5. Neue Bekanntschaften

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Zu Neith's Überraschung schien das Interesse nicht nur einseitig zu bestehen. Sie und der Junge verbrachten noch den ganzen, restlichen Tag gemeinsam, welcher größtenteils dafür genutzt wurde das Schloss von oben bis unten zu erkunden. Jeff, so hieß der mysteriöse Begleiter wie sich raus stellte, war zu ihrer Überraschung gar nicht die Art von Macho die sie erwartet hatte. Er hatte einen sehr eigenen Humor, was ihn allerdings für Neith noch ein Stück sympathischer machte. Doch trotz allem spührte man die Überheblichkeit in der Luft schweben.

Besonders angetan hatte es Neith die schier unendliche Bücherei. Mehrere Dutzend alte, staubige Bücher waren in den Regalen gelagert und alterten traurig vor sich hin.

Das restliche Wochenende hatte Neith größtenteils mit Jeffrey verbracht. Sie saßen oft bis spät in die Nacht im Gemeinschaftsraum, beobachteten all die wundersamen Wesen die im Wasser über ihnen, ihre Ruhe fanden und redeten stundenlang über Gott und die Welt. In der Nacht vor ihrem ersten Schultag an der neuen Schule bemerkte Neith wie sie in Jeff einen wirklichen Freund gefunden hatte. Würde man seine Arroganz und die ständigen Flirtversuche ignorieren können, würde er einen echt guten Partner abgeben.

Doch leider lassen sich Menschen nicht wie Wachs verformen. Das wusste grade sie wohl am Besten. Mit verschränkten Armen lag sie in dem weichen Himmelbett, die Haare zu einem struppigen Zopf zusammen gefasst. Schon seit vielen Stunden lag sie regungslos da und schien geistig nicht mehr anwesend. Neiths Gedanken kreisten um all die Leute die sie in den wenigen Tagen hier kennen gelernt hatte und spührte dass sie hier gut aufgehoben schien. Doch dieser Fakt brachte sie gerade nicht ihrem Schlaflosigkeits Problem weiter. Frustriert setzte sich das blasse Mädchen auf. Es war klar das sie die Nacht durch machen müsste, würde sie jetzt einschlafen wäre sie morgen noch kaputter als wenn sie es einfach bleiben lassen würde.

Jetzt blieb noch eine Frage, bis zum Morgengrauen dauerte es noch ein paar Stunden. Bücher hatte sie momentan keine da und sonstige Beschäftigung war auch nicht vorhanden. Zeus streunerte gerade irgendwo in den Gängen Hogwarts herum und genoss die Nacht und Frank schlummerte tief und fest. Neith nahm ihren Zauberstab und malte kleine Figuren, Wörter und Runen in die Luft. Wandte einige Zauber an um sich zu belustigen, doch das hielt sie keine halbe Stunde aus, da lag sie zu Tode gelangweilt am Boden.

Schnell fasste sie einen Entschluss. Sie musste raus. Jeff hatte ihr zwar gesagt das Lehrer und vor allem Filch nachts ihre Rundgänge machten, doch sie konnte nicht anders. Die Ginger zog sich schnell einen Pullover in Übergröße über das weiße Tanktop und weiche Kuschelsocken an um schnell und leise schleichen zu können. Die kurze Hose war ihr egal, mit Kälte kam sie klar.

Mit klopfendem Herzen drückte sie die Türklinke runter und versuchte die alte Holztür so leise wie möglich zu öffnen. Verdammt, war die tagsüber auch so laut? Wie ein Schatten schlüpfte sie durch die Gänge in den Gemeinschaftsraum und schloss leise den versteckten Eingang hinter sich. Neith wusste sofort wo sie hin wollte, sie und Jeffrey hatten erst gestern ein altes, umbenutzes Klassenzimmer im dritten Stock gefunden, dort war ein kleiner Erker durch dessen Fenster von über all die Ländereien Hogwarts' schauen konnte.

Neith hatte sich sofort verliebt und beschloss ihre Freizeit entweder in der Bibliothek oder in diesem Klassenzimmer zu verbringen.

Geduckt sprintete sie leise wie ein Raubtier auf der Jagt durch die Gänge, bis sie im Treppenhaus ankam. Damit so wenig Gemälde wie möglich sie sahen, duckte die sich so tief hinter das Geländer das sie sich mit den Händen auf allen Vieren abstützen musste. Voller Vorfreude hetzte sie mit leuchtenden Augen die Stufen hinauf und stürmte förmlich um die Ecke.

Mit pulsierendem Herz bremste sie ab. Ein rotes Augenpaar fand sich ihr gegenüber. Mrs Norris saß tiefen entspannt vor ihr und schaute sie mit schief gelegtem Kopf an. Neith war schon vorher aufgefallen dass sie und ihr Besitzer so etwas wie eine Verbindung hatten und genau dieser Fakt ließ sie nur schlucken. Vorsichtig ging sie in die Hocke und streckte behutsam eine Hand nach der Katze aus. "Hey, du Schöne. Kannst du auch nicht schlafen?", das Tier schaute sie unentwegt an, doch sie ließ sich streicheln. Mit einem schiefen Lächeln betrachtete die Okeanos die Katze. "Bitte, bitte, sag Mr. Filch nicht bescheid. Ich bin auch gleich wieder weg, hm?", ein flehender Ton lag in ihrer Stimme. Mrs. Norris kniff die Augen zusammen als würde sie überlegen was machen sollte. Mit ihren durchdringenden Augen schien sie schier Neiths Absichten ergründen zu wollen und saß eine Weile still da. Irgendwann normalisierte sich ihr Blick wieder und sie begann unter Neiths Streicheleinheiten leise zu schnurren.

Erleichtert stieß sie Luft aus, dass hieß wohl sie würde einmal noch davon kommen. Mit einem kurzen Kraulen hinter dem Ohr und einem leisen "Danke sehr." verabschiedete sich die Ginger und huschte erneut davon.

Froh über die frische Bewegung summte sie leise ein Lied vor sich und tänzelte etwas in dem riesigen Korridor herum. Unbedacht fing sie irgendwann an in leisem Ton dazu zu singen. Wenige Momente später konnte sie die Umrisse der Klassenzimmertür erkennen und öffnete sie vorsichtig. Ihr war als schien einer der Schatten im Gang dunkler und lebendiger als die anderen, doch sie entschloss sich dazu das zu ignorieren und eilte zu dem Fenster. Schnell kletterte sie auf die Sitzfläche und öffnete die rostigen Fenster. Frische, sommerliche Luft quellte ihr entgegen.

Neith fühlte sich vollkommen in ihrem Element. Ihre Gedanken schienen vom Wind mitgenommen und ihr Blick konnte sich nicht von der dunklen Landschaft losreißen. Mit fröhlich, klopfendem Herzen ließ sie die Beine aus dem Fensterrahmen baumeln und breitete die Arme aus. Angst hatte sie keine, sie genoss einfach nur das Freiheitsgefühl welches ihren Körper zu überrollen schien.

Ihr Zopf war mittlerweile wieder verschwunden und die Locken tänzelten wie sie vorher mit den Windböen. Neith blickte verträumt in den Sternenhimmel. Die Sterne waren klar erkennbar und der Himmel schien in verschiedenen Blau-Nuancen zu schimmern. Es war wie in einem Märchenbuch beschrieben.

So vertieft in die nächtliche Schönheit bemerkte sie nicht wie jemand anderes in den Raum kam. Im Schatten verborgen erstarrte die dunkle Gestallt und schien von Nieth wie hypnotisiert. Ein paar schwarze Augen blitze aus der Dunkelheit heraus und der Zaubertrankmeister schien unsicher. Ungewollt nahm er jeden Atemzug, jedes Seufzen, jeden bewundernden Blick ihrer Seits wahr. Dieses Mädchen. Was tat sie ihm da an?

Under the Sea ~ Severus Snape FFWhere stories live. Discover now