Stunden und Neith sah immer wieder schwarze Pünktchen in ihrem Blickfeld herum tanzen. Sie würde nicht mehr lange durch halten, dann würde sie zusammen brechen. Doch ihr Ehrgeiz hielt die Okeanos bei Bewusstsein. Sie musste siegen. Sie musste es tun, für alle die ihr wichtig waren. Doch... warum? Es würde sie und alle anderen keinen Schritt voran bringen. Würde sie zu einer Göttin ernannt werden, müsste sie womöglich sogar im Olymp leben. Neith stiegen die Gedanken zu Kopf und ihr fiel wieder ein wie unnatürlich alles hier gewirkt hatte. Man hatte es nicht leicht als Göttin. Unter den Menschen konnten sie nicht sein wie sie sind, mussten sich verstecken, mussten in dem kleinen Kreis bleiben der für sie am sichersten schien.. Wollte sie das wirklich? Wollte sie eingesperrt in einer doch so surrealen Welt ein unglückliches, unsterbliches Leben führen?

Sie schüttelte den Kopf, doch all die Gedanken kreisten wirr umher wie in einer Schneekugel und alles drehte sich wie auf einem Karussell. Neith wurde mit einem Mal spei übel und ihre Gedärme fühlten sich an als würden sie mit einem Kochlöffel umgerührt werden. Sie konnte es nicht mehr zurück halten, fiel auf die Knie und übergab sich. Ihr Kopf begann fürchterlich zu dröhnen und vor ihrem geistigen Auge flackerten immer wieder zusammenhangslose Bilder auf. Ein dunkler Keller nur von schummrigem Licht beleuchtet, Blut an den Wänden, ein Mann und eine Frau welche sich beide mit verzweifelten Gesichtern in eben diesem Keller küssten, es sah fast schon aus als würden beide sich darauf vorbereiten den anderen vielleicht das letzte Mal zu küssen, dann sah sie noch einen nächtlichen Gewitterhimmel, giftgrüne Wolken bildeten ein grausiges Bild, ein Totenkopf welcher weit das Maul aufsperrte um einer Schlange Platz zu bieten, diese schlängelte sich geradewegs in einer Schleife um sich selbst und aus dem Rachen des Schädels hinaus. Neith überfiel eine eisige Kälte, dann waren die Bilder auch schon wieder verschwunden. Sie fand sich wieder in der Realität wieder, scheinbar hatte sie unbemerkt die Augen geschlossen und ihr fiel auf dass irgendwo eine Frau schrie. Panisch, als bange sie um ihr Leben, stieß sie schrille Schreie aus, doch Neith konnte nicht ahnen wo sie sich befand. Bewegen konnte sich die Slytherin genauso wenig, nur eine dumpfe Stimme schien sie zu beruhigen. Doch wer auch immer da sprach, seine Worte wurden von den verzweifelten Rufen übertönt. 

Dann verstummte alles so abrupt wie es erklungen war. Neith riss erschrocken die Augen auf und sog heftig die Luft ein. Ein stechender Schmerz machte sich in ihren Lungen bemerkbar, da die Luft seltsamer Weise eisig kalt schien und so viel zu kalt für das empfindliche Fleisch. Neith blinzelte verwirrt und schaute sich in der Halle um. Zeus kniete neben ihr und hatte ihr besorgt eine Hand auf die Schulter gelegt, das erste Mal dass der sonstige Sturm in seinen Augen abklang und sich ein ruhiges blau breit machte. Erst jetzt bemerkte Neith dass sie diese Frau gewesen sein musste. Sie hatte so erbärmlich geschrien als würde sie bei lebendigem Leibe verspeist werden. Wie damals im Klassenzimmer schien sich eine Kälte im Raum verteilt zu haben, der Angstschweiß welcher sich an ihrer Stirn gebildet hatte tanzte fröhlich von ihrem Gesicht, mittlerweile in kleine Schneeflocken umgewandelt. Eine leise Träne rannte ihre Wange hinab. Was war nur mit ihr los? Warum musste nur sie solche Dinge durchleben?

Zeus beendete das Training und schickte sie ein weiteres Mal zu Apollon um sich versorgen zu lassen. Die Bilder konnte sie sich immer noch nicht erklären, doch darüber wollte sie wirklich keine Gedanken mehr verschwenden. Was viel wichtiger war, sie hatte die Prüfung nicht bestanden. Sie wurde nicht in den Olymp aufgenommen und galt auch ebenso nicht als Göttin. Sie hatte ihr Ansehen bei den Göttern verloren. Athene kam am nächsten Morgen zu ihr und richtete ihr von Zeus aus, sie würde wohl den Rest der Ferien wieder bei ihrem Vater wohnen müssen. Aphrodite hatte scheinbar ein gutes Wort für sie eingelegt, doch an Zeus' Aussage war nicht zu rütteln. Ein Rausschmiss. Normalerweise wäre sie glücklich gewesen, sie hatte ihr normales Leben zurück, doch es setzte ihr mehr zu als sie zu geben wollte. Am Nachmittag also reiste sie mit der Liebesgöttin zurück in die alte Bruchbude die ihr Vater als Haus zu betiteln wagte. Aphrodite erklärte ihr dass sie sich die nächsten Wochen wohl selbst versorgen musste, da ihr Vater im Krankenhaus verweilen musste. Ares hatte ihm wohl allem Anschein nach eine göttliche Abreibung verpasst und die Ärzte fanden wohl oder übel keine plausible Erklärung warum sich die Wunde bei jedem Einwirken noch ein Stück mehr vergrößerte. Jedenfalls war sie nun auf sich allein gestellt.

Die nächste Woche verbrachte sie damit das Haus bewohnbar zu machen und ging auch mit den Ersparnissen ihres Erzeugers gründlich einkaufen. Ebenso kam eine Eule von Kai, er schrieb er würde sie in zwei Wochen besuchen kommen und dass sie allerdings keinem etwas verraten durfte, unter anderem schrieb er noch dass es ihm und ihrer Mutter gut ging und es sie lieb hatte. Neith wischte sich über die feuchten Augen. Sie versagte derzeit in allem, ihr Selbstbewusstsein war ziemlich angeknackst, sie fühlte sich allein, da tat es einfach verdammt gut so etwas zu hören. Die nächsten Wochen gingen genauso unspektakulär vorbei wie sie es erahnt hatte. Frank und Zeus, dieses Mal allerdings der Kater, waren ihre einzige Gesellschaft, ansonsten verbrachte sie die meiste Zeit am Strand. Ihre Kräfte hatte sie seit ihrem Versagen nicht mehr benutzt, statt dessen rauchte sie deutlich mehr als vorher. Das ein oder andere Mal verschaffte sie sich auch durch Obliviate eine Flasche Bier oder etwas dergleichen im Supermarkt, doch so schlimm wie ihr Erzeuger würde sie niemals werden. Das wollte sie gar nicht. Die einzige Beschäftigung die sie wirklich gern tat, war mit Kelly und Jeffrey zu eulen. Sie erzählten was sie in den Ferien alles erlebt hatten, ob sie in den Urlaub gefahren sind und den neusen Klatsch und Tratsch eben. Die Donovans sind beispielsweise für zwei Wochen nach Russland gereist und die Rutherfords haben sich eine Woche Ägypten gegönnt.

Neith wartete sehnsüchtig auf den Tag hin an dem Kai endlich kommen würde und sie endlich wieder ihren Bruder in die Arme schließen konnte. Ihr Vater würde wohl auch nicht mehr dazwischen funken, das Krankenhaus hatte angerufen und gemeint sie müssten ihn wohl noch eine ganze Weile da behalten da die Schwellung einfach nicht zurück gehen würde. Irgendwie gab diese Information Nieth doch ein wenig Mut. Das hieß dass Ares seine Macht immer noch zu ihren Gunsten einsetzte, würde er wie die anderen Enttäuschung oder Ablehnung ihr gegenüber verspüren, wären die Blutergüsse schon längst abgeklungen.. oder?

Under the Sea ~ Severus Snape FFWhere stories live. Discover now